Laienspielgruppe Stockach kriminalisiert mit Herz und Witz
Ein cleverer »Schnüffler« im Hintergrund

Laienspielgruppe Stockach  | Foto: Die Laienspielgruppe Stockach lässt Pfarrer Braun wieder kriminalisieren: Rolf Herz, Hubert Walk, Klaus Hasemann, Margit Hasemann, Gabi Mauch und Gerlinde Michel.swb-Bild: sw
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Stockach. Ein Mann steht zwischen zwei Frauen und hat noch eine heimliche Geliebte. Schwierig! Schwierig! Vor allem, wenn der Mann ein katholischer Pfarrer ist und die beiden Frauen resolute, selbstbewusste Haushälterinnen sind. In diesem Spannungsfeld geballter weiblicher Dominanz bewegt sich Pfarrer Braun, der »Schnüffler Gottes« und zum Leidwesen seines Bischofs ewig kriminalisierende Seelsorger, in dem neuen Stück der Laienspielgruppe Stockach, das die Truppe um Hubert Walk noch fünf Mal auf die Bühne des Bürgerhauses »Adler Post« bringt. Humor und Witz sind vor allem durch das Haushälterinnen-Duo Gabi Mauch und Gerlinde Michel garantiert, nach einem etwas verhaltenen Anfang nimmt das Stück an Fahrt und Dynamik auf, und besonders die Schlusssequenzen und der letzte Gag bergen Überraschungspotential.

Die feinen Nuancen machen es aus - die Zwischentöne, die Mimik, die Gestik, die Details: der schuldbewusste Blick Pfarrer Brauns zum Kruzifix, wenn er menschlich-sympathisch handelt, der heroische Kampf der Haushälterinnen um ihr ureigenstes Küchenreich gegen vermeintliche Eindringlinge, das prunkend-violette Kostüm von Bischof Meinrad Knecht, die unterschiedlichen sakralen Kopfbedeckungen des Titelhelden. Geschludert wurde bei Regie, Choreographie und Bühnenbildgestaltung von »Ein Fall für Pfarrer Braun« nirgends. In sechs Bildern wird die Geschichte um einen mysteriösen Mordfall und eine gierige Schmugglerbande vermittelt - und zu Beginn eines jeden Bildes wird die Uhrzeit an der Standuhr auf der Bühne nach vorne gedreht. Ein Zeichen für die Fokussiertheit des Ensembles auf sein Sujet! Genaues Hinschauen und Hinhören lohnt sich also! Schon wegen der selten gehörten Dialektbrocken aus den tiefsten Urgründen badischer Sprachkraft oder der locker eingestreuten Pointen - etwa als Kommissar Speck mit »Speck the Ripper« verwechselt wird.

Die Laienspielgruppe Stockach schwebt nicht irgendwo im Nirwana intellektuell-abgehobener Interpretationskünste selbst verliebter Darsteller - die Laienspielgruppe Stockach ist nahe am Publikum, nimmt es an die Hand und mit auf eine Reise durch eine kriminalistische Komödie mit Herz. Lokale Bezüge wie die Verlegung des Schauplatzes auf die Insel Reichenau und die Erwähnung des Polizeireviers in Konstanz sorgen für räumliche Nähe. Ebenso wie die Insider-Witze für den versierten Stockacher! Als Hubert Walk in der Titelrolle das deutsche Beamtentum über den grünen Klee lobt, hat das Witz - ist er doch im Brotberuf Hauptamtsleiter in den Diensten der Stadt. Überhaupt ist er in der Rolle des etwas grantelnden, leicht verschrobenen Pfarrers Braun angekommen, die vor allem im Kontrast zum mit dem ungewohnten Hochdeutsch kämpfenden Bischof Knecht gefällt. Na ja, und seine heimliche Geliebte, die Kriminalisiererei, sorgt natürlich auch für Zündstoff.

DIE DATEN

Die Laienspielgruppe Stockach zeigt ihr neues Stück »Ein Fall für Pater Braun« am Freitag, 2. November, um 20 Uhr, am Samstag, 3. November, um 20 Uhr, am Sonntag, 4. November, um 19 Uhr, am Samstag, 10. November, um 20 Uhr sowie am Sonntag, 11. November, um 15 Uhr im Bürgerhaus »Adler Post«. Für alle Vorstellungen sind noch Restkarten bei der Tourist-Info in der Salmannsweilerstraße 1 in Stockach unter 07771/80 23 00 oder tourist-info@stockach.de oder unter www.stockach.de erhältlich.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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