Jahresbilanz des Krankenhauses mit einer Verbesserung von 21 Prozent
Das Ruder konnte etwas herumgerissen werden
Stockach. Der erste Jahresabschluss, den Klinik-Geschäftsführer Michael Hanke inhaltlich zu verantworten hat, konnte in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt werden. »Nachdem wir im letzten Jahr eine etwas deprimierende Vorstellung hatten, kann ich schon vorwegnehmen: diesmal wird es etwas besser«, versprach er. Das Jahr 2019 war geprägt von gegenläufigen Einflussfaktoren, was die Planung und Steuerung schwierig mache.
»Wir haben wieder einmal den Effekt, dass die Steigerung des Landesbasisfallwertes (LBFW) um 2,49 Prozent von 3.453 auf 3.539 Euro unterhalb der Tariflohnerhöhung liegt. Das heißt die Lohnkostenschere, die wir im Krankenhausbereich schon seit Jahrzehnten tragen müssen, ist auch im Jahr 2019 wieder zum Tragen gekommen. Daher wurde uns erneut eine deutliche Produktivitätssteigerung abverlangt um das auszugleichen«. Mit dem Chefarztwechsel in der Viszeralchirurgie Mitte 2019 durch Dr. Sven Eisold sei eine Vakanz von sechs Wochen aufgetreten. Zudem sei der Kniegelenkchirurg Dr. Richard Volz für zweieinhalb Monate ausgefallen, was ein kräftiger Schlag ins Kontor war. Im Gegenzug konnte der Wiedereinstieg von Wirbelsäulenchirurg Dr. Robert Feld die Neurochirurgie wieder etablieren. »Wir konnten weitgehend auf Fremdpersonal verzichten, wodurch Kosten eingespart werden konnten. Mit den Krankenkassen konnten eine Pauschale von 153.000 Euro für die Notfallversorgung vereinbart werden«. Die Gesamtfallzahl beläuft sich seit drei Jahren bei rund 3.300 Fällen.
»Es ist uns gelungen, das Betriebsergebnis ohne Abschreibungen um 21 Prozent zu verbessern und das Defizit von 1,1 Millionen Euro auf 839.000 Euro abzusenken. Entsprechend ist auch das Betriebsergebnis, nach Entnahme aus der Kapitalrücklage, von 1,1 Millionen Euro auf 900.000 Euro zurückgegangen«, freut sich der Geschäftsführer. »Zum Jahr 2019 ist es noch nicht gelungen, das Ruder schärfer herumzureißen, aber es ist die richtige Richtung«, so Bürgermeister Rainer Stolz. »Wir werden in diesem Corona-Jahr voraussichtlich ein ausgeglichenes Ergebnis haben. Das erste Mal seit zehn Jahren«, gab Hanke eine Prognose ab. Stolz sprach in diesem Zusammenhang von einem »historisch einmaligem Ereignis«.
Digitalisierung und Finanzierung
2019 habe das Projekt Digitalisierung seinen Anfang genommen, um eine vernünftige, moderne IT-Infrastruktur zu haben, die zu einem modernen Krankenhaus auch gehört, befindet Hanke. »Wir werden zum Jahreswechsel migrieren und 2021 eine elektronische Patientenakte im Haus einführen. Dieser Schritt ist überfällig, aber auch ein ganzes Stück Arbeit«. Über 200.000 Euro wurden 2019 in das Haus Investiert. » Wir bekommen vom Land pauschale Fördermittel in Höhe von 157.000 Euro, das reicht nicht lange, allein schon für die OP-Säule als größte Einzelinvestition mit 100.000 Euro und für die OP-Siebe für die Neurochirurgie wurden diese Mittel komplett verbraucht. Die Vorhalte- und Investitionskosten werden von Bund und Land nicht ausreichend refinanziert. Es gibt noch einige Investitionen vorzunehmen, die wir aus dem Ergebnis leisten müssen. Das ist jedes Jahr so«, bemängelt er.
Ein Blick auf die Qualität
Gerade als kleines Krankenhaus werde man in der öffentlichen Diskussion kritisch beurteilt, befindet Hanke, dabei stehe man den größeren Häusern in nichts nach. Die Grundversorgung sehe gut aus, was sich auch in der Patientenzufriedenheit widerspiegelt. Die Klinik habe eine Weiterempfehlungsrate von 88 Prozent der Patienten bekommen, zweithöchste Rate im Landkreis, nur die Herzchirurgie ist mit 91 Prozent höher bewertet.
Corona als beherrschendes Thema
Das Krankenhaus habe ein Corona-Pandemie-Konzept erarbeitet für eine klare Trennung der Patientenströme. Auf der Station 1 wurde ein Covid-Bereich eingerichtet. »Wir testen inzwischen sehr umfangreich, nicht nur die Patienten, die wir aufnehmen, sondern auch regelmäßig Mitarbeiter und zum Teil Besucher sofern sie öfter kommen. Das hilf uns ein Corona-Normalbetrieb weiterzufahren«. Allerdings habe es dadurch Fallzahlverluste in der Inneren und Allgemeinchirurgie gegeben. » Wir stellen fest, dass viele Patienten ihre geplanten Eingriffe verschieben, weil sie Angst haben ins Krankenhaus zu kommen«.
175 Beschäftigte arbeiten im Stockacher Krankenhaus. »Grundsätzlich haben wir eine gute Besetzung, wir haben keine hohe Fluktuation, sondern sehr betriebstreue Mitarbeiter, keine akute Personalnöte, Stationsschließungen oder Bettensperrungen«.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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