Eine Arche Noah gleich hinter Eigeltingen
Chihuahuas und Grobmotoriker

Geliebte Rasselbande: Gabi Waiblinger züchtet Chihuahuas, aber sie hängt auch sehr an ihnen.  | Foto: Geliebte Rasselbande: Gabi Waiblinger züchtet Chihuahuas, aber sie hängt auch sehr an ihnen. swb-Bilder: sw
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Eigeltingen (sw). Ravel ist schön. Und er weiß es. Gekonnt setzt er sich in Szene. Geziert stolziert er herum. Gepflegt posiert er für die Kamera. Schon als Baby war er mit seiner auffallenden Erscheinung, der eleganten Fellmusterung und den unergründlichen Augen Mamas Liebling und Streichelobjekt jedes Besuchers. Das ist haften geblieben: Auch als ausgewachsener Chihuahua ist er sich seines Wertes wohl bewusst. Und auch Gabi Waiblinger weiß den edlen Vierbeiner zu schätzen - sie würde ihn nie verkaufen. Dabei hat sie eine Chihuahua-Zucht. Auch. Doch sie hält auch Labradors, Zwergzebus, Zackelschafe, Hochlandrinder, Hahn, Hennen und Damwild. Auf ihrem Hofgut Dornsberg hinter Eigeltingen-Honstetten in unmittelbarer Nähe zur Landesjagdschule hat sie sich ihr eigenes, ihr lang ersehntes Paradies erschaffen - mit einer Arche Noah. Wobei der Vergleich hinkt. Denn sie hat mehr als nur ein Männchen und ein Weibchen von jeder Art.
Als sie sagt »Wissen Sie, ich liebe Tiere«, klingt das überflüssig. Klar. Das ist offensichtlich. Doch die 50-jährige gelernte Krankenschwester aus dem Stuttgarter Raum meint das ernst. Gabi Waiblinger lebte sieben Jahre in Frankreich, südlich der Vogesen, und beklagte sich einmal bei einer Nachbarin über ihren zu hohen Rasen. Am nächsten Tag hatte sie - ganz französische Nonchalance - zwei Schafe als natürliche Rasenmäher im Vorgarten stehen. Das war der Anfang. 35 Zackelschafe hält sie auf ihrem etwa zehn Hektar großen Grundstück, das sie zusammen mit einem Mitarbeiter für die landwirtschaftlichen Arbeiten bewirtschaftet. Und auch ihre Zwergzebus, Buckelrinder aus Sri Lanka, fühlen sich auf den Weiden hinter Eigeltingen tierisch wohl. Gabi Waiblinger hat eben ein Faible für das Außergewöhnliche. Sie ist keine Frau, die sich von Modeströmungen oder dem Mainstream treiben lässt. Sie schwimmt lieber gegen den allgemeinen Strom - und sie wollte nichts Überzüchtetes: »Ich möchte auch etwas für den Erhalt aussterbender Rassen tun.« Und ganz nebenbei fügt sie hinzu, dass sie die größte Zwergzebu-Zucht in Baden-Württemberg hat.
Sie ist viel herumgekommen, lebte in Frankreich, Wien und Württemberg. Doch die große Welt wurde ihr irgendwann zu klein, und so hat sie sich ihre eigene kleine Welt geschaffen. Seit drei Jahren wohnt sie auf dem Hofgut Dornsberg. Viele ihrer Tiere hat sie aus Frankreich mitgebracht - für den Umzug musste sie viele Male mit dem Transporter fahren. Im erlernten Beruf arbeitet sie noch, wenn sie Lust dazu hat und sie die Arbeit mit Menschen vermisst. Sonst unterhält sie ein kleines, aber feines »Bed and Breakfast« auch mit französischen Gästen, lebt vom Fleisch und dem Verkauf der Tiere sowie der Hundezucht. Chihuahuas und Labradors - wieder nichts Alltägliches. Die Labradors hatte sie schon in Frankreich - doch sie wollte einen Kontrast zu den großen »Grobmotorikern«. Eben die Chihuahuas. Zwölf der kleinen Wusler hat sie, die wie die Blitze durch das Anwesen fegen. Ihre Übernachtungsgäste, erklärt sie, hatten zuerst Angst wegen des Lärms und des Gebells. Doch ihre Hunde haben beste Manieren und werden liebevoll erzogen. Temperament haben sie dennoch: Havanna etwa balgt sich gerne mit ihrem sechs Wochen alten Welpen. »So lernt er, sich zu wehren und sich nicht alles gefallen zu lassen«, erklärt Gabi Waiblinger. Vor kurzem hatte sie ein Ehepaar zu Gast. Der eher nüchtern wirkende Mann hatte sich in den Welpen verliebt und spielte das ganze Wochenende mit ihm auf dem Küchenboden: »Seine Frau hatte sich den Urlaub wohl auch anders vorgestellt.«
Doch das ist eben das Risiko auf Hofgut Dornsberg - dass vor lauter Streicheln und Spielen mit den Tieren wenig Zeit für anderes bleibt.
Bei aller Tierliebe lässt Gabi Waiblinger aber auch betriebswirtschaftliche, hygienische Aspekte nicht außer Acht. Mit der benachbarten Landesjagdschule hat sie einen Deal: Zu Ausbildungszwecken dürfen ausgewählte Tiere ihres Damwildgeheges geschossen werden. Etwa, um Neulingen das Ausweiden zu erklären. Ist nicht immer einfach für sie. Doch sie weiß, mit sentimentalen Momenten umzugehen. Und gibt ihnen auch manchmal nach. Bei Ravel etwa, dem Edel-Chihuahua. Ihn wird sie nie hergeben.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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