Gefeierte Bunte Abende in der Adler-Post
Also doch: Frauen im Stockacher Narrengericht
Stockach. Es durfte wieder gefeiert werden. Am Donnerstagabend hatte der "Bunte Abend" unter dem Titel "Es war einmal" im Stockacher Bürgerhaus Premiere für die aktuelle Saison. Auch am Freitag und am Samstag konnten erfreulich viele und vor allem bestens gelaunte Zuschauer die aufwändigen Inszenierungen erleben.
Die Auftritte über manche Szenen aus diversen Märchen waren mit enorm viel Aufwand vorbereitet worden, und auch manche politische Spitze fehlte im sonst ganz gutbürgerlich konstruierten Programm nicht, etwa zu den neuen Stockacher Hochhäusern, zur erwarteten Mückenplage im Stockacher Aachpark, der Stadt mit ihren aktuell sogar drei Bürgermeistern oder dem Sterben der Gastronomomie. Und mehrmals wurde auf der Bühne durch Moderator Jochen Sigg als "Toniebox" besungen, dass nun doch noch Frauen ins Narrengericht kommen, auch wenn man das an diesem Abend noch als Märchen ansah. Bald sei das gewiss kein Märchen mehr, kam doch eine deutliche Ansage aus dem Publikum dazu.
Schon beim Betreten waren Märchen lichttechnisch in Szene gesetzt. Dem Stockacher Narrengericht war es sogar gelungen, die glitzernde Kutsche der Cinderella von "Christmas Garden" der Mainau hier nach Stockach zu überführen, als Selfie-Motiv im auch dafür aufgestellten "Märchenwald".
Schon im Prolog wünschte sich Hans Kuony, umringt von Kindern, Taktgefühl und Frieden für diese Fastnacht als erster "Mächenerzähler". Dem folgten gleich die Zimmerer mit ihrer Version von Aschenbrödel, passend zur glitzernden Kutsche vor dem Haus mit manchem Seitenhieb darauf, wie man hier für den Ball mit dem Prinzen in Stockach wohl zu schönen Kleidern käme.
Die Marketenderinnen inszenierten eine Therapiesitzung mit Meerjungfrau Arielle, Prinz Eric, Dornröschen, Schneewittchen und dessen Stiefmutter, weil sie unter ihren Rollen halt auch leiden und immer dieselben bleiben müssen, obwohl Arielle sogar dem Meer den Rücken gekehrt hatte. Auch hier durfte die Spitze gegen die männliche Bastion Narrrengericht nicht fehlen, denn Dornröschen könnte sich schon sehr gut vorstellen, mal Narrenrichterin zu werden. Schön müsse man dafür ja nicht sein, nur winken können.
Die "Ossolas" hatten sich Pinocchio vorgenommen und ließen dessen Nase ob der vielen Flunkereien ganz schön oft wachsen. Einer der Stockacher Bürgermeister, Manfred Ossola, der freilich in Aach amtet, drehte den Spieß munter um: Stockach habe schließlich ein Aach-Center, einen Aach-Park oder den Aach-Bach witzelte er. Und was den anderen Stockacher Bürgermeister betrifft, der ja in Orsingen-Nenzingen amtet, so biete der die Lösung der Gastronomie-Krise mit dem dortigen Angebot.
Einen Zwergenaufstand zelebrierten die Marketenderinnen mit den Hänsele als fetzige Tanznummer mit einer guten Portion Akrobatik unter der Leitung von Luisa Bosch. Die "Bremer vier", ziemlich frei als "Stockemer Vier" umgemünst, die ihre Lebensweisheit "Das Leben ist kurz, fast wie ein Furz" in alefänzig grotesken Szenen mit vielen Running-Gags aufführen, bei dem der "Hans vum Schnokeloch" (Johannes Waldschütz), eben halt im Aachpark der Looser in vielen Kapiteln war. Das neue Stockacher Kennzeichen "STO-LZ 1" wurde herumgereicht und nach der Pause gabs den Nachschlag mit dem zweiten Teil der herrlich komischen Nummer die freilich auch wieder an den gastronomischen Zuständen in Stockach nicht vorbeikam: die Idee wurde geboren, doch in Bodman-Ludwigshafen die Parkgebühren auf einen Euro pro Minute zu erhöhen, dann würde so mancher Wirt in "Stocke" doch "hocke" bliebe. Das Märchen wollte aber niemand glauben.
Ordentlich gebechert wurde beim Auftritt des Narrengerichts, das seine Weinproben mit skurrilen Gästen persiflierte, und dabei festellte, dass man den Wein inzwischen in der Buchhandlung kauft. Siegfried Endres erzählte in der Bütt das Märchen von seinem Bart der ihn vor Corona bewahrt habe. Und auch in Stockach gabs das Beste wieder zum Schluss: ganz schön jugendlich eroberten die "Alt StockacherInnen" in ihrer Tanzinszenierung "Dornröschen" die Bühne mit erstklassiger Inszenierung und auch phantasischen Kostümen und Maskierungen. Da muss glatt Heidi Heinzle und Heidi Böttinger für die Dekoration ein Sonderlob in der an schönen Bildern so reichen Inszenierung ausgesprochen werden. Eins gabs ganz märchenhaft noch drauf: das Duett von Chiara Zimmermann und Rainer Vollmer mit der Präsentation aller AkteurInnen. Bravo.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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