30 Jahre IG Singen Süd
Gschafft. Besser Gworre.

Peter Schellhammer (Mitte) bei der Hauptversammlung der iG Singen Süd im Jahr 2009 zum 15. Geburtstag der Interessengemeinschaft mit dem damaligen Vorstand (von links): Dirk Oehle, Roland Cron, Wolfgang Leiber, Rudolf Babeck, Roland Striebel und Werner Berchtold.  | Foto: Oliver Fiedler/Archiv
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  • Peter Schellhammer (Mitte) bei der Hauptversammlung der iG Singen Süd im Jahr 2009 zum 15. Geburtstag der Interessengemeinschaft mit dem damaligen Vorstand (von links): Dirk Oehle, Roland Cron, Wolfgang Leiber, Rudolf Babeck, Roland Striebel und Werner Berchtold.
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Der 5. Juli 1994 war ein Meilenstein für die Handelsstadt Singen. Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern stellte Alt-Oberbürgermeister Friedhelm Möhrle fest, dass das damalige Einzelhandelskonzept klare Nachteile für den Singener Süden aufzeigte.

Als ein Beispiel hierfür kann unter anderem der Wegzug des traditionsreichen Elektrofachmarkts und Kundenmagneten „Schellhammer“, heute bekannt unter dem Namen „HEM expert“, bezeichnet werden, was damals schon ein starker Verlust für die Attraktivität der Innenstadt war. In den folgenden Jahren haben die Akteure in der Singener Südstadt gemerkt, wie nötig eine politische Vertretung war, um nicht zu stark in deren Entwicklung beeinträchtigt zu werden. Hierdurch war die Interessensgemeinschaft iG Singen Süd geboren. „Wir wollten dem Süden damals eine Stimme geben, und zwar eine kräftige“ erzählte Mitstreiter Peter Schellhammer der nach der kurzen Amtszeit Möhrles als erster Vorsitzender der iG Singen Süd dieses Amt insgesamt 15 Jahre innehatte, zum 25-Jährigen Jubiläum. Der Singener Süden benötigte ihm zufolge ein menschliches Antlitz, waren hier auch ganz viele Menschen für einen erfolgreichen Standort Singen an der Arbeit gewesen.

Der dritte Mitstreiter des Gründungsteams, Hermann Maier, setzte sich schon Ende der 1980er Jahre für die „Magistrale“, der zweispurig ausgebaute Georg-Fischer-Straße auch als Ort der Kunst ein. Schon damals hatte man angedacht, diesen Ort ab dem Standort des heutigen Toyota Bach mit großformatigen Kunstwerken bis zum Friedrich-Ebert-Platz zu gestalten. Realisiert wurde am Ende lediglich ein Kunstwerk und zwar dies des im Singener Süden aufgewachsenen Bildhauers Joachim Schweikart, welches heute am großen Kreisel zwischen Georg-Fischer- und Steißlinger Straße zu finden ist.

Von Silberpfeilen und Leistungsschauen

Heiß her ging es jedoch auch schon vor der Gründung der iG Singen Süd. So rasten schon ab 1991 erstmals die DTM-Flitzer über den „Alemannenring“, der bis 1995 jährlich bis zu 30.000 Besucher anlockte. Eingefädelt hatte diesen Coup Alfred Klaiber, damaliger Leiter des Singener Sportamts, durch dessen Beziehungen zu Clemens Binninger vom ADAC Südbaden. Auf der 2,8 Kilometer langen Strecke fuhr bei den Showfahrten auch der mehrfache Weltmeister Juan Manuel Fangio mit dem Original Mercedes Silberpfeil „W 196“ auf.
Ist es heute die wichtigste Veranstaltung der iG Singen Süd, nahm die Leistungsschau bereits im Jahr 1995 ihre ersten Schritte. Bereits zwei Jahre später zum Singener Stadtjubiläum konnte die Leistungsschau 100 Unternehmen hierfür gewinnen, um hier die Wirtschaftskraft und Kundennähe zu demonstrieren. Highlights der Veranstaltung, die bis 2019 von Wolfgang Leiber organisiert wurden und alle zwei Jahre im Wechsel mit dem verkaufsoffenen Sonntag wie der Oldtimerrevue "Singen Classics" stattfindet, waren nicht nur die riesigen „Beachpartys“ mit Open-Air Modenschauen, sondern auch 2009 die Kunstaktion zugunsten des Vereins „Widmann hilft Kindern in der Region“, wofür auch von Schulen und Kindergärten Kunstwerke beigesteuert wurde.

Die „Ader“ der Singener Südens

Eine lange Geschichte hatte auch die Georg-Fischer-Straße hinter sich. Schon in den 1950 Jahren orientierte sich der damalige Singener Stadtplaner Hannes Ott in Richtung USA, wo das moderne Industriegebiet auf der grünen Wiese vor der Stadt erfunden wurde. Dabei brauchte es eine ganze Weile, bis der vierspurige Ausbau auch tatsächlich umgesetzt wurde, war dieser zunächst nur im Westen und Osten der Stadt vorhanden. Auch eine Anbindung nach Westen brauchte viel Zeit, konnte dieser Straßenabschnitt mit direkter Anbindung über die B314 an den Autobahnanschluss Singen/Hilzingen doch erst 1998 eingeweiht werden. Doch nicht nur durch die Anbindung an das Autobahnnetz in Richtung Osten, sondern auch durch die drei Kreisverkehre bei OBI, der Volksbank und bei Toyota Bach gilt die Georg-Fischer-Straße heute als der leistungsfähigste Straßenabschnitt der Stadt.
Ein wahrer Meilenstein für den Singener Süden erfolgte mit der Schaffung der „Automeile“ unter Ideengeber Wolfgang Leiber. Mit der Eröffnung des „Smart-Turms“ im neuen OBI-Areal wurde ein neues Aushängeschild für die Autostadt Singen geschaffen. Bei der Einweihung der neuen Mittelspange im Juni 1998 erfolgte schließlich die Geburtsstunde der „Automeile“, indem die Singener Autohäuser mit einer gemeinsamen Aktion Flagge zeigten und im November selbigen Jahres von der damaligen Werbeagentur Wengenroth das dazugehörige Logo geschaffen wurde.
Seit 2002 hat sich der Singener Süden auch in den Bereich nördlich der Bahnlinie ausgeweitet. Als Erfolgsmodell dessen gilt das 2010 eröffnete, rund 22 Hektar große Gewerbegebiet Hardmühl Nord, das mit dem Neubau des Unternehmens Aqualung seinen Anfang nahm. Es folgten Firmen wie Orbilatum Tools und auch die Druckerei Berchtold sowie das Logistikunternehmen Dachser. In den Folgejahren hat sich das Gebiet überraschend schnell angefüllt und mit dem Projektatelier „strato zero“ des Künstlers Harald F. Müller sogar einen Treffpunkt der Kunstszene geschaffen.
Als gutes Beispiel für die Nutzung von Flächen ist bis heute das Industriegebiet Tiefenreute südlich der Georg-Fischer-Straße. Im Laufe der letzten Jahre haben sich hier zahlreiche Unternehmen wie das Autohaus Bach oder auch Fensterbau Lauber ansiedeln können und auch in Zukunft soll die Erfolgsgeschichte mit dem geplanten Ankauf der Tiefenreute IV weitergehen.

Schnelle Entscheidungskraft

Einen treuen Partner hat die iG Singen Süd mit dem örtlichen Energieversorger Thüga an der Seite. Ein wichtiger Akt hierfür war neben dem Vollzug der Breitbandversorgung im Dezember 2017 auch die Beleuchtung der im 2001 eingeführten Weihnachtssterne im Singener Süden, für die die Thüga seither die Energie liefert und ein Paradebeispiel für das gemeinsame Handeln und schnelle Entscheidungskraft der iG Singen Süd ist.
Im Jahr 2013 konnte die Stadt nach Jahrzehnten langen Überlegungen endlich die Südbrücke eröffnen, was zu einer erhöhten Schlagzahl der hohen Verkehrsströme aus Richtung Volkertshausen und Steißlingen führte. Seither sorgt das 6,9 Millionen teure Straßenstück für eine bessere Verbindung zwischen dem Industriegebiet und dem Gewerbegebiet Hardmühl-Nord wie dem EKZ.

Neuaufstellung

Ein einschneidendes Erlebnis für die iG Singen Süd, wenn auch kein schönes, war die Corona-Pandemie, die ab Januar 2020 auch in Deutschland Halt machte. Konnte man die Sternenstadt zwar zu Weihnachten weiter beleuchten, musste die Interessensgemeinschaft jedoch das „Zugpferd“ Leistungsschau für 2021 absagen und konnte sie erst Anfang Mai 2023 mit neuem Konzept wiederbelebt werden. Unter dem Motto „Weil wir es können“ ging es zurück zu den Wurzeln, um zu zeigen, was die Unternehmen in der Stadt imstande sind, zu leisten. Dieser Schritt zurück bewies sich für die heutige Vorstandschaft um Dirk Oehle, Steffen Wagenblast, Kathrin Reihs, Ali Satici, Roland Striebel, Joachim Hafner, Thomas Schack, Dominik Ruch und Klaus Bach jedoch als klarer Schritt nach vorne, gab es für das Publikum und Interessierte unter anderem mit einem Familienfest bei der Firma Widmann oder auch Führungen durch die Lager von Möbel Braun weniger Schau, dafür aber wieder mehr Leistungen zu sehen, für die Handwerk, den Handel und die Dienstleistung im Singener Süden stehen, um auch die Einzigartigkeit der Unternehmen in diesem Gebiet zu unterstreichen.

Die Beilage des WOCHENBLATT zum 30. Geburtstat der IG Singen Süd gibt hier zum herunterladen.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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