Nachdenklich stimmender Vortrag von Prof. Dr. Rainer Luick am Neujahrsempfang
»Wir müssen radikaler werden«

Klimawandel Luick | Foto: Prof. Rainer Luick bei seinem nachdenklichen Vortrag an Dreikönig beim Neujahrsempfang in Bohlingen. swb-Bild: uj
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Singen-Bohlingen. Beim traditionellen Neujahrsempfang am Dreikönigstag im Weihbischof-Gnädiger-Haus in Bohlingen erlebten die zahlreich erschienen Gäste neben dem Rück- und Ausblick für Bohlingen durch Ortsvorsteher Stefan Dunaiski und dem Ausblick auf die Entwicklung der Stadt Singen durch Oberbürgermeister Bernd Häusler einen überraschend nachdenklich stimmenden Vortrag. Der Lehrstuhlinhaber für Natur- und Umweltschutz an der Hochschule Rottenburg, Prof. Dr. Rainer Luick, zeigte in seinem Lichtbildvortrag anschaulich, wie sehr der Klimawandel voranschreitet. Der seit 30 Jahren in Hilzingen wohnende Experte präsentierte Fotos aus unserer unmittelbaren Umgebung, umrahmte sie mit Zahlen, Daten und Fakten und vergaß dabei nicht, diese immer wieder in den globalen Kontext einzubetten.

Gleich zu Beginn mahnte er: »Wir müssen in unserem Handeln radikaler werden, wenn wir unseren Enkeln eine lebensfähige Zukunft bieten wollen.« Prof. Dr. Luick sprach jeden der Gäste an, als er Bürger kritisierte, die nach dem Motto leben: »Am besten, wir lassen es zum Schluss noch einmal krachen. Wir fahren noch schnell in den Urlaub«.

Im Landkreis Konstanz sei die Situation des Waldes dramatisch, zitierte er den Leiter des Kreisforstamtes Bernhard Hake. Bald werde der Südwesten fichtenfrei sein. Dabei sei der Stress, dem die Bäume ausgesetzt seien, ausschlaggebend für das massive Baumsterben und nicht der Borkenkäfer. Dieser würde die Situation nur ausnutzen.

In einem »Dürremonitor« stellte er die verheerende Situation der Bundesrepublik dar. Darin sei der Boden viel zu trocken, überraschenderweise auch in den Wintermonaten. Sowohl bei den gesamten Fichtenwäldern im Süden als auch in Tengen bei den Weißtannen sei ein großes Baumsterben zu beobachten.

Der Regen reiche derzeit für die Bäume nicht aus. Eine bemerkenswerte Statistik brachte die Gäste zum Staunen, in welcher der Gastredner erläuterte, dass eigentlich in Deutschland 65 Millionen Festmeter Holz für die Abholzung eingeplant seien. 2019 seien bereits 75 Millionen Festmeter Holz eingeschlagen worden und das ausschließlich aufgrund von Sturm- und Schadholz. Letztendlich sei das ein Holz ohne finanziellen Wert.

Am Schiener Berg wird es keine Einnahmen durch die Holzwirtschaft geben, da mit hohen Kosten für eine erneute Aufforstung gerechnet werden müsse, prophezeite er. Auch überraschte er damit, dass die Waldbrände in Australien klein gegenüber denen in »Kalten Gegenden« wie beispielsweise in Sibirien, Kanada oder Nordalaska seien. In Brasilien würden wegen unseres billigen Fleischs riesige Waldflächen gerodet werden. Durch diese zahlreichen Brände entstünden extreme CO2-Emissionen, die in den Berechnungsmodellen gar nicht vorgesehen waren.

Unser Konsum an Holz für Pelletheizungen, »umweltfreundlichen« To-Go-Bechern und Pappe sei die Ursache für eine massive Abholzung des letzten verbleibenden Urwalds in Europa. »Bei der Aufforstung müssen wir besser schauen, zu welchem Standort welcher Baum passt«, gab er als Lösungsvorschlag an. Eingeschlagenes Holz müsse nachhaltig verwendet werden, beispielsweise im Bau von Weinfässern, Möbeln und im Hausbau, schlug er vor. »Ich freue mich schon auf die individuellen Holzhäuser im Neubaugebiet Bohlingen in ein paar Jahren«.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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