Fragen an die Landtagskandidaten aus dem Wahlkreis Singen-Stockach
Wie kommen die Kultur und der Sport nach Corona wieder auf die Beine?

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Singen/ Stockach. »Der Amateurfußball steht in seiner Breite mittlerweile vor der größten Herausforderung seiner Geschichte und benötigt dringend eine Öffnungsperspektive – auf und neben dem Platz“, sagte SBFV-Präsident Thomas Schmidt am Freitag im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch. Viele Vereine stehen inzwischen vor ernsthaften Existenzsorgen. »Jede Woche sind wir aufs Neue gespannt, wie sich die Corona-Lage in Deutschland entwickelt und ob sich darauf Konsequenzen für die Arbeit unserer Mitgliedsvereine ergeben. Leider war in den letzten Wochen keine Entspannung der Lage absehbar, und es wird voraussichtlich auch noch etwas so bleiben«, so der Blasmusikverband in seinem Statement zur aktuellen Lage.

Darum geht es in der Fragerunde dieser Woche an die Landtagskandidaten aus dem Wahlkreis Singen/ Stockach:

Unsere Frage: Kultur und Sport sind tragende Säulen der Gesellschaft. War es gerechtfertigt, diese Bereiche so lange zu schließen? Hier darf die Antwort nur Ja oder Nein lauten.
Was muss jetzt konkret passieren, damit neue Perspektiven für diese Bereiche geschaffen werden?

Die Antworten der KandidatInnen:

Dr. Franz Segbers (Die LINKE):
Ja.
Solange nicht große Teile der Gesellschaft geimpft sind und solange es keine Schnelltests gibt, müssen die Kontakte so gering wie möglich sein. Jetzt wo es Schnellests gibt, müssen sie genutzt werden, um nach und nach vorsichtig kulturelle Veranstaltungen und auch Sportveranstaltungen zu ermöglichen. Wo Sport in Stadien und Großveranstaltung stattfinden, bin ich zurückhaltend. Anders bei der Kultur: Wenn es in Theater oder Kinos abgestimmte Hygienevorschriften gibt und die BesucherInnen Schnelltests durchführen, ist die Zeit für eine vorsichtige Öffnung gekommen.
Doch bei allem gilt: Die materielle Existenz der Künstler, Schauspieler oder Musiker muss durch Kurzarbeit oder Zuschüsse abgesichert werden, Bund und Ländern müssen mit Hilfsprogrammen die Existenz von Theatern oder Kinos sichern.

Markus Bumiller (FDP):
Nein.
Sicherlich war es anfänglich unerlässlich, alle möglichen Maßnahmen zu treffen, um diese neue Situation in Kontrolle zu behalten.
Allerdings war recht schnell klar, dass eine Wahrscheinlich zur Infektion, im täglichen Leben deutlich höher ist, als in kulturellen Einrichtungen, welche ausgeklügelte Hygienekonzepte vorweisen. Dies wurde auch durch verschiedene Studien bestätigt.
Wir als FDP haben, als einzige Partei, einen Stufenplan erarbeitet und vorgeschlagen, welcher ganz klar Öffnungsperspektiven bietet. Leider wurde dieser abgelehnt um jetzt von den anderen Parteien wieder diskutiert zu werden.
In einer solchen Situation braucht es konstitutives überparteiliches Zusammenarbeiten und keine taktischen Spielchen auf dem Rücken der betroffenen.
Es müssen umgehend Perspektiven geschaffen und nochmals umfangreiche finanzielle Mittel bereit gestellt werden um eine Wiedereröffnung möglich zu machen.
Die Landes- und Bundesregierung lässt diese Branche allerdings bisher im Regen stehen.

Berhhard Eisenhut (AfD):
Nein
Schlicht und einfach – diesen Wahnsinn beenden. Ganz fatal war die Schließung von Fitness Studios und Reha Zentren. Personen die etwas für Ihre Gesundheit tun wollen oder müssen, vor allem Bürger jenseits der 50, werden zur Untätigkeit gezwungen. Spazieren gehen und Fahrrad fahren ist eben kein gleichwertiger Ersatz für ein z.B gezieltes Rückentraining. Sofort öffnen! Hygienekonzepte wurden hier bereits erfolgreich umgesetzt. Hier wurde und wird ohne Augenmaß von der Regierung gehandelt. Das selbe gilt für Sport- und Musikvereine. Und gerne noch einmal: Risikogruppen sind besonders zu schützen. Wer Angst hat braucht nicht zum Sport, zur Probe oder ins Fitness Studio zugehen, kann seinen Vertrag mit Korona Sonderkündigungsrecht kündigen. Wer seine Sozialkontakte beschränken möchte, kann dies ebenfalls gerne tun, jedoch nicht staatlich verordnet. Wo bleibt die Mündigkeit und Eigenverantwortung der Bürger?
Die AfD steht für Volksbefragungen – fragen wir doch, ob ein Lockdown gewünscht ist.

Dorothea Wehinger (Bündnis 90/ Grüne).
Ja.
Es bestehen bereits verschiedene umfangreiche Förderprogramme, wir lassen die Vereine nicht im Stich. Mit dem Impulsprogramm »Kunst trotz Abstand« haben wir etwa im vergangenen Jahr fast 400 Projekte aus allen Sparten und Regionen gefördert. Außerdem ist das Soforthilfeprogramm für Vereine in der zweiten Runde, hierfür stehen weitere 10 Millionen Euro bereit. Die Fördermittel werden durch die Dachverbände an ihre Mitgliedsvereine weitergegeben. Neben den Vereinen der Amateurmusik, des Amateurtheaters, der Heimatpflege und weiterer Bereiche der Breitenkultur profitieren auch zahlreiche Kunstvereine davon. Zudem haben wir einen Nothilfefonds mit einem Gesamtbudget von 32,5 Millionen Euro aufgebaut, der sich an Kunst- und Kultureinrichtungen, die regelmäßig durch unser Ministerium gefördert werden oder von landesweiter Bedeutung sind, richtet. Außerdem haben wir den Solidarpakt Sport für die Jahre 2022–2026 von bislang jährlich 87,5 Millionen Euro um jährlich 18 Millionen aufgestockt.

Tobias Herrmann (CDU):
Ja.
Den Preis einer vorschnellen Öffnung sehen wir gerade in Tschechien in unmittelbarer Nachbarschaft. Dort sind die Infektionen quasi explodiert und die Krankenhäuser teils völlig überlastet. Wir alle wollen endlich wieder Normalität. Daher müssen wir jetzt alles dafür tun: Wer wieder Kultur und Sport, aber auch wieder Einzelhandel und Gastro will, muss bereit sein, auf den Zug aufzuspringen: regelmäßige freiwillige und kostenfreie Testungen! Nur so werden wir mit Hygienemaßnahmen und weiteren Impfungen zusammen schnellstmöglich die Bedingungen schaffen, die auch unser Sport- und Kulturleben wieder ermöglichen. Kultur und Sport leben von unserer Teilnahme. Als weitere Säule braucht die Branche aber auch ausreichend finanzielle Unterstützung. Mit der „Soforthilfe Sport“ hat das Land knapp zwölf Millionen Euro für Vereine und Sportverbände zur Verfügung gestellt. Rund 10 Millionen Euro wurden als Soforthilfe für die vielen Musikvereine, Chöre, Kunstvereine, Amateurtanz- oder Amateurtheatervereine und Narrenzünfte bereitgestellt. Gut so.

Hans-Peter Storz (SPD):
JA.

Ohne Impfstoff und verlässliche Schnelltests war die Einschränkung sozialer Kontakte die einzige realistische Chance die Ausbreitung des Corona-Virus einzugrenzen. Für alle Einschränkungen aufgrund des Gesundheitsschutzes gilt: Sie sind nur zulässig, solange sie erforderlich und wirksam sind, denn jede davon hat schwerwiegende Nachteile: wirtschaftlich, sozial und kulturell. Derzeit droht im Kulturbereich eine Verarmung, weil freie Träger in ihrer Existenz bedroht sind. Im Sport wachsen dagegen die Sorgen, dass in der Jugendarbeit ganze Jahrgänge wegbrechen können. Beide Bereiche werden erheblich von Land und Kommunen unterstützt. Diese Hilfen dürfen keinesfalls zurückgefahren, sondern müssen für ein Wiederaufbauprogramm eher erhöht werden, damit Künstler, Veranstalter, Vereine Zukunftsperspektiven entwickeln können. Entsprechende Programme müssen gemeinsam mit dem Sport und den kulturellen Anbietern erarbeitet und umgesetzt werden.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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