Fachstelle Sucht
Viel Neues im Kampf gegen die Sucht

Pascale Hertnagel (links) unterstützt nun das Team von Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht. Sie hat die Kindergruppenarbeit übernommen. | Foto: Tobias Lange
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Singen. Die Legalisierung von Cannabis, digitale Suchtberatung, ein neues Gesicht im Team: Bei der Arbeit der Fachstelle Sucht gab und gibt es immer wieder Veränderungen.

Mit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes sind Besitz, Anbau und Konsum der Droge unter bestimmten Voraussetzungen legal. Dass es dadurch zu größeren Veränderungen bei seiner Klientel kommen wird, glaubt Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht, aber nicht. "Es ist keine neue Substanz auf den Markt gekommen", sagt er. Mischkonsum, wenn beispielsweise ein Alkoholkranker zusätzlich kifft, sei bereits Thema bei vielen. Aber: "Die Legalisierung ist der richtige Weg." Denn es seien keine guten Erfahrungen mit der Kriminalisierung gemacht worden.

Was allerdings fehle, seien konkrete Maßnahmen bei der Präventionsarbeit, die zugesagt worden seien. Wie sieht die Finanzierung aus und was wird finanziert? Wird es zusätzliche Stellen geben, mit denen die Fachstelle in die Schulen gehen kann? "Wir wären froh, wenn wir mehr Kapazitäten in der Prävention hätten", so der Fachstellenleiter.

Beratung nun auch digital

Mit der digitalen Suchtberatung konnte die Fachstelle ihr Angebot erweitern. Gerade "für Menschen im ländlichen Raum" konnte damit mehr Niederschwelligkeit erreicht werden, ist sich Lars Kiefer sicher. Bundesweit können sich Ratsuchende bei der digitalen Beratung melden.

Die Anmeldung ist anonym, lediglich die Postleitzahl müsse angegeben werden, damit die Person an die entsprechende Beratungsstelle geleitet werden kann. Nach dem ersten Verbindungsaufbau können sich die Ratsuchenden über E-Mail, Chat oder Video beraten lassen. Beispielsweise bei der Erstellung eines Notfallkoffers zur Bewältigung von Rückfällen oder eines Konsumtagebuchs. "Wir rechnen in diesem Jahr mit mehr Zulauf", prognostiziert Lars Kiefer.

Verstärkung für das Team

Erst einmal vom Tisch sind die finanziellen Sorgen der Einrichtung. Der Kreistag Konstanz hat unlängst die Finanzierung der ambulanten Suchthilfe für drei Jahre gesichert. Die Politik habe gut entschieden und richtig investiert, ist Lars Kiefer überzeugt. Denn jeder Euro, der in ambulante Suchthilfe investiert wird, erspare später den öffentlichen Haushalten 17 Euro.

Investiert werden konnte auch in das Team der Beratungsstelle: Seit April wird es verstärkt durch Pascale Hertnagel. Sie hat die Kindergruppenarbeit übernommen, bei der präventiv mit Kindern von Suchtkranken gearbeitet wird, damit diese nicht selbst in die Sucht fallen. Es sei wichtig, diese Arbeit in solide Hände legen zu können und dass die Kinder eine Bezugsperson haben, meint Lars Kiefer. "Beziehungsarbeit ist hier das A und O."

Mehr Ratsuchende, mehr Behandlungen

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Fachstelle Sucht 2023 in vielen Bereichen einen Anstieg. So ließen sich 679 Personen in 5117 Gesprächen beraten. 2022 waren es 645 Ratsuchende und 5405 Gespräche. 139 Angehörige von Suchtkranken (2022: 114)  - davon 28 Kinder und Jugendliche - fanden Unterstützung. Gestiegen sind auch die Vermittlungen in eine stationäre Reha: von 63 in 2022 auf 104 in 2023.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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