Entwicklungsmaßnahme soll ziehen
"Tiefenreute 3" soll kommen
Singen. Seit bald vier Jahren bereitet die Stadtverwaltung Singen ihr Gewerbe- und Wohngebiet "Tiefenreute/Bühl vor. Neben der Vorplanung für "klimaneutrale" Umsetzung und Betrieb galt es in dieser Zeit auch an die über 30 Hektar Fläche zu kommen. 155 Flurstücke sind das und 88 Eigentümer, mit denen bis zuletzt verhandelt wurde. Weil die Stadt Singen Gewerbe- wie Wohnflächen für seine weitere Entwicklung dringendst braucht, wurde eine Städtliche Entwicklungsmaßnahme als Instrument gesetzt, die als letztes Mittel gar die Enteignung ermöglichte.
Zum Satzungsbeschluss für die weiteren Planungen in dem Gebiet am Dienstag zeigte sich die Wirkung, auch eines sogenannten Kooperationsmodells mit steigenden Verkaufspreisen je nach Fortschritt. Vier Grundstücke waren es nun noch am Dienstag, die nicht erworben werden konnten, sie liegen freilich an entscheidenden Punkten, die eine Erschließung des Geländes sehr stark einschränken. Dass es auch andere Widerstände gegen die Planung gibt, machten die lautstarken Einwürfe von Klimaschützern in der Sitzung deutlich. In der Bürgerfragestunde klagte Jakob Denzel aus den Publikumsreihen an, wie man in in einer Zeit, wo bald die Polkappen schmelzen würden, noch solch ein Gewerbegebiet planen könne, das diesen Klimawandel nur beschleunigen würde.
Darauf gingen auch die Redner der Fraktionen in ihren Statements ein. Eberhard Röhme (Grüne) betonte, dass es nicht Schwarz und Weiß hier gäbe, sondern dass man es gut machen solle. Ziel sei es, dieses Gewerbegebiet klimaneutral gestalten zu können. Karin Leyhe-Schröpfer von der gleichen Fraktion meinte aber, dass die das bisher umfangreichste Gewerbegebiet in der Stadt sei, dess Folgen für sie nicht abschätzbar seien. Alleine zwei Parkhäuser mit 600 Parkplätzen überschritten hier alle Dimensionen. Es sei einfach zu groß. Walafried Schrott (SPD) räumte ein, dass Baugebiete negative Umweltauswirkungen hätten und seit drei Jahren beschäftige sich man mit dieser Frage sehr intensiv. Wichtig sei aber, dass es mit der Stadt Singen weiter gehen könne, dass Arbeitsplätze und Wohnraum vor Ort entstehen könne. Ein Stillstand wäre nicht von Vorteil für die Stadt. Volkmar Schmitt-Förster (Freie Wähler) beschrieb den Spagat in einem dramatischen Spannungsfeld, den man hier hinbekommen wolle. Und aus seiner Erfahrung bedeute es nicht zwingend ein Abwertung, wenn man Flächen versiegele, die Natur könne dadurch auch aufgewertet werden." Markus Weber (Neue Linie) betonte, dass die Stadt einfach Spielräume für eine weitere Entwicklung benötige, weshalb man hier zustimme. Am Schluss der Debatte gab es 25 Befürworter, eine Gegenstimme und eine Enthaltung für den Beschluss zu weiteren Planung für das Gebiet. Wie im vorgegangen Pressegespräch von Andrea Martin von der Stadtplanung deutlich gemacht wurde, wird sich dieses weitere Verfahren noch bis zwei bis drei Jahre hinziehen können. Dann erst werde man mit ersten Abschnitten auch beginnen können.
Gewaltige Dimensionen für die Stadt
Wie bei der Vorstellung des Projekts informiert wurde, sind es wahrlich gewaltige Dimensionen, die die Stadt hier auch bewältigen muss. Die Gesamtkosten des Projekt wurden von den Entwicklern des dafür beauftragten Unternehmens Steg inklusive Inflation mit rund 66 Millionen Euro beziffert, worin zum Beispiel auch eine Kindertagestätte für die künftigen Bewohner enthalten wäre. Wenn man das Gebiet jetzt und in einem Zug umsetze, komme man auf rund 50 Millionen Euro durch die Grundstücksankäufe, Erschließungsmaßnahmen und Planungskosten. Innerhalb von rund zehn Jahren sollen die Planungen dann umgesetzt werden, so der Plan.
Einnehmen könne die Stadt durch Grundstücksverkäufe rund 50 Millionen Euro, wehshalb für die Stadt zunächst ein negatives Saldo von 16,8 Millionen dasteht. Der dadurch aber mögliche Gewinn für die Stadt, zum Beispiel durch neue Arbeitsplätze und Einwohner und die damit verbundenen Steuern, lasse sich nicht im Voraus berechnen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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