Fastenessen der CDU Singen
Schebesta: "Die bildungspolitischen Themen gehen nicht aus"

Volker Schebesta (rechts) teilte aktuelle Einblicke aus der Bildungspolitik in Baden-Württemberg. | Foto: Anja Kurz
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Singen. Die Ergebnisse der PISA-Studie aus dem Jahr 2022 haben eine Welle des Schocks in Deutschland ausgelöst - mal wieder. Schon bei der Einführung des "Programme for International Student Assessment", kurz eben PISA, im Jahr 2000 fiel das Ergebnis ernüchternd aus. In diesem Kontext lud die CDU Singen zum Dialog über Bildung und Zukunftschancen in Deutschland ein, im Rahmen ihres traditionellen Fastenessens im MAC II am Sonntag, 18. Februar. Gastredner war Volker Schebesta, Staatssekretär des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport, der einen besonderen Fokus auf die sprachliche Förderung in Kitas legte.

Zunächst gab es von der stellvertretenden Vorsitzenden des CDU-Stadtverbands Singen, Heike Kornmayer, einen Crashkurs zum Thema PISA. Fast 700.000 SchülerInnen im Alter von 15 Jahren aus diversen Staaten, von Südkorea bis Brasilien, wurden 2022 getestet. Aus Deutschland nahmen 6.000 junge Menschen teil, abgefragt wurde in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz. Ihre Bilanz: "Wir sind einfach nur noch Durchschnitt." In den Ergebnissen spiegeln sich ihr zufolge aber auch einige Dinge wider, etwa die individuelle soziale Herkunft oder die Schulschließungen während Corona.

"Kein Wunder", äußerte sich dazu auch Volker Schebesta. "Sonst würde das ja heißen, dass es auf den Schulbesuch auch nicht ankommt." Für die von der Pandemie betroffene Schüler-Generation gebe es bundes- und landesweit gute Aufhol-Programme. Doch das Problem gehe darüber hinaus. Ein zentraler Hebel liege etwa in der Sprachförderung. Zwar würde die sprachliche Kompetenz vor der Einschulung überprüft, eine verbindliche Förderung allerdings sei nicht vorgesehen. Ein Konzept sehe hier eine Sprachfördermaßnahme mit vier Stunden pro Woche für Kinder vor, die bei den Einschulungstests auffallen. Durchsetzen könne man das durch eine Art "Schulpflicht", wie es bereits in Hamburg der Fall sei, erläuterte der Staatssekretär. Inhaltlich sehr weit fortgeschritten, sieht er die größere Baustelle bei der Finanzierung. Zwar gebe es erste Mittel für das Projekt "Schulreifes Kind" ab dem Schuljahr 2024/25 an 240 Modellstandorten im Land. Ob und wann das flächendeckend umgesetzt werden kann, hänge jedoch davon ab, ob es die entsprechenden Mittel im Schuljahr 2025/26 gebe. Das KiTa-Qualitätsgesetz biete hier aktuell Mittel des Bundes, doch andere Bundesprogramme, wie die "Sprach-Kitas", seien nach kurzer Zeit wieder eingestampft worden. Die Zukunft des KiTa-Qualitätsgesetzes ab dem 1. Januar 2025 sei noch ungewiss. Von einem besseren Verständnis der Sprache verspricht sich Schebesta bessere allgemeine Voraussetzungen, weil beispielsweise Aufgaben dann besser verstanden werden könnten.

Mehr über das Auslaufen der Sprach-Kitas gibt es hier nachzulesen:

»Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist«

Ein Begriff, der sich einigen Teilnehmenden einbrannte, war die "sozialindexbasierte Ressourcensteuerung". Über einen Index sollen dabei die besonderen Bedarfe von Kindern und Jugendlichen an sozialen Brennpunkten durch zusätzliche Ressourcen, wie pädagogische Assistenten oder FSJ-Stellen, berücksichtigt werden. Singen gehört zu den fünf Städten, bei denen dies aktuell erprobt wird.

Kontinuität in der Bildungspolitik

Ebenfalls zur Sprache kam das Abitur innerhalb von acht beziehungsweise neun Jahren (G8/G9). Als Reaktion auf einen Volksantrag und mithilfe der Erkenntnisse eines diesbezüglichen Bürgerforums werde aktuell geprüft, ob und in welcher Form G9 wieder umgesetzt werden kann. Volker Schebesta sprach sich dafür aus, eine "Tür" für G8 offenzulassen, durch einzelne Klassen oder Schulen, die diesen Weg anbieten: "Sonst gibt es die Diskussion in ein paar Jahren wieder."
Auch generell sprach sich der Staatssekretär für mehr Kontinuität in der Bildungspolitik aus, auch hier nach Hamburger Vorbild. Eine Bildungsallianz zwischen CDU, Grünen, SPD und FDP etwa könne verhindern, dass die Bildungspolitik nach jeder Wahl wieder Änderungen unterworfen wird.

In einer anschließenden Runde mit den TeilnehmerInnen wurden Themen vertieft und neue angerissen. Veronika Netzhammer, frühere Landtagsabgeordnete der CDU, sprach sich beispielsweise für mehr Beteiligung der Eltern an der Bildung der Kinder aus. "Dazu muss man kein Germanistikstudium abgeschlossen haben." Die Bildung zu stärken sei allerdings nicht allein die Aufgabe der Schulen und KiTas, befand auch Schebesta. Er sehe hier den gesamten Sozialraum der Kinder gefordert. Den Fernseher als "Betreuungsperson" zu nutzen, habe Auswirkungen auf die Kleinen: "Das können Schule und Kita nicht ausbügeln." Damit etwa ErzieherInnen stärker mit den Eltern in Kontakt zu kommen, könnten weitere Kitas darin unterstützt werden, Kinder- und Familienzentrum (KiFaZ) zu werden.

Julia-Tosca Schuler brachte unter anderem die Wiedereinführung der Grundschulempfehlung zur Sprache. Die Schülersprecherin am Nellenburg-Gymnasium berichtete von ihrem Eindruck, dass viele Fünft- und Sechstklässler auf die Realschule wechseln. Schebesta antwortete, dass auch bei dem Bürgerforum G8/G9 über die Empfehlung diskutiert worden sei, zwei Drittel sprachen sich dafür aus. Durch das Forum kämen "Dinge auf den Tisch, die politisch sonst nicht thematisiert werden", da politische Diskussionen hier "vielleicht schnell ideologisch" würden. Die Entscheidung liege letztendlich allerdings noch immer bei den gewählten Gremien.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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