Aufbruchstimmung und der Blick auf die Ortskirche
Ostern als Symbol der „Verlebendigung“
Singen (of). Am Ostersonntag wird in Singen an der Herz-Jesu-Kirche wie an vielen anderen Kirchen der Region der Tag der neuen Zeitrechnung nach der Auferstehung mit einem großen Feuer um 6 Uhr morgens (Sommerzeit) begrüßt, mit einem anschließenden Frühstück. Das diesjährige Osterfest ist für die Singener Seelsorgeeinheit, mit rund 17.000 Katholiken eine der größten im Erzbistum Freiburg, auch das Signal zu einem stärkeren Zusammenrücken, denn mit dem ersten April wird nicht nur die Funktion eines zentralen Pfarrbüros an der Kirche Herz-Jesu für die Seelsorgeeinheit gestärkt, das für „amtliche“ Dinge nun Anlaufpunkt wird. In Zukunft werden die Katholiken auch stärker dazu aufgerufen, sich in ihren Kirchen gegenseitig zu besuchen, weil sich damit auch die Terminierung der Gottesdienst verändert.
Über die Bedeutung des diesjährigen Osterfestes sprach das WOCHENBLATT mit dem neuen Leiter der Seelsorgeeinheit Singen, Dr. Jörg Lichtenberg, der Ende des letzten Jahres seinen Dienst aufgenommen hat.
WOCHENBLATT: Unter welchem besonderen Motto steht das diesjährige Osterfest für Sie?
Dr. Jörg Lichtenberg: „Für mich steht die „Verlebendigung“ der Gemeinden im Mittelpunkt, und dass am Leben erhalten bleibt, was schon lebendig ist. Ostern ist ja immer ein Neuaufbruch und der Aufruf, sich auf Wandlungen, auf Neues einzulassen.“
WOCHENBLATT: Was kann ich denn unter dem Begriff Verlebendigung verstehen?
Lichtenberg: Es ist schon so, dass in unseren Gemeinden etwas aufbrechen muss. Mit den Gottesdiensten, die jetzt anders verteilt sind, muss man sich vielleicht auch von manchen Traditionen verabschieden. Nicht mehr in jeder Pfarrei kann noch das volle Programm angeboten werden. Das sind auch Dinge, die aus personellen Gründen, aber auch für ein stärkeres Zusammenwachsen der Kirche für die ganze Stadt notwendig sind. Es soll ja eine gemeinsame Vision entwickelt werden.
WOCHENBLATT: Sie hatten in ihrer Antrittsrede schon angekündigt, dass sie für eine neue Bewegung, gar für „Feuer unterm Stuhl“ sorgen wollten.
Lichtenberg: Das ist in der Vielgestaltigkeit – auch mit den vielen Nationalitäten und den dafür eigenen Gemeinden hier in Singen eine sehr spannende Geschichte wie man da zusammen kommt.
WOCHENBLATT: Da sind Sie ja vielleicht schon ein bisschen Vorbote des neuen Papstes, der ja vielleicht für Veränderungen sorgen könnte.
Lichtenberg: Sympathisch ist mir an ihm vor allem zuerst, dass er den Franziskus als Namen gewählt hat. Das ist mein Lieblingsheiliger und ich war mindestens alle zwei Jahre bisher auch in Assisi gewesen mit meiner alten Gemeinde oder den Firmlingen.
WOCHENBLATT: Ist denn von dem neuen Papst Franziskus auch eine „Verlebendigung“ zu erwarten? Oder anders gesagt, welche Wünsche hätten Sie den an ihn?
Lichtenberg: Es ist erst mal toll, dass er sich nicht mehr so ganz ans Protokoll der Diplomatie hält und ganz natürlich auftritt. Als Lateinamerikaner kommt er aus einer viel lebendigeren Tradition. Ich erhoffe mir, dass vor allem die Ortskirchen wieder eine größere Selbstständigkeit erreichen. Wir sind in den letzten Jahrzehnten schon in einen Zentralismus gerutscht und da ist es schon höchste Zeit, das wir hier vor Ort unsere Problemlagen lösen können, die ja nicht unbedingt für die Probleme der Weltkirche stehen. Wir müssen da schon raus aus einem Problemstau und auch aus dem Frust, der sich das in letzter Zeit immer hochspülte. Das ist für mich auch das Wesentliche. Es geht um einen echten Dialog, denn nur so können die Gemeinden noch lebendig bleiben. Im Moment ist gerade auch im Punkte der Einbeziehung der Laien eine große Offenheit. Und da wird auch das Thema der Frauen in der Kirche dazu gehören, denen man Leitungsfunktionen nicht verwehren sollte. Das wird ein Prozess, der sehr spannend werden kann.
Das Gespräch führte Chefredakteur Oliver Fiedler
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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