Große Änderung beim Notdienst der Ärzte im Hegau wird umgesetzt
Neue Notfallpraxis ab 1. April
Singen (of). Geplant war es schon länger, jetzt wird es ernst. Zum 1. April wird im Singener Klinikum eine Notfallpraxis eröffnen. Das gab am Dienstag Dr. Johannes Fechner von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg zusammen mit Landrat und Klinikholding-Vorsitzendem Frank Hämmerle bekannt. Die Notfallpraxis ersetzt damit die bisherigen Notdienste der niedergelassenen Ärzte, die freilich ja ständig in der Adresse wechselten und deshalb erst mal von Patienten im Fall des Falles ausfindig gemacht werden mussten.
Nun sind die Ärzte in zwei Praxisräumen im Singener Klinikum präsent. „Die Patienten können jetzt im Notfall ohne vorherigen Anruf von 19 bis 22 Uhr täglich in die Praxis kommen“, sagte Dr. Birgit Kloos von Notfalldienst der Ärzte im Landkreis. Schon seit dem Jahr 2008 habe er erste Überlegungen für diese neue Form des Notdienstes gegeben, seit 2011 sei man in konkreten Planungen gewesen. An den Wochenenden und an Feiertagen wird der Notfalldienst jeweils von 9 bis 22 Uhr angeboten. Im Konstanzer Klinikum gibt es übrigens eine solche Notfallpraxis schon seit vielen Jahren. Wer im Notfall nicht in die Praxis kommen kann, kann sich unter der Rufnummer 01805 19292 350 über die Leitstelle des Roten Kreuz in Kontakt mit dem diensthabenden Arzt treten.
Nicht betroffen von der Änderung ist natürlich der Rettungsdienst bei Unfällen und anderen gravierenden Notlagen, der über die 112 gerufen wird.
Frank Hämmerle sieht neben der festen Adresse für den Notdienst einen weiteren wichtigen Vorteil, wie er in der Medienkonferenz am Dienstag sagte: denn durch den Standort im Klinikum kann im Notfall auch sofort die Verbindung zur Notfallambulanz der Klinik hergestellt werden. Prof. Dr. Frank Hinder als neuer ärztlicher Leiter des Klinikums, sieht die neue Regelung als „Win-Win-Situation“. Gerade die Patienten könnten noch besser versorgt werden. Zum Beispiel bei Schlaganfällen oder Herzinfarkten ist eine schnelle Versorgung der Patienten entscheidend für die Heilungschancen. Froh ist auch Dr. Thomas Münkle von der Notfallambulanz. Dort habe die Zahl von Patienten in den letzten Jahren drastisch zugenommen, weil die Patienten statt in den weit entfernten Notdienst sich lieber gleich in Krankenhaus begeben hatten. „Da wurde mitunter die Notaufnahmen von leichteren Fällen verstopft“, so Dr. Münkle.
In Baden-Württemberg gibt es bereits 95 solcher Notfallpraxen. Die Lösung habe sich bestens bewährt. Das neue System soll auch den Beruf des Landarztes wieder etwas attraktiver machen, ist von der Kassenärztlichen Vereinigung zu hören. „Jede dritte Hausarztpraxis findet derzeit keinen Nachfolger mehr“, so Dr. Johannes Fechner in der Medienkonferenz. Die Notfallpraxis ist neu für den westlichen Teil des Landkreises zuständig. Weil es nun auch nur noch einen Bezirk gibt, liegen rund 200 Ärzte in deren Einzugsbereich, die sich dann die Notdienste aufteilen. Um Geld zu sparen, werden Räume genutzt, die tagsüber bereits von der Klinik für Sprechstunden genutzt werden.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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