Kantonsrat Zürich stimmt Pistenverlängerung zu
MdB Schwarzelühr-Sutter: Hochrhein wird erneut Opfer verkorkster Planung
Zürich/ Hegau. Der Kantonsrat in Zürich hat am Montagnachmittag nach einer langen Debatte mit einem knappen Ergebnis von 87 zu 83 Stimmen bei einigen Enthaltungen den Planungen zur Verlängerung der Piste 28 (Westpiste) um 400 Meter auf dann 2.900 Meter und der Piste 32 (Nordpiste) um 280 Meter auf dann 3.580 Meter zugestimmt. Eine Umsetzung ist bis 2030 beziehungsweise 2034 geplant, so der Flughafen in seiner Information. Der jetzige Beschluss bedeutet erst einmal, dass die drei Vertreter des Kantons im Verwaltungsrat der Airport AG der Einreichung eines Plangenehmigungsverfahrens für die zwei Pistenverlängerungen beim Bund zuzustimmen können.
Das Thema wird nicht nur in Zürich kontrovers diskutiert: noch in der Sitzung beantragten die Vertreter der unterlegenen Parteien SP, GLP, Grüne und AL ein sogenannten "Behördenreferendum", so dass voraussichtliche 2024 das Stimmvolk darüber zu entscheiden hat.
Kurz nach der Abstimmung ergriff auch die Waldshuter Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter ihre Stimme. Sie sieht die Pistenverlängerung, insbesondere mit Hinblick auf ein nach ihren Informationen prognostiziertem Wachstum von 30 auf 50 Millionen Passagiere über den Flughafen Zürich bis Mitte des Jahrhunderts, kritisch: „Zwar versichert der Flughafenbetreiber, dass die Pistenverlängerung nichts mit einem Kapazitätsausbau zu tun hat, jedoch befürchte ich, dass die Zahl der Starts und Landungen zunehmen wird und somit auch die Belastung für die Menschen am Hochrhein. Für die Gemeinde Hohentengen ist die Verlängerung der Piste 32 besonders dramatisch, denn dadurch sollen nun mehr Großraumflugzeuge auf dieser Piste starten und landen können. Die Gemeinde liegt jedoch genau in der Einflugschneise jener Piste. Größere Maschinen sorgen jedoch für eine höhere Lärmbelastung und das geht zu Lasten der Grenzregion.“
Und: „Aufgrund einer jahrzehntelangen verkorksten Planung kann der Flughafen Zürich mit einer durchkreuzenden Piste sowie mit zwei in V-Form angeordneten Pisten nicht effizient betrieben werden. Leidtragende dürfen aber nicht die süddeutschen Bürger sein. Sie dürfen nicht darüber abstimmen, aber sollen dann die Lasten tragen. Bis ein Staatsvertrag vorliegt, muss die Deutsche Rechtsverordnung mit dem Schutz in den Tagesrandzeiten und in der Nacht unbedingt eingehalten werden“, so die SPD-Abgeordnete, weiter.
Die Airport Zürich AG bezeichnet die Pistenverlängerungen als eine wichtige Maßnahme, um die Sicherheitsmarge am Flughafen Zürich zu erhöhen und den Betrieb zu stabilisieren. Die Verlängerungen wurden im Bericht «Sicherheitsüberprüfung Flughafen Zürich» 2012 als wesentliche Sicherheitsmaßnahme identifiziert und durch den Bund in den Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) aufgenommen. Vor allem bei schlechter Wetter könnten besonders schwere Flugzeuge nicht landen.
Längere Pisten bedeuteten längere Bremswege zur Vermeidung eines Overrun, also eines Überschiessens der Piste, argumentiert die Airport AG. Zudem gebe es weniger Kreuzungspunkte am Boden und in der Luft. Dank eines stabileren Flugbetriebs mit besserer Einhaltung der vorgegebenen Betriebskonzepte komme es dann dadurch zu weniger Verspätungen. Schliesslich reduzieren die Pistenverlängerungen insgesamt die Anzahl Fluglärm-Betroffener, wird aufgerechnet.
Es gebe aus Sicht der Betreiber keine alternativen Maßnahmen im Flugbetrieb, die dieselben Verbesserungen in puncto Sicherheit und Reduktion von Verspätungen mit sich brächten.
Auch durch das komplexe Verfahren werden die Kosten der Verlängerung derzeit auf rund 250 Millionen Franken berechnet.
Quellen: Medienmitteilung Rita Schwarzelühr-Sutter, Medienmitteilung Flughafen Zürich, Kanton Zürich
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare