Kunstverein in der Kartause Ittingen
Kloster, »Think Tank« und Museum der Moderne
Singen. Bei herrlichem Wetter unternahm der Kunstverein Singen am letzten Wochenende eine Kunstausfahrt in die Kartause Ittingen nach Warth im Kanton Thurgau in der Schweiz. Die historischen Gebäude der Kartause bilden ein Umfeld, in dem die Auseinandersetzung mit Kunst zu einem Erlebnis von seltener Intensität wird. Bereits am Eingang der beiden Museen regte die Konzeptkunst von Joseph Koshut das Gespräch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an und erinnerte eindrücklich an seine Installation Located World am Singener Rathaus. Markus Landert, der Museumsleiter der beiden Museen, Kartause Ittingen und Thurgauer Museum, empfing die Gruppe. Von ihm und vom mitgereisten Museumsleiter des Kunstmuseums Singen, Christoph Bauer, wurden schließlich zwei Gruppen parallel durch Kartause und Kirche geführt.
Die Kunstinteressierten erfuhren viel Wissenswertes vom »Think Tank« Kloster mit seiner Zweiteilung in Arbeit in der äußeren Klausur, dem Wirtschaftshof und dem Gebet in der inneren Klausur, die einzig den Mönchen vorbehalten war. Die Idee des Heiligen Bruno ein Leben als Einsiedler in der Gemeinschaft zu führen, wurde sowohl im Alltag der Mönche wie auch in der Architektur der Kartause konsequent umgesetzt.
Details zum Tagesablauf, zum Werdegang eines Mönches, zur Struktur des Verwaltens und Wirtschaftens in der Kartause verschafften äußerst interessante Einblicke. Ebenso die weitere Entwicklung der Besitzverhältnisse, die letztlich im Jahr 1977 in die heutige Stiftung Kartause Ittingen überging. Heute betreibt die Stiftung ein Kultur- und Bildungszentrum mit zwei Museen, Hotel, Restaurant, einem Gutsbetrieb sowie Betreutem Arbeiten und Wohnen für Menschen mit einer psychischen oder kognitiven Beeinträchtigung.
Nach der Besichtigung der diversen Funktionsräume, der Mönchszellen, der beiden Kreuzgänge und der Kirche, dem Barockjuwel der Kartause, verbrachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Mittagspause individuell in der Anlage der Kartause oder spazierten durch die prächtigen Gärten.
Danach öffnete sich der Blick für die Gegenwart in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. Künstler Harald F. Müller und die Museumsleiter Markus Landert und Christoph Bauer führten die Gruppe zunächst an das Thema Licht und Farbe heran. Im Gästehaus konnte die Wirkung von großflächigen farbigen Wänden im Zusammenspiel mit dem Tageslicht eindrucksvoll erlebt werden. Im Kellergewölbe des Kunstmuseums Thurgau ging es weiter mit der Ausstellung „MONDIA“ von Harald F. Müller. Hautnah erfuhren die Kunstinteressierten direkt vom anwesenden Künstler über die Verführung zum Schauen und Denken angesichts der großen Holzbuchstaben und großformatigen Fotografien, die förmlich im Raum vor Farbwänden zu schweben scheinen. Ein inspirierendes Feuerwerk des Dialogs ergab sich zwischen dem Künstler Harald F. Müller und den Museumsleitern Markus Landert und Christoph Bauer um die Begriffe des Sehens, der Kunst in der Provinz, die Farbwelt mit ihrem Empfinden, dem Internet, als weiterem Ort für die Kunst und den Erlebnisebenen einer Ausstellung.
Bei diesem Gespräch aktiv mit Fragen dabei sein zu können, teilzunehmen an der sachlichen Auseinandersetzung zwischen dem Künstler mit den zwei Museumsleitern, war für alle Interessierten ein besonderes Ereignis.
Die Mitglieder des Kunstvereins genossen die Kombination der verschiedenen Führungen an diesem Tag, den wunderschönen Ort und das engagierte, persönliche Gespräch zur Kunst am Ende des Besuches und fuhren heiter, voller wunderbarer Eindrücke zurück nach Singen.
Autor:Presseinfo aus Singen |
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