Der Hohentwiel als Pfalz des Kaisers
Hadwigs Burg im Zentrum der Macht

Im dicht gedrängten Vortragssaal des Singener Hegau-Museums gab Burgenforscher Rudolf Martin spannende Einblicke in die aktuelle Forschung am Singener Hausberg. | Foto: Stadt Singen, Archäologisches Hegau-Museum
  • Im dicht gedrängten Vortragssaal des Singener Hegau-Museums gab Burgenforscher Rudolf Martin spannende Einblicke in die aktuelle Forschung am Singener Hausberg.
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Singen. Einen Einblick in neue Erkenntnisse zur Geschichte des Hohentwiels gab bei einem Vortrag am Dienstag, 12. März, im Hegau-Museum. Der Hohentwiel, die größte Festungsruine Deutschlands, erlangte besondere Bekanntheit durch seine umkämpfte Rolle im 30-jährigen Krieg. Doch die historischen Wurzeln des Singener Hausbergs reichen weit zurück. Viktor von Scheffel machte seine mittelalterliche Geschichte weltberühmt: Im zehnten Jahrhundert war die Burg Herzogsresidenz des schwäbischen Herrschers Burkard III. und seiner Frau Hadwig. Die Herzogin diente als literarische Vorlage des Romans "Ekkehard".

Neue Forschungsergebnisse werfen nun spannende Fragen auf: Wurde der Hohentwiel damals als Pfalz für Kaiser Otto III. genutzt? Der Burgenforscher Rudolf Martin ist dieser Frage nachgegangen und stellte seine Erkenntnisse im Singener Hegau-Museum vor. Rudolf Martin ist eine bekannte Größe unter den Historikern der Bodenseeregion. So befasst er sich bereits seit Anfang der 1990er Jahre intensiv mit der regionalen Burgen- und Höhlenforschung. Unter anderem ist er einer der Mitbegründer des Nellenburger Kreises. In seinem Vortrag präsentiert Martin neue Ergebnisse aus der Burgenforschung auf dem Hohentwiel.

Kaiser Otto III. (980–1002) hatte eine enge Verbindung zur Bodenseeregion, vor allem zur Klosterinsel Reichenau. Diese war zu seiner Zeit ein Zentrum für Wissenschaft und Kunst. Ottos Beziehung zu Hadwigs Residenz zeigte sich schon in seiner Kindheit, als er während eines Aufenthalts in Konstanz mit dem Hohentwiel in Verbindung kam. Hadwig war eng verwandt mit seiner Familie. Und sie war es auch, die Ottos Mutter den Mönch Ekkehard als Erzieher des Thronfolgers empfahl.

Bisher gingen alle Historiker davon aus, dass aus dieser frühen Zeit, durch die nachfolgenden Festungsbauten, keine Reste mehr auf dem Hohentwiel zu finden seien. Doch Martins aktuelle Untersuchungen an der Bausubstanz lassen die Geschichte dieser faszinierenden alten Burg unter der Festung neu aufleben. Zwar wurde der Hohentwiel noch nie archäologisch, und baugeschichtlich erst in jüngster Zeit untersucht, aber die Ergebnisse sind schon jetzt eindeutig.

Rudolf Martin zeigte detailliert auf, wo Überreste der ehemaligen Burg und des Klosters noch heute auf dem Hohentwiel erkennbar sind. Sie sind eindrückliche Belege dafür, dass zur Zeit Hadwigs der Berg eine enorme Bedeutung im Machtgefüge des Römisch-Deutschen Reiches innehatte. Vermutlich war er eine Pfalz für den stets reisenden Kaiser Otto III., von der aus er beinahe den gesamten oberdeutschen Raum beherrschen konnte.

Quelle: Archäologisches Hegau-Museum Singen

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Presseinfo aus Singen

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