Walter Becker im Kunstmuseum Singen
Farbe in ihrer besten Form

Walter Becker | Foto: Ein beeindruckende Auswahl zentraler Werke aus vielen Schaffensperioden von Walter Becker zeigt das Singener Kunstmuseum in seiner aktuellen Sommerausstellung. swb-Bild: of
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Singen. Seine diesjährige Sommerausstellung hat das Singener Kunstmuseum einer ganzen Palette schöner Bilder gewidmet. Schon im Erdgeschoss werden die Besucher von einer beeindruckenden Auswahl der Vertreter der klassischen Moderne am See, den Hörimaler, dem Singener Curth Georg Becker und als besonderem Schwerpunkt dem Bodensee-Bildhauer Berthold Müller-Oerlinghausen empfangen.

Im Obergeschoss des Museums wartet freilich ein besonderes Bilderfest auf die Besucher, den dort ist einem der prominentesten Vertreter des nachgeholten deutschen Expressionismus, Walter Becker (1893 – 19854), eine sehr gelungene Werkschau gewidmet, die dank vieler öffentlicher und privater Leihgeber eine ganze Menge über eine ganze Reihe von Kunstepochen, von erzwungenen Neubesinnungen erzählen kann.

Walter Becker ist vor allem in der älteren Generation hier im Hegau längst kein Unbekannter. Denn Paul Gönner, einst Präsident des Singener Kunstvereins und der langjährige Macher der Hilzinger Kunstausstellungen war erklärter Fan des aus Essen stammenden Malers, der spät zum Expressionismus fand, seine „schönsten Jahre“ von 1223 bis 1936 im Licht Südfrankreichs hatte, von den Nazis zurückgeholt wurde und nicht mehr ausstellen durfte. Der nach dem zweiten Weltkrieg am Starnberger See eine neue Heimat fand, dort freilich sein im ersten Weltkrieg erworbenes Lungenleiden nicht heilen konnte und zudem immer stärker unter dem Verlust seines Augenlichts und schon viel früher an Depressionen litt. Durch Gönners Verehrung sind einige seiner Bilder, darunter sogar zentrale Werke in Hegauer Sammlungen gelandet, die zum für eine Zeit der Öffentlichkeit zur Ansicht gegeben werden.

Christoph Bauer ist es dabei gelungen, aus dem Fundus eine richtig spannende Lebensgeschichte für den Betrachter zu erzählen bis in sein Spätwerk hinein, denn Becker malte sozusagen gegen die drohende Erblindung. Besonders spannend sind dabei sicher jene Bilder aus der direkten Nachkriegszeit, auch eine Stunde Null für die Kunst in Deutschland, bei der vieles aus verlorenen Jahren nachgeholt werden sollte. Besonders beeindruckend seine Frauenbilder, die immer wieder in diesen Rundgang eingestreut sind und ihren Höhepunkt in den Blauen Akten“ finden , die zum Teil von mythologischen Themen umrankt, die einer der vielen Leidenschaften Beckers gewesen sind. Da sorgte an Sehen schon bei der Ausstellungseröffnung für manche Euphorie der BetrachterInnen, denn sie kommt betörend schön daher, die Bilderwelt von Walter Becker.

Zur Ausstellung ist eine ebenso spannende Dokumentation über diesen Maler erschienen. Am Sonntag, 5. August, 11 Uhr, wird die nächste Führung durch diese Ausstellung angeboten. Mehr www.kunstmuseum-singen.de

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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