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Ein Weltmeister unterm Hohentwiel
Singen. Robin Weiler hat in seiner noch jungen Sportlerkarriere bereits einige Titel einheimsen können. Neben dem Sport geht es für ihn aber auch um mehr gesellschaftliche Akzeptanz für den Kleinwuchssport.
Gold im Diskuswerfen, Gold im Fußball, Gold im Volleyball und Silber im Speerwerfen. Alleine der Blick auf die Medaillen, die dieser Ausnahmesportler gewonnen hat, ist mehr als beeindruckend. Dabei fing bei Robin Weiler alles bereits im Kindesalter an. "Im Sommer habe ich damals schon gerne Fußball gespielt und im Winter bin ich oft Ski gefahren." Zur Leichtathletik kam der 21-jährige Singener etwas später. "Im Jahr 2018 nahm ich beim Stadtturnverein Singen an einem Probetraining von Oswald Ammon teil. Danach ging ich zum Olympiastützpunkt nach Stuttgart." Mit der Zeit wurde ihm das Pendeln zwischen der Heimat und der Landeshauptstadt zu viel. "Daraufhin wurde mir Georg Bauer von der LG Radolfzell empfohlen, der für mich bis heute eine wichtige Stütze in diesem Sport ist", erzählt Weiler. Bauer war es auch, der ihn in diesem Jahr bei den World Dwarf Games in Köln unterstützte.
"Dein ganzes Wissen weitergeben"
Ein weiterer, wichtiger Förderer für ihn war seit seinem Vereinseintritt im Jahr 2006 Ulrich Thorwesten, Abteilungsleiter Fußball beim DJK Singen. "Er hat mich damals zum Fußball gebracht, wofür ich ihm bis heute dankbar bin." Diese Dankbarkeit floss schließlich über in einen Trainerjob: So trainiert er nun seit vielen Jahren mit Erfolg die E-Jugend des DJK Singen, seinem Heimat-Fußballverein. "Damals war Robin an dem Punkt, in die C-Jugend zu kommen. Das hätte für ihn meiner Ansicht nach nicht gepasst, da er in den Jugendbereichen zuvor immer Mitspieler ungefähr in seiner Größe hatte", erläutert Ulrich Thorwesten. In Zusammenarbeit mit den Schulen und dem Verband habe er dann einen Kurs zum Jugendcoach, im Jahr 2016 dann die Fußball-Trainerlizenz D und zwei Jahre später die C-Lizenz erworben. "Robbi geht hier bei uns im Verein voll auf Augenhöhe durch. Wenn er Bock darauf hat, trainiert er auch mal bei den Aktiven mit", erzählt Thorwesten voller Stolz.
"Beim Fußball mag ich sehr den Aspekt des Mannschaftssports und dass man dabei ein Team hinter sich hat, man gemeinsam gewinnt und verliert und die Mannschaft hinter dir steht, sollte man selbst einen schlechten Tag haben", schildert Robin Weiler seine Faszination dafür. "Für mich war und ist es immer ein tolles Erlebnis, wenn ich mit meinen Jungs Meisterschaften gewonnen habe, da du hier dein ganzes Wissen, deine Fähigkeiten weitergeben und beobachten kannst, wie das zum Erfolg führt." Aber auch der Einzelsport habe für ihn seine besonderen Seiten: "Hier finde ich es toll, wenn man selbst in der Lage dazu ist, darin Erfolge zu erzielen."
Meisterliche Karriere
"Im normalen Alltag ist man nie unter 'Gleichgesinnten', da muss man immer gegen Größere antreten. Dass man einen Wettkampf auf Augenhöhe hatte und ohne große Umrechnungen gegen deine Gegner antreten kann, war schon ein geiles Gefühl", beschreibt Weiler sein Erlebnis bei den Weltmeisterschaften in Köln. "Hier ist es sehr familiär. Jeder gönnt seinem Konkurrenten den Erfolg, auch wenn man selbst nicht daran teilnimmt."
Doch wie schafft es ein Sportler wie er, der in vier verschiedenen Wettkämpfen antrat, sich so schnell auf die andere Sportart zu fokussieren? "Das habe ich schon relativ schnell gelernt: Wenn man etwas hinter sich hat, kurz abschalten und sich dann gleich wieder auf die nächste Sache konzentrieren. Wenn das nicht geht, kannst du den nächsten Wettkampf auch grad vergessen", verdeutlicht Weiler. Die Teilnahme in Köln war dabei nicht seine erste Weltmeisterschaft, wie er verriet: "Ich war schon 2017 mit der Fußballmannschaft in Toronto dabei. Das war insofern cool, als wir damals die klaren Außenseiter waren und dann überraschend Weltmeister wurden."
Parallel zu seinen sportlichen Tätigkeiten studiert der mehrfache Weltmeister in Tuttlingen Medizintechnik. "Das war schon immer mein Wunsch und ich habe schon nach dem Abitur gemerkt, dass das die richtige Richtung für mich ist." Der Ausgleich hierzwischen gelinge sehr gut, so könne er durch den Sport immer sehr gut vom Studienalltag abschalten. Hierfür und auch sportlich habe er noch einiges vor. So möchte er sich nach seinem Studium gegebenenfalls noch selbstständig machen oder gute Positionen in Unternehmen erarbeiten. "Zudem liegt der Fokus auf die Vorbereitung zur nächsten Weltmeisterschaft in Australien."
In der Leichtathletik ist es sein Ziel, irgendwann in die Paralympics-Szene hineinzukommen. "Da ist das Problem, dass meine stärkste Disziplin, der Diskuswurf, aktuell nicht in die Para-Leichtathletik integriert ist. Hier möchte ich schauen, ob sich dann sportlich gegebenenfalls noch andere Möglichkeiten ergeben", so Weiler. Neben seinen Erfolgen bei den World Dwarf Games kann sich Weiler aktuell auch amtierender Deutscher Para-Meister in den Disziplinen Diskus- und Speerwerfen nennen. Diese Titel möchte er in Zukunft weiter verteidigen. Dabei sieht er bei sich und der Leistung anderer "Gleichgesinnter" im Kontrast zu der im allgemeinen Leistungssport keine großen Unterschiede.
Mehr Akzeptanz
Dennoch hat der Kleinwüchsigen- und Behindertensport auch heute noch wenig Relevanz in der Gesellschaft. Dies soll sich in den Augen des Weltmeisters dringend ändern: "Es muss einfach diese Akzeptanz und das Wissen geben, dass es mit uns auch eben diese anderen Wettkämpfe gibt." Hierbei kann sich Weiler auch einen kleinen Seitenhieb auf den Fußball nicht verkneifen: "Wir sind im Fußball zweimal hintereinander Weltmeister geworden. Wie erfolgreich die Deutsche Nationalmannschaft die letzten beiden Male war, wissen wir alle."
Gerade im Kleinwüchsigensport müsse man alles selbst bezahlen, da das Sponsoring gerade nicht sehr groß ist. Hier muss für ihn viel offener angesprochen werden, dass man auch die nötige Unterstützung bekomme. "Auch wir erbringen unsere Leistung, wenn auch nicht in dem Maße wie normale Leistungssportler."
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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