Förderverein der Krebsberatungsstelle gegründet
"Ein niederschwelliges Angebot für alle Betroffenen und Angehörigen schaffen"
Singen/Kreis Konstanz. Seit Sommer 2023 gibt es in der Bonhoeffer-Gemeinde in Singen die Hauptstelle der Psychosozialen Krebsberatung für Betroffene, Angehörige und Freunde. Nun wurde ein Förderverein gegründet, der die Arbeit der vier Beratungsstellen sichern soll.
"In diesen Beratungsstellen in Singen, Radolfzell, Konstanz und bald auch in Überlingen gibt es einen großen Bedarf für psychosoziale Beratung für Menschen mit oder nach einer Krebserkrankung", erläutert Jan Harder, Chefarzt am GLKN-Klinikum Singen sowie erster Vorsitzender des Fördervereins. Da diese Beratungsstellen seien jedoch mit 80 Prozent von den gesetzlichen Krankenversicherungen und 15 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziell nicht vollständig gedeckt, wie Harder erzählt. "Hierfür haben wir den Förderverein gegründet, um die Finanzierungslücke von fünf Prozent zu schließen." Dem Verein sei es dabei wichtig, hiermit ein niederschwelliges und flächendeckendes Angebot für alle Betroffenen und Angehörigen zu schaffen.
"Das Thema ist schon länger präsent, da schon immer klar war, dass Krebspatienten Beratung brauchen", sagt Christian Grams, Geschäftsführer der Diakonie, Träger der vier Beratungsstellen. Nachdem man die Idee in den Aufsichtsrat der Diakonie eingebracht wurde, konnte man in diesem Jahr mit den Beratungsstellen starten. Dabei ist das Angebot zunächst zeitlich begrenzt, wie Grams darstellt: "Wir haben eine Kostenzusage von insgesamt knapp 750.000 Euro auf drei Jahre bis einschließlich 2025 erhalten, danach müssen wir einen neuen Antrag stellen." Der Betrag, den hierbei der Förderverein bis dahin tragen will, beläuft sich auf etwa 50.000 Euro. "Die Arten der Beratung reichen hier von Schwangerenberatung, über Schuldnerberatung bis hin zu Migrations- oder auch Teilhabeberatung", so Grams.
Darüber hinaus versucht der Förderverein mit der Unterstützung zahlreicher Angebote Betroffenen und Angehörigen unter die Arme zu greifen. "Bei Kursen wie Kunst-, Physio- oder auch Musiktherapie soll den Patienten die Möglichkeit gegeben werden, etwas herunterzukommen und die Krankheit kurz auszublenden", erzählt Diplom-Psychologin Beate Hübner von der Psychosozialen Krebsberatungsstelle des Bezirks Konstanz und Region. "Zudem werden auch Hausbesuche und Paargespräche angeboten", ergänzt Melanie O' Reilly von der Beratungsstelle in Radolfzell. Allgemein gebe es derzeit in den vier Beratungsstellen derzeit 110 Klienten pro 100 Prozent-Kraft, sodass man bei sechs bis sieben Kontakten zu diesen auf insgesamt 500 Beratungsstunden komme, womit die Kapazität voll ausgeschöpft sei. "Wir haben zuvor viele Patienten gehabt, die wir über den Landkreis hinaus beispielsweise nach Sigmaringen schicken mussten, ein wesentliches Angebot hier hatte somit gefehlt", erläutert Hübner.
Jan Harder betonte dabei auch den Synergieeffekt, den die Beratungsstellen leisten: "Hierdurch werden neue Räume geschaffen, um sich gegenseitig untereinander zu vernetzen." Zudem wolle man sich bei der Beratung auch Zeit für die Klienten sowie mehr Rücksicht auf diese nehmen, da laut Hübner bei diesen Menschen eine gewisse Scheu vorhanden sei.
Zu den weiteren Gründungsmitgliedern des Vereins zählen Dr. Gerald Reckert, Ulrich Schad, Swenja Siebel und Katja Pankow.
Dem Verein sei es wichtig, möglichst viele Mitglieder zu gewinnen, wie Jan Harder betonte: "1.000 Mitglieder sollten hier in einem so großen Verbreitungsgebiet möglich sein." Dabei sei es wichtig, die Last auf möglichst wenig Schultern zu verteilen. Zudem freue man auch über zahlreiche Einzelspenden, welche auf folgendes Spendenkonto des Fördervereins Krebsberatungsstelle des Landkreises Konstanz überwiesen werden können: DE 02 5206 0410 0005 0413 50.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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