Kinderheim lädt am Sonntag zu seinem 90. Geburtstag in die Weiherstraße
Ein Heimathafen für geschundene Kinderherzen
Singen. Das Wohl von Kindern sollte eigentlich jedem Menschen am Herzen liegen. Damit Kinder und Jugendliche, auch wenn dies nicht so ist, dennoch einen sicheren, liebevollen Heimathafen haben, gibt es in Singen glücklicherweise das Kinderheim St. Peter und Paul, das am Sonntag, 1. Juli seinen 90. Geburtstag feiert. Aus dem Herz-Jesu-Heim hervorgegangen ist es seit 1969 in der Weiherstraße 1 beheimatet, wohin Heimleiter Jürgen Napel und sein Team von 45 Mitarbeitern die Bevölkerung ganz herzlich zum Geburtstag ab 12 Uhr einlädt. Zuvor findet der Festgottesdienst zum Patrozinium in St. Peter und Paul um 10.30 Uhr mit Kirchen- und Kinderchor statt.
Für Napel, der seit 1986 als Zivildienstleistender und dann 1994 als Heimleiter, das Gesicht des Kinderheims geworden ist, betont im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. »Das zwingend Notwendige genügt nicht, um einer geschundenen Seele zu helfen«. Und in seiner Zeit hatten er und sein Team Hunderte Kinder stationär im Kinderheim aufgenommen, von einer Nacht bis zu 13 Jahren. 16 Plätze stehen in der Heimgruppe zur Verfügung von sechs bis 18 Jahren. Außer, dass sie eine Besuchsregelung mit ihren Eltern haben, versucht das Kinderheim ihnen eine Kindheit wie jedem anderen Kind zu ermöglichen. Sie gehen in den Kindergarten oder Schule und in Vereine. Denn außer, dass ihnen aufgrund des Vergangenen »ein Panzer gewachsen ist« gilt es »das Gramm Gold zu entdecken, dass in jedem schlummert«, wie einst Sr. M. Theresia Scherer, Ordensgründerin der Hegne-Schwestern sich gewünscht hat.
Und um diese Ressourcen zu heben, geht Napel und sein Team verschiedene Wege, aber immer beseelt durch ein christliches Menschenbild. Statt zu missionieren, gilt es für den Menschen da zu sein.
Dabei erstrecken sich die Aufgaben des Kinderheims nicht nur auf die Heimbetreuung. Denn Jürgen Napel war es wichtig, den Heimaufenthalt, wenn möglich zu verhindern. Deshalb gibt es Tagesgruppen wie die Soziale Gruppenarbeit an der Schillerschule und in Engen, die »Timeout School«, die Integrationshilfe in Kita´s, die Spielgruppe für die »Kinder im Zelt« sowie die Kinderbetreuung an der Gemeinschaftsunterkunft Worblinger Straße und Güterstraße. Und als dritten Schritt die ambulante Betreuungs-, Beratungs- und Bildungsangebote, wie etwa die unbürokratische Kinderfallberatung, wo das Kinderheim in etwa 430 Fällen jährlich zu Rate gezogen wird.
Trotz all dieser Aufgaben sind für Napel und sein Team es »keine Fälle und Klienten«, sondern Kinder und ihre Familien – ein Daheim statt einer Institution, auch wenn aufgrund der kleinen Betriebsgröße und Auflagen dies eine immer höhere Belastung nach sich zieht. Und damit sind nicht nur die 4.000 ehrenamtlichen Stunden von Hauptamtlichen 2017 gemeint. Sie alle verbindet ein Wunsch, dass die Kinder wieder stark werden und in ihrem Herz beheimatet sind.
Zu 90 Jahren Kinderheim sind bei dem Tag der offenen Tür am Sonntag, 1. Juli in der Weiherstraße ab 12 Uhr 91 Helfer mit dabei. Damit sorgenfrei gefeiert werden kann, ist diese für den Straßenverkehr gesperrt – denn natürlich feiert außer der Kirchengemeinde auch der Waldorfkindergarten mit. Spaß für Jung und Alt sind bei Kletterwand, Pedalopark, Gokart, Tanzaufführungen, der Einradgruppe Heudorf, einem Zauberer, dem Puppenspiel ab 15 Uhr, einem pädagogischen Vortrag, einer Tombola und vielem Mitmachaktionen garantiert. Eine Vielfalt an Speisen und Getränken – auch das eigenproduzierte Kinderheim-Eis runden das Angebot für die Gäste ab, sodass einem schönen Geburtstagsfest nichts im Wege steht.
Das Kinderheim freut sich über Spenden auf das Konto: IBAN DE59692500350003091030
Mehr Infos gibt es unter www.kinderheim-singen.de
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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