Interview
Die Hohentwiel-Gewerbeschule Singen freut sich über einen Spitzen-Azubi
Singen. Ein herausragendes Ausbildungsergebnis konnte Bastian Junt erreichen, als IHK-Bundessieger in der Abschlussprüfung der Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme im Sommer 2024. Gerade zurückgekehrt aus Berlin, von der bundesweiten Azubi-Ehrung für Spitzen-Azubis aus IHK-Berufen, war der frisch gebackene Bundessieger am 12. Dezember an der Hohentwiel-Gewerbeschule zu Gast - nicht mehr als Auszubildender, sondern als gefragter Interviewpartner. Bastian Junt hatte, neben Spitzenergebnissen in den praktischen Prüfungen, in der theoretischen Abschlussprüfung 100 Prozent der möglichen Punkte erreicht, ein in seinen 20 Berufsjahren als Lehrer bisher nie da gewesenes Ergebnis, berichtet Michael Hörenberg.
Begleitet wurde Bastian Junt von seinem Ausbilder bei Schubert-Elektronik in Neuhausen ob Eck, Bernd Grathwohl. Mit am Tisch Michael Hörenberg als Fachlehrer, Stefan Fehrenbach (Schulleiter) und Oliver Müller-Molenar (Stellvertreter). Das Interview führte Oliver Müller-Molenar:
Müller-Molenar: Herr Junt, herzlichen Glückwunsch. So ein Erfolg darf gefeiert werden und macht neugierig: Wie haben Sie nach Klasse 4 Ihre Schullaufbahn gestartet und mit welchem Schulabschluss haben Sie die allgemeinbildende Schule abgeschlossen?
Junt: Ich habe das Immanuel-Kant-Gymnasium Tuttlingen besucht und dort 2021 Abitur gemacht.
Müller-Molenar: Sie haben sich für eine Ausbildung als Elektroniker für Geräte und Systeme bei der Firma Schubert in Neuhausen ob Eck entscheiden. Woher kam die Motivation für diesen anspruchsvollen Ausbildungsgang und diese Firma?
Junt: Ursprünglich wollte ich Veranstaltungstechniker werden, aber Corona hat eine Ausbildung in diesem Bereich völlig unmöglich gemacht. Hinter der Veranstaltungstechnik steckt letztlich Elektrotechnik, stecken Schaltungen und vernetzte Systeme und diese Themenfelder haben mich schon immer interessiert. Deswegen war für mich naheliegend, dass ich mich in dieser Richtung weiter orientiere. Dann hat der Zufall ein wenig geholfen. Mein Bruder hatte einen Bekannten, der bei Schubert Elektronik eine Ausbildung absolviert hat und über diesen Kontakt bin ich mit der Firma und den dort gegebenen Ausbildungsmöglichkeiten in Kontakt gekommen. Im Herbst 2021 konnte ich dann dort meine Ausbildung als Elektroniker für Geräte und Systeme beginnen. Und mit ihrem breiten Portfolio ist die Firma Schubert für mich der ideale Ausbildungsbetrieb gewesen.
Müller-Molenar: Wie haben Sie Ihre Zeit in der Ausbildung erlebt – im Betrieb und in der Schule?
Junt: Nach langen Jahren auf der klassischen Schulbank war die duale Ausbildung für mich völliges Neuland. Im Grunde lernt man jeden Tag buchstäblich Neues, sowohl in Sachen Theorie als auch in der Praxis, in Schule und Betrieb. Ich habe in der Firma alle Abteilungen im Haus durchlaufen und so Einblicke in verschiedene Tätigkeitsfelder bekommen, die im Angebotsspektrum der Firma zusammenspielen. Auch das fand ich wahnsinnig spannend. In der Ausbildungsabteilung konnten wir viel tüfteln, probieren, wurden wirklich gut ausgebildet und auf die Prüfungen vorbereitet.
Auch die Berufsschule war eine völlig neue Erfahrung. Man sitzt mit Leuten in der Klasse, die völlig unterschiedliche Schullaufbahnen hinter sich haben. Alleine das ist für einen Gymnasiasten neu und anders. Im ersten Jahr war ich in der Berufsschule in Tuttlingen, ab dem zweiten Ausbildungsjahr an der HGS-Singen und hatte dort das Glück, fachlich und menschlich wirklich gute Lehrer gehabt zu haben. Um ohne lange Übergangszeiten direkt in ein Duales Studium der Elektrotechnik übertreten zu können, habe ich an der vorgezogenen Prüfung teilgenommen. Die Prüfungszeit war dadurch natürlich stressig, aber die Firma hat mir Raum und Zeit zum Lernen gegeben, was dabei wirklich geholfen hat.
Müller-Molenar: Die Frage aller Fragen: Welche Zutaten braucht es, um eine Ausbildung so herausragend erfolgreich abzuschließen?
Junt: Viel hängt von Personen ab, konkret von Ausbildern und Lehrkräften. Die Lehrkräfte an der Berufsschule sind entscheidend wichtig und besonders mit Michael Hörenberg hatte ich eine echte Koryphäe in seinem Fachgebiet als Fachlehrer und Klassenlehrer. Und natürlich war auch die Unterstützung im Betrieb sehr wichtig, die professionelle Betreuung durch die Ausbilder um Herrn Grathwohl.
Und letztlich geht nichts ohne ein gutes Lernmanagement: In der Schulzeit am Gymnasium hatte ich eigentlich immer wenig gelernt, weil ich lieber versucht habe, Dinge und Funktionszusammenhänge zu verstehen. Das hat im Gymnasium dazu geführt, dass im Abitur keine 1 vor dem Komma steht. In der Ausbildung lernt man, am Stück zu arbeiten, dranzubleiben, kontinuierlich zu lernen, Dinge bauen logisch aufeinander auf. Und klar, ich habe einen Weg gewählt, der mich interessiert. Ohne Interesse keine Motivation, ohne Motivation keine Lernbereitschaft und keine Lernerfolge. Und bei unseren Ausbildern war für mich wichtig und fördernd: Trotz klarer Hierarchie sind wir uns auf Augenhöhe begegnet, man hat mir Freiheiten gelassen und Kontakte zu ganz vielen Ansprechpartnern im Betrieb ermöglicht.
Müller-Molenar: An die Ausbilder: Was war, aus Ihrer Perspektive, der Grund für den wirklich bemerkenswerten Ausbildungserfolg von Herrn Junt?
Bernd Grathwohl: Wir sind stolz auf ein Team aus motivierten Ausbildungsbeauftragten im Betrieb und waren und sind froh über eine starke Berufsschule, in diesem Berufsfeld mit dem hervorragenden Berufsschullehrer Michael Hörenberg. Damit haben Betrieb und Schule sicher einen guten Grundstock gelegt, für diesen Erfolg. Aber das war und ist nicht alles. Hinzu kommt, dass Herr Junt im Wortsinn ein kluger, neugieriger und motivierter junger Mann ist, der früh wirklich herausfordernde Aufgaben bewältigt hat, sehr gut selbstorganisiert ist und der fähig ist zu tiefen und vernetzten Denkprozessen.
Müller-Molenar: Jetzt sind Sie einer der landauf und landab gefragten Fachkräfte: Wie sieht Ihr Aufgabenfeld und Arbeitsalltag jetzt aus?
Junt: Seit Mai stehe ich voll im Arbeitsalltag und bearbeite Tätigkeitsfelder unter anderem in der Hardwareentwicklung, vom Entwurf bis zur Umsetzung und Testung. Aktuell liegt der Vorlesungsplan für das Duale Studium Elektrotechnik auf dem Schreibtisch und im Januar geht es los an der DHBW Ravensburg/Friedrichshafen.
Müller-Molenar: Wo sehen Sie sich in sagen wir zehn Jahren?
Junt: Entwicklungsarbeit macht mir extrem viel Spaß, insofern kann die Entwicklung komplexer Schaltungen wirklich ein Tätigkeitsfeld mit Zukunft für mich sein.
Müller-Molenar: Rückblickend: War die Entscheidung gegen ein Studium (oder ähnliches) die richtige?
Junt: Definitiv, ich habe auf dem Weg durch die Ausbildung meine Interessen bedient und gleichzeitig verändert und habe mich persönlich weiterentwickelt. Und der Weg über eine Ausbildung ist ein wertvolles Fundament für ein entsprechendes Duales Studium, immer vorausgesetzt man macht das Duale Studium unter dem Dach einer guten Firma, in meinem Fall eben der Firma Schubert.
Müller-Molenar: Was würden Sie Jugendlichen, die einen richtigen Weg für sich suchen, raten?
Wichtig ist, etwas zu machen, was einen interessiert. Beschäftigt euch also damit, wo eure Interessen liegen, seid neugierig und probiert aus.
Müller-Molenar: Was möchten Sie ergänzen, Herr Hörenberg?
Hörenberg: Wer etwas aus Interesse macht, merkt gar nicht, dass er oder sie lernt. Dann tut das nämlich nicht weh, also: Interesse suchen und finden.
Müller-Molenar: Ihre Ergänzung, Herr Grathwohl?
Grathwohl: Orientiert euch, geht auf Ausbildungsmessen, sprecht mit den Betrieben, mit Auszubildenden und Ausbildern. Schaut auch nach Berufen, die man nicht auf dem Schirm hat.
Quelle: Oliver Müller-Molenar, Hohentwiel-Gewerbeschule Singen
Autor:Presseinfo aus Singen |
Kommentare