Schon seit zehn Jahren besonderes Angebot
Der "Kurs vor dem Kurs" ist ein Renner für erste Schritte in Deutsch
Singen. Das legendäre Siedlerheim in Singens Südstadt war am Mittwochvormittag Schauplatz der Vorstellung eines wahrhaft „außergewöhnlichen Deutschkurses“, wie Wolfgang Heintschel vom Caritasverband Singen-Hegau dieses gemeinsame Projekt mit der Stadt Singen bezeichnete.
Sinn und Zweck des vor gut zehn Jahren mit Vorläufern gestarteten Kursangebotes ist es, zugewanderten Frauen mit Migrationsgeschichte - und auch einigen Männern - eine niederschwellige Chance zum Erlernen und Einüben der deutschen Sprache zu geben, bevor sie in offizielle Sprachkurse oder in staatlich geförderte Integrationskurse zu den professionellen Bildungsträgern wechseln.
„Wir sehen unser Angebot als wichtige Ergänzung“, so Kursleiterin Veronika Mihali, „vor allem, weil wir die Teilnehmer:innen bestens auf offizielle Kurse vorbereiten können.“ Die Betriebswirtin aus Rumänien ist seit 6 Jahren in Deutschland. Sie selbst startete 2019 genau mit diesen Deutsch-Stützkursen, welche sie heute unterrichtet, und absolvierte im Anschluss erfolgreich die Sprachprüfungen B1, B2 und C1.
Mittlerweile finden diese offenen Sprachkurse, welche keine Zugangsvoraussetzungen kennen, von 9-12 Uhr jeweils Montags und Dienstag im Familienzentrum Markus in der Austrasse 3 statt, Mittwochs und Donnerstags im Siedlerheim, Freitags im Elterncafé der Waldeckschule in der Ekkehardstr.92.
Das Besondere für die aktuell 30 Teilnehmer:innen aus wenigstens 10 Ländern: Mütter können ihre Kinder, die noch keinen Kita-Platz haben, mitbringen. Und insbesondere berufstätigen Müttern wird eine Teilnahme von 9 bis 10:30 Uhr oder von 10:30 bis 12 Uhr angeboten.
Seit Februar 2023 hat sich eine WhatsApp-Gruppe von mittlerweile 120 Kurs-AbsolventInnen gefunden, die weiterhin engen Kontakt mit Mihali halten und von ihr mit wichtigen Informationen zum Bildungssystem und Lehrmaterial versorgt werden: „immerhin haben 7 bereits die B1-Prüfung bestanden“, so die sichtlich stolze Kursleiterin.
Auch Emine Kuci, Mutter von 4 Schulkindern und vormals Lehrerin im Kosovo, möchte nun richtig Deutsch lernen. Sie kam über den Kindergarten St. Martin zum Deutschkurs, den ihr Caritas-Familienberaterin Ute Wenseritt empfohlen hatte. „Viele Kursteilnehmerinnen arbeiten bei uns dann als Guides in den Kitas, den Schulen oder in unseren Projekten von Kinderchancen mit“, so die positive Bilanz von Wenseritt, die sich noch gut an die Kurs-Vorläufer wie „Wir sprechen Deutsch und trinken Tee“ erinnern kann.
Caritas-Chef Heintschel lobt ausdrücklich die Haltung der Stadt Singen, die nach Auslauf des seinerzeitigen Bund-Länder-Förderprogramms „Soziale Stadt“ die lokalen niederschwelligen Sprachangebote ohne Zugangsvoraussetzung erhalten wissen wollte und die Förderung übernahm. „Für die Stadt war es ganz wichtig, dass Frauen Deutsch lernen“, so Heintschel. Auch Nikoletta Gaal aus Ungarn besucht den Unterricht so oft als möglich. „Ich liebe dieses Land“, so Gaal, die schon lange auf einen offiziellen Kurs wartet und diese Zeit zum Lernen nutzt.
Autor:Bernhard Grunewald aus Singen |
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