MV der IG Singen Süd im Jubiläumsjahr
Auch nach 30 Jahren die eigenen Stärken stärken

Die Vorstandschaft der IG Singen Süd geht gestärkt in das Jubiläumsjahr 2024. Von links: Ali Satici, Thomas Schack, Kathrin Reihs, Dirk Oehle, Roland Striebel und Dominik Ruch. | Foto: Philipp Findling
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  • Die Vorstandschaft der IG Singen Süd geht gestärkt in das Jubiläumsjahr 2024. Von links: Ali Satici, Thomas Schack, Kathrin Reihs, Dirk Oehle, Roland Striebel und Dominik Ruch.
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Singen. Seit nun 30 Jahren gibt die IG Singen Süd den Gerwerbetreibenden im Singener Süden eine Stimme. Dies wurde auch bei der Mitgliederversammlung, welche am 7. März in der Folienfabrik FORA abgehalten wurde, deutlich.

Zunächst jedoch ergriff FORA-Geschäftsführerin Jane Enny van Lambalgen vor den zahlreich erschienen Mitgliedern das Wort. Sie sei stolz, dass man hier im Oktober 2023 das Firmengebäude eröffnen konnte und auch mit der Entwicklung seitdem ist sie mehr als zufrieden. So habe man in dieser Zeit bis jetzt mehr direkte Bewerbungen erhalten als erwartet, so zählt das Unternehmen nun am Standort Singen 70 MitarbeiterInnen. "Hatten wir zu Beginn noch zehn bis 15 Leiharbeiter, haben wir dadurch nun mehr eigenes Personal gewinnen können." Darüber hinaus gab van Lambalgen ihren Abschied von FORA Ende März bekannt, ihr Amt übernehmen wird Jerry de Munnic.

Neudenken der Leistungsschau

Nach der Begrüßung der Gastgeberin richtete sich der erste Vorsitzende Dirk Oehle mit seinem Geschäftsbericht an die versammelte Mitgliederschaft. Hierbei hob er die Leistungsschau vom 7. Mai 2023 in Verbindung mit dem verkaufsoffenen Sonntag als Highlight des vergangenen Jahres hervor. Seitens der IG Singen Süd habe man dabei gespürt, dass die traditionelle Leistungsschau ein neues und überarbeitetes Konzept brauche. "Wir haben uns dann dazu entschieden, die Stellschrauben zu justieren und den Fokus mehr auf die Leistungen der Unternehmen zu legen." Dies sei dem Verein seiner Ansicht nach rückblickend gut gelungen. "Es war der richtige Weg, die Leistungsschau neu zu denken", so Oehle, "auch wenn wir uns den ein oder anderen Mitmacher mehr gewünscht hätten." Vorausblickend konnte Dirk Oehle schon jetzt bekannt geben, dass die Leistungsschau 2025 mit demselben Konzept stattfinden werde.
Des Weiteren ging der Vorsitzende von der IG Singen Süd auf die Schilder der Automeile Singen ein, welche in den letzten Jahren seiner Auskunft nach stark vernachlässigt worden. "Gemeinsam mit Hegau Werbetechnik haben wir uns dazu entschieden, uns diesen wieder anzunehmen und den Glanz der Automeile zu erhalten."
2024 blickt der Verein auch auf sein 30-jähriges Bestehen zurück, dessen erster Vorsitzender Alt-Bürgermeister Friedhelm Möhrle war und Dirk Oehle schließlich die Nachfolge von Peter Schellhammer 2010 übernommen hat. "Mein Ansporn ist es, die Marke von 15 Jahren als Vorsitzender zu knacken", so Oehle. Darüber hinaus verwies er auch auf viele, sehr emotionale Themen, welche er im Verein und mit der Vorstandschaft diskutierte. Hierzu zählte Oehle unter anderem auch den Glasfaserausbau und die Einzelhandelsstruktur. Um mehr auf die Bedürfnisse der Mitglieder einzugehen, wird die IG Singen Süd zudem einen Workshop am 10. April 2024 anbieten. Seinen Bericht beendete Dirk Oehle mit einem Zitat von Peter Drucker, welches nicht besser auf den Verein zutreffen könnte: "Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten."

Es folgte der Kassenbericht von Schatzmeister Roland Striebel, nach welchem man mit rund 39.251 Euro zum 31. Januar 2024 im Gegensatz zu rund 42.071 Euro einen minimalen Verlust von etwa 2.820 Euro hinnehmen musste, was unter anderem auch der vergangenen Leistungsschau sowie der Neugestaltung der Homepage geschuldet war.
Die Entlastung der Vorstandschaft wurde diesmal von WOCHENBLATT-Verlagsleister und Herausgeber Anatol Hennig vollzogen, der die wichtige Arbeit des Vereins für die Stadt Singen deutlich unterstrich: "Diese Leistung ist keine Selbstverständlichkeit, denn wenn man in andere Städte schaut, funktioniert dies eben nicht."

"Ein Glücksfall für unsere Stadt"

Da OB Bernd Häusler aus Termingründen nicht anwesend sein konnte, verlas als Nächstes die Geschäftsführerin Claudia-Kessler-Franzen den Mitgliedern dessen Grußworte. Hierin wurde unter anderem auch auf den Beginn der Interessensgemeinschaft zurückgeblickt, so ging es dieser den Worten des OBs zufolge schon damals darum, die Infrastruktur und Lebensqualität im Singener Süden zu verbessern sowie auch um Mitsprache bei Themen wie der Einzelhandelssteuer. Die damalige Gründung der IG Singen Süd wird in den Worten des Oberbürgermeisters als "goldrichtig und Glücksfall für unsere Stadt" bezeichnet, so habe sie sich bei einigen wichtigen Infrastrukturprojekten als "Antreiber und Sprachrohr" erwiesen.
"Der aktuellen multiplen Krisen", so Kessler-Franzen an die Mitglieder gerichtet, "bedarf es viel Engagement von Ihnen, um auch Ihre eigene Transformation umzusetzen." Die Lage sei zwar herausfordernd, aber nicht so dramatisch, wie sie von einigen dargestellt werde. Als für viele Unternehmen im Singener Süden wichtiger Schritt bezeichnete Kessler-Franzen im Namen Häuslers die Erweiterung des Gewerbegebiets "Tiefenreute-Bühl", für welches die Stadt im letzten Jahr alle Grundstücke erwerben konnte. "Hiermit wurde für die Unternehmen eine wichtige Entwicklungsperspektive geschaffen", betonte Kessler-Franzen. Dieses Gebiet, welches als "Stadt der kurzen Wege" bezeichnet wurde, werde etwa 50 Hektar groß sein, wovon die Häflte das Gewerbe einnehmen wird.

Darauffolgend grüßte Kessler-Franzen die versammelte Mitgliederschaft, nun auch im Namen von Singen aktiv. Die IG Singen Süd sei für sie "quicklebendig, weil sie Ziele hat, die Interessen vieler Unternehmen vertritt und auch immer wieder Zukunftsthemen anpackt." Beim Thema Netzwerk, welches für sie "kein Stammtisch, sondern Arbeit" ist, bezeichnete Kessler-Franzen allen voran das gegenseitige Vertrauen als Grundlage hierfür. Des Weiteren sei für sie eine "ganz klare Formulierung von Zielen und Erwartungen" ein ganz wichtiger Aspekt, für welchen die IG Singen Süd immer wieder darauf achte, ihre "eigenen Stärken zu stärken", ebenso wie die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sowie ein kontinuierliches Engagement über lange Zeiträume hinweg, "in welchem wir gemeinsam für die Stadt aktiv sind". Gerade in diesem Zeitraum, in welchem für sie eine "hohe Änderungsdynamik" herrsche, sei regelmäßiger Austausch wichtig. Beim Thema Wasserstoff-Kernnetz wies Kessler-Franzen zunächst darauf hin, dass gerade der südbadische Raum in dieser Hinsicht noch ein "weißer Fleck" sei. "Die Umnutzung von bestehenden Gastnetzen zu Wasserstoffnetzen wird viel Zeit in Anspruch nehmen", verdeutlichte die Geschäftsführerin von Singen aktiv, wobei man bei diesem Thema den Schritt zu einer "regionalen Lösung" gehen müsse. Die anstehende Transformation zur "grünen Industriestadt Singen" möchte man, gemeinsam in Kooperation mit der HTWG Konstanz, auch mit dem Aufbau eines Reallabors, sprich den Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie den Themen Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit vorantreiben. Darüber hinaus werde es gemeinsam mit der Thüga Energie am 15. April eine Veranstaltung zum Thema des Status Quo beim Wasserstoff geben, um dort unter anderem auch Anlaufstellen für Wissenschaft und Technologietransfer aufzuzeigen. Zum Abschluss bat Kessler-Franzen die Mitglieder darum, die Chancen am Wirtschaftsstandort Singen zu nutzen, frei nach dem Motto "Wirtschaften, Wohlfühlen, Wachsen".

Energie in der Krise

Als letzten Punkt vor einer freiwilligen Führung durch die Unternehmensräume der FORA gab Thüga-Regionalleiter Karl Mohr einen spannenden Einblick in das Thema Energieversorgung in der Region und Deutschland. Hierin verdeutlichte er unter anderem auch die Entwicklung der Herkunft von Erdgas, so kommen diese ihm zufolge nach dem Angriff auf die Nordstream-Pipeline primär immer mehr aus Norwegen und den Niederlanden. Zudem stellte er zu Beginn klar, dass der Ausdruck "Energie in der Krise" mit einem Fragezeichen versehen werden müsse, da man vor über einem Jahr Energiepreise verzeichnete, "die wir in dieser Höhe bisher nicht kannten". Auch wenn der Bruttostromverbrauch in den letzten Jahren auf rund 517 Milliarden Kilowattstunden zurückging, habe sich die Lage am Energiemarkt auf Nachfrage des WOCHENBLATTs weitestgehend stabilisieren können. "In dieser Hinsicht haben wir vor allem durch die Energieunternehmen der Region viele Maßnahmen zur CO₂-Reduktion umsetzen können. Hierbei ist vor allem ein guter politischer Rahmen wichtig, damit wir die festgesetzten Ziele der Landesregierung in Sachen CO₂ erreichen und weiter auf einem guten Weg bleiben."
Zum Schluss hatte der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Singen aktiv, Dr. Gerd Springe, noch etwas zum Thema Reallabor loswerden. "Es handelt sich hierbei um ein neues Denken in den Schwerpunkten Anbindung der Politik und Gesellschaft in die Forschungsarbeit." Seiner Meinung nach wäre es bei der Atomenergie ganz anders verlaufen, wenn die Informationen von Politik und Gesellschaft auf höherem Niveau wie früher gewesen wäre. Auch beim Wasserstoff-Kernnetz hat Springe eine klare Haltung, so sei dies für ihn kein Zauberwort, welches alle Probleme auf Sicht löst. "Es ist keine Primärenergie, sondern eher ein Pumpkraftwerk." Gerade deshalb sei für ihn die Anbindung von Politik und Gesellschaft in die Wissenschaft von großer Bedeutung sowie wichtig, die ganze Sache "realistisch zu betrachten".

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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