Kurz nach 84. Geburtstag verstorben
Abschied von Prof. Dieter Rühland

Prof. Dieter Rühland in 2009 damals als Gemeinderatskandidat für die "Neue Linie". | Foto: of/ Achiv
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  • Prof. Dieter Rühland in 2009 damals als Gemeinderatskandidat für die "Neue Linie".
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Singen. Kurz nach seinem 84. Geburtstag ist Prof. Dr. Dieter Rühland nach schwerer Krankheit in einer Klinik verstorben. Die Region gedenkt eines großen Chirurgen, Saxophonisten wie kommunalpolitischen Menschen, der es verstand, auch in die ernstesten Debatten noch einen Hauch rheinischen Frohsinn zu mischen.

Dieter Rühland wurde am 26. November 1940 in Aachen geboren und das Sternzeichen Schütze prägte ihn schon. Landarzt werden, sei eine ursprüngliche Vision gewesen, erzählte er einmal beim Übertritt in den Ruhestand in 2005 dem WOCHENBLATT im Interview. Bei Holzminden wuchs er in der ersten Nachkriegszeit auf, die Bundeswehr habe ihm damals ermöglicht, trotz eines schlechten Abiturs Medizin in Münster zu studieren. Dort wurde der als junger Mensch sportlich sehr engagierte Rühland dann sogar Professor und wechselte schließlich 1985 ans Singener Krankenhaus, um dort die Gefäßchirurgie zu einem Leistungszentrum auszubauen, was auch für ihn persönlich mit einem extremen Arbeitseinsatz verbunden war. "Damals wohnte ich neben dem Krankenhaus, konnte also Tag und Nacht gerufen werden. Das erste war, dass ich damals mit dem Rauchen aufgehört habe, weil ich merkte, dass ich diese Belastung sonst nicht schaffe", erzählte er damals im Interview mit dem WOCHENBLATT, als er in den "Ruhestand" wechselte. Dem Singener Krankenhaus hatte er damals durch den Aufbau der Gefäßchirurgie einen sehr guten Ruf verschafft. Rund 60.000 Operationen habe man damals in seiner Zeit als Chefarzt hier durchgeführt, wurde nachgerechnet. In seiner Zeit kam auch die Knopflochchirurgie auf, mit der minimalinvasiv zum Beispiel Gallenblasen entfernt werden konnten. Wie groß die Anerkennung für seinen Ansatz war, verdeutlicht auch die Aufnahme ins Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), wo er noch in 2003 zum Senator ernannt wurde, in 1999 sogar den Jahreskongress der DGCH leitete. Als Chirurg kam er sogar zur Ehre des "Ehrengerstensafters" im Jahr 2002, er durch eine Notoperation damals ermöglichte, dass der Braumeister der Zunft eben doch noch das Zunftbier brauen konnte, rechtzeitig zur Fastnacht.
Schon während seines Arbeitslebens war Dieter Rühland natürlich mit dem Saxophon unterwegs, das er in einer Schülerband sich damals als Autodidakt erobert hatte und das er aus dem Gehör heraus sehr souverän beherrschte. Deshalb entstand bald die Dieter Rühland-Band, die schnell stark nachgefragt wurde, die manchen "Summer in the City" und manch anderes Fest bereicherte, mit so lebensfroh zelebriertem Jazz. Dadurch entstand nicht nur die Beziehung zum Theater "Die Färbe", wo die Band viele Jahre lang mit Dieter Rühland am Saxophon die Spielzeit eröffnete. Vor zwei Jahren war er hier noch auf der Bühne gestanden. Geschaffen hatte Rühland vor 15 Jahren dort auch die "Jazz Jour Fixe", die immer montags mit besonderen Auftritten den regionalen Jazz salonfähig machte. Er wurde schließlich auch stellvertretender Vorsitzender des Färbe-Fördervereins, wo er nun auch eine Lücke hinterlassen wird.

Die Kommunalpolitik kam für Dieter Rühland auch erst nach dem Arbeitsleben: 2009 wurde er für die neue Linie in den Singener Gemeinderat und für eine Wahlperiode auch in den Kreistag gewählt. Bis 2019 galt es da einige wichtige Entscheidungen für das Singener Krankenhaus zu fällen, dass nach dem Abenteuer der "Hegau-Bodensee-Hochrheinklinik" unter dem damaligen OB Andreas Renner so in die Schieflage geraten war, dass nur doch die Bildung des Gesundheitsverbunds im Landkreis zum rettenden Ufer werden konnten, wo natürlich auch der Gesundheitsexperte gefragt war. Keine Frage, die Lücke wird groß sein, die er hinterlässt.
Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung danach findet am Montag, 23. Dezember, 13 Uhr, auf dem Waldfriedhof in Singen statt. Die Hinterbliebenen von Dieter Rühland bitten darum, dass statt Blumen die Tafeln im Landkreis mit einer Spende unterstützt werden.
Die Bankverbindung: IBAN: 90692500350003603602, Sparkasse Hegau-Bodensee, Kennwort: Dieter Rühland.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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