Leserresonanz
Klotzen nicht kleckern

Foto: Symbolbild

Landkreis Konstanz. Zum Thema "Einrichtungsbezogene Impfpflicht" erreichte uns folgender Leserbrief:
"Vielen Dank für Ihren Kommentar zu den Brandbriefen der Caritas Singen-Hegau. Entsprechend interessant fand ich auch die Stellungnahmen unserer abgeordneten Politiker*innen in Berlin zum Thema einrichtungsbezogene Impfpflicht.

Seit Beginn des Diskurses zum Thema wird immer wieder der besondere Schutz der vulnerablen Gruppen, also der besonders gefährdeten Personen, angeführt. Was allerdings bei diesem (innerhalb einer sozialen Gesellschaft obligaten!) Ziel in dem Zusammenhang vergessen wird, ist die Tatsache, dass Corona nicht die einzige Bedrohung für diese Menschen darstellt. Seit Jahren sind sie einer Sparpolitik ausgesetzt, die ihre Versorgung und deren Qualität gefährdet. Das ist zwar gemeinhin bekannt, aber es hat auch Konsequenzen. Es gibt zahlreiche internationale Studien, die den Einfluss von Personalquantität- und -kompetenz in der Pflege auf die Qualität der Versorgung und die Sterblichkeitsrate von Pflegebedürftigen belegen. Schon immer und ständig gibt es alltägliche Risiken, welche die Schwächsten unter uns gefährden oder sogar auf längere Sicht aufgrund von Komplikationen umbringen können. Das sind zum Beispiel Druckgeschwüre, Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen, Ernährungsprobleme oder auch Einsamkeit.

Ist das unserer ausgeprägt medizinisch orientierten deutschen Gesellschaft und Politik nicht fulminant genug? Trotzdem sind die Auswirkungen solcher (unter angemessenen Bedingungen oft vermeidbaren) Probleme nicht weniger dramatisch. Die professionelle Pflege hat für Prophylaxen in diesen Fragen die erforderliche Expertise. Die Personalsituation war jedoch vor Corona schon nicht befriedigend. Es spielt keine Rolle, was Zahlen und Rechnungen von Steigerungen im Bereich der Beschäftigen in der Pflege darlegen sollen. Aus verschiedensten Gründen ist die subjektive und objektive Belastung von Pflegefachpersonen nachweislich sehr hoch. Es hat Konsequenzen, wenn von etwas, wovon zu wenig da ist, noch etwas weggenommen wird.

Als ausgebildete Pflegefachperson stehe ich voller Überzeugung dazu, wie vielfältig, anspruchsvoll, erfüllend und wichtig der Pflegeberuf ist. Dass ich schweren Herzens nicht mehr in der Praxis bin, hat mit Strukturen zu tun. Diese Zusammenhänge wurden von unseren Abgeordneten teilweise erkannt. Die Dringlichkeit, hier zu handeln, jedoch nicht. Es muss sofort seitens aller Entscheidungsträger ein Masterplan erstellt werden, bei dem maximal geklotzt und nicht gekleckert wird. Und das trotz vieler anderer Themen, die uns gerade beschäftigen, denn sonst wird unsere Gesellschaft zukünftig eine weitere fundamentale Krise zu bewältigen haben, nämlich die Versorgung der Alten und Kranken."

Ganz herzliche Grüße aus Bodman-Ludwigshafen

Alexandra Krebs

Pflegefachperson
Pflegepädagogin (B.A.)

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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