Wafrös alemannische Dialektik vom 27. Juni 2001
S war wieder mol so en übliche, gwähnliche Juni-Sunntig, wo mer it so genau woss, will s Wetter oder will's it. Wenn's aber so isch, wie's war, no isch des ä Idealwetter fir Schportler und bi uns z Singe hot all's wa no ä glei weng fit isch, im Schport ghuldiget, nämlich im Halbmarathon. Do ka mitmache wer will, wenner ka und wer ka, der moß denn 21,5 Kilometer renne, des heißt, so schnell wie's goht durch d Gegend seckle. Denn wird die Zeit gschtoppt, wie lang mer brucht hot und i minere Tageszeitung sind drei volle Seite Näme gschtande, nix als Näme und hindedra die Ziit, wie lang se brucht hond. Mir hond die Mensche leid tue, wo am Sunntig hond die Zeitung setze möße und alle die Näme abtippe. Wer sich de Halbmarathon it zuetraut, der ka au nu 10 Kilometer renne und die ganz Schportliche sind iberhaupt it grennt. Die sind am Weg gschtande und hond klatscht und glotzt. Do kunnsch it so is Schwitze, wie wenn de mitrennsch. Des moß mer sich mol vorschtelle: 1400 Läufer wared am Schtart und gwunne hot beinah en Farbige us Kenia, wo mer früener gset hot en Neger, weil des vu »nigra« kunnt und des isch lateinisch und heißt schwarz. Also der Schwarze, wo au mitgrennt isch, der war scho noch fimf Kilometr vorne, aber kurz vor em Ziel ischer no iberholt worre, vume Rollschtuehlfahrer, der hot gwunne. Der isch die ganz Schtrecke mit sim Rollschtuehl mitgfahre und hot mit de Händ gmacht, wa die andere mit de Füeß gmacht hond. I find des ä Leischtung, wo scho fascht ane Wunder grenzt. Wenn i do mit mim Fahrrädle näbeher gfahre wär, i hett wahrscheinlich scho noch fimf Kilometer de Leffel gworfe, aber mit mim Golf hett i dotsicher de Kenianer Miaka und de Rollschtuehlfahrer Wieland abgsäget. Mit em Golf des gilt aber it und weil i des beizeite erfahre hon, bin i dohom bliebe, weil i gwisst hon, de OB Renner rennt fir alle, wo nime so guet z'wäg sind. Obends denn, wo's zwar it grenglet, nu so gschpritzlet hot, do simer no weng gloffe, die Mei und i, und bi unserm Schpaziermarathon simer uf de Waldfriedhof kume und do laufemer all ganz planlos durch die Felder und saged sellene guete Tag, wo mer kännt hond. Vor däne Urnemauere und vor allem vor de große Urne-Anlag wird mers als ganz drimmlig, bsonders wenn i mi i d Mitte schtell und lies die ville Näme ringsrum. Käschtle a Käschtle isch do de Rescht vu unendlich vill, wo i kennt hon und vill vu däne wäred am Morge au bi dem Halbmarathon mitgrennt, aber wenn dei Uhr abgloffe isch, no brucht's au ko Schtopuhr me. S wird om richtig zweierlei, wemer die Näme liest und mer frogt sich ufs mol, wo isch au die Zeit angegange und wieso sind die etz i dere Mauer und du bisch no do? Mit dene zämme hot mer doch gläbt, sich gfreit, glacht und gschtritte und etz goht's no ä Weile, denn sind wieder vill vu däne, wo hüt Morge de Halbmarathon grennt sind, au do obe i om vu däne Felder und denn renned wieder andere und so goht des wiiter und des isch denn »die Geschichte unserer Stadt«! Do kummt mer scho uf merkwürdige Gedanke, wo om durchs Hirn schießed, aber des isch guet, weil mer denn wieder deitlich schpührt, dass mer au ä Hirn hot. Ufem Ruckweg bin i z mol schtoh bliebe und hon uf en eifache, schwarze Grabschtei glueget. Do isch de Name vume Maa gschtande, denn war ä großes Feld frei, wo wahrscheinlich mol de Name vu de Frau ane kunnt und ganz unde vu dem schwarze Schtei isch mit weiße Buechschtabe und mitere kläne Schrift gschtande: »Durch Dich war mir der Himmel nah!« Des Sätzle hon i so großartig und schä gfunde, dass der Schturm im Hirn uf omol schtill worre isch. S isch mer schlagartig wieder mol ufgange, wa des Wörtle »Liebe« bedeitet und do wirsch friedlich. Ebbes Größers giit's it.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare