Hallo und guten Tag
VerAPPelt
Dass die Zweibeiner viel an ihrem heißgeliebten Handy rumfummeln, habe ich schon öfter festgestellt. Aber in manchen Bereichen nimmt das Ganze jetzt langsam überhand. Mein Frauchen ist inzwischen über eine Uhr mit dem Handy verbunden. Jedenfalls schaut sie inzwischen auch immer wieder auf das Ding an ihrem Handgelenk, um irgendwelche dubiosen Auskünfte zu erlangen oder genaue Angaben zu erhalten. Mit der App zum Schritte zählen fing alles an. Inzwischen sind wir auch bei der »Dog Walk«-App angekommen. Spazieren mit dem Hund. Ja wozu brauchen wir denn die auf einmal? Habe ich mich nicht in den letzten Jahren als ausgezeichneter Gassigänger qualifiziert?
Weiter ging es mit der App zur Ernährung. Jedes Fresschen wurde da vom Frauchen genau ins Handy reingeladen. Oder was auch immer. Nährwerte, Kalorien, Fett, Eiweiß. Alles wurde gezählt und genau ausgewertet. Mit dem Handy ging es dann auch in den Supermarkt. Ich musste draußen bleiben, die Spürnase der neuesten Zusatzfunktion »Gesund einkaufen« hat ihr genau gesagt, was gefälligst in den Einkaufswagen eingeladen werden soll. Über weitere Apps zu Lebensmittelampel, Basischer Kost oder zum Fasten hat sie sich glücklicherweise nur informiert. Sonst müsste ich darauf bestehen, dass mein Körbchen zum festen Bestandteil des Einkaufens wird. Der Boden vor dem Supermarkt wird mir bei so langen Einkäufen auch zu hart.
Chic war dann auch die App fürs Frauen-Fitness oder Workout zu Hause. Allerdings bringen die nichts, wenn der Zeigefinger auf dem Touchscreen das muskulöseste Körperteil bleibt, nur weil man sich nicht ent scheiden kann, welche Challenge jetzt für einen die Beste ist. Selbst für Wanderungen und Freizeiter-lebnisse wurde eine zusätzliche Installation vorgenommen. Schade nur, dass man bei dem ganzen Angebot letztlich dann doch selber eine Entscheidung treffen muss. Beim Wetter bräuchte man doch eigentlich nur vor die Türe zu gehen. Stattdessen schauen die Zweibeiner aber gerne auf dem Handy nach, wie denn das Wetter so ist und sich entwickeln könnte. Ein Spaziergang mit überraschendem Wolkenbruch ist doch was Herrliches, wenn man dann wieder zu Hause ankommt. Irgendwie scheint mir, die Zweibeiner verlieren zunehmend ihre Fähigkeit, alleine Entscheidungen treffen zu können. Kennen Sie noch das Bauchgefühl? Auf diese Körperapp hören nur noch wenige. Auch die Empathiefunktion der meisten Zweibeiner bleibt zunehmend auf der Strecke. Ich brauche weder beim Gassi gehen noch beim Spielen eine App. Mich interessieren Gerüche und Geräusche. Ich verlasse mich auf meinen Urinstinkt. Und wenn ein schickes Reh am Waldrand steht, muss ich ganz still stehen und beobachten, was es macht. War ganz aus dem Häuschen, als ich mitbekommen habe, dass es selbst für Naturgeräusche eine App gibt. Ab in den Wald mit euch! Denn durch die ganzen Dinge, die ihr runterladet und installiert, durch eure eigenen Angaben ergänzt, gebt ihr jedes Mal ein kleines Stück eurer Gewohnheiten und eures Tagesablaufes preis.
Bleibt in manchen Dingen geheimnisvoll – euer Struppi.
Autor:Redaktion aus Singen |
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