Hallo und guten Tag
Kein Winterdienst im Kurpark

Letzte Woche habe ich Ihnen unter anderem über die lobenswerte Beteiligung der Narrizella an der »Aktion schon 16« berichtet. Bei meinem Streifzug durch die ehemalige freie Reichsstadt Radolfzell ist mir dann eine wenig löbliche Sache aufgefallen. Man könnte die Sache auch als Fastnachtsscherz bezeichnen, allerdings als sehr schlechten Scherz. Die Kurstadt Radolfzell hat in diesem Winter erstmals die Villa Seehalde nicht geschlossen; interessante Angebote lockten Gäste von nah und fern. Auch Bürger der WOCHENBLATT-Hauptstadt nutzen das Angebot und waren nach eigener Aussage mehr als zufrieden. Egal ob für das Herz oder den Rücken, die Mettnaukur hatte an alles gedacht. So wie mir zu Ohren kam, stand auch Tanz auf dem umfangreichen Programm. Das Laufen mit den komischen Stöcken (die Zweibeiner sagen Nordic Walking) spielte - so weit ich das beurteilen kann - eine wichtige Rolle. Bei einer Tour auf der Mettnau war man nirgends sicher. Überall hörte man das Tack, Tack der modernen Laufhilfen. Dazu kamen dann die Jogger. Sie, da waren ein paar ganz heiße Typen drunter. Die liefen vom Strandcaf© zum Herzenbad und zurück, als ginge es ums nackte Überleben. Ein solch flotter Läufer überholte meinen Alpharüden und mich auf dieser Strecke mehrfach. Vom Alpenpanorama, vom Hegau und vom See hat der bei dieser Geschwindigkeit bestimmt nichts mitgekriegt. Schade drum, der arme Zweibeiner weiß nicht, was er da verpasst hat. Bei einem erneuten Überholmanöver hat ein Kollege in das Spiel eingegriffen. Er kam aus der Bahnhofsunterführung und hielt den Jogger wohl für fliehende Beute. Das war ein Spaß, sage ich Ihnen. Voraus der Kurgast, der das Tempo noch einmal steigerte, und hinterher mein Kollege, der immer näher kam. Dann hörte ich einen lauten Pfiff und mein tatendurstiger Kollege stand wie ein Denkmal. Ein »Fuß« seines Alpharüden beendete leider die fulminante Vorstellung. Jetzt stand auch der rasende Kurgast und schaute - oh Wunder -erst einmal die Gegend an. Mir kamen einige Fragen in den Sinn. Welche Sportarten würden die Jogger und all die anderen Kurgäste denn bei Glatteis und Schnee betreiben? Oder findet Nordic Walking auch bei Glatteis statt - wegen des Nordic vielleicht? Wird in Radolfzell dann - einmalig auf  der Welt - Tiefschnee joggen angeboten. Eine leichte Aufwärmgymnastik im winterlich verschneiten Kurpark wäre auch empfehlenswert. Diese Programme können natürlich nur von jenen Gästen in Anspruch genommen werden, die schon fit hier ankommen und sich sportlich betätigen, um noch leistungsfähiger nach Hause zu fahren. Dafür ist die Mettnau ja auch in der ganzen Republik bekannt. Problematisch werden die Radolfzeller Wintersportarten für Zweibeiner, die eben nicht so fit sind. Menschen mit Herzproblemen werden fürs Tiefschneejoggen wohl kaum in Frage kommen oder irre ich mich da? Nordic Walking bei Glatteis, für ältere Herrschaften kein besonders gutes Angebot - schließlich heilen Knochenbrüche im Alter einfach nicht so schnell. Liebe WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser, sicher fragen Sie sich, was ich Ihnen für einen Blödsinn über Tiefschneejoggen und Nordic Walking bei Glatteis erzähle. Bei der Tour mit meinem Leithund ist mir folgendes Schild im Kurpark und an der Uferpromenade der Kurstadt Radolfzell aufgefallen: »Kein Winterdienst - Begehen auf eigene Gefahr«. Das haut dem Fass den Boden raus. Da wirbt die Mettnaukur für Wintergäste, bietet ein gutes Programman und die Stadt will nicht einmal im Kurpark für einen ordentlichen Winterdienst sorgen. Das ist ein schlechter Dienst für den Gast. Liebe Zeller, das ist - wie gesagt -

ein schlechter Fastnachtsscherz, das meint der bunte Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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