Hallo und guten Tag
Im Alaska-Packeis nach Erdöl bohren?

Also, am Wochenende hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und Leser. Sie kennen ja meinen Kumpel Struppi. Auf besonders schicke Kleidung und andere Annehmlichkeiten, die ich sehr schätze, hat er doch nie Wert gelegt. Am letzten Samstag traf ich Struppi und ich dachte mich tritt ein Pferd. Mein Kumpel feinstens herausgeputzt, in besten Klamotten, mit einem eleganten Koffer - ehrlich fast wie Kanzler Schröder. Einzig die Zigarre fehlte, na ja, wäre ja noch schöner, wenn mein Freund auch diesen Blödsinn der Zweibeiner noch nachgeahmt hätte. Auf meine Frage nach seinem Wohlbefinden, meinte Struppi nur, er sei in wichtiger Sache unterwegs und gehe auf Reisen. Nach seinem Auftritt entstand bei mir glatt der Eindruck von typischem Politikergehabe. Meine Einschätzung wäre gar nicht schlecht, er reise zum Weltgipfel der Tiere nach Alaska. Falls ich Lust hätte, könne ich ja mitkommen. Nach Alaska, ich weiß nicht. Da ist es doch fürchterlich kalt. »Entscheide Dich schnell, das Flugzeug wartet nicht«, so die Antwort. Kurz gesagt, meine Neugier war zu groß und so ließ ich alle Bedenken wegen der Temperaturen, und so weiter ganz schnell fallen. Bei der Ankunft in Alaska hat es mich fast umgehauen. Nicht was Sie denken, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, es war ein Traumwetter. Doch nie hätte ich gedacht, dass an diesem Weltgipfel auch die Bewohner von Wüsten-, Savannen- und Steppenregionen teilnehmen würden. Allen voran, ein Leu, der König der Tiere. Seine Majestät, der Löwe, kam standesgemäß mit dem Airbus; er brachte auch eine Abordnung der Elefanten, Giraffen, Krokodile, Affen und alle möglichen anderen Vierbeiner und Vögel mit. Nachdem alle Tiere ihre Unterkünfte gefunden und bezogen hatten, ging es auf dem schnellsten Weg in das Kongresszentrum. Das Konferenzpräsidium bestand aus dem König der Tiere, dem Löwen, einer Eule, einem Delphin, einem indischen Elefanten, einem Grizzlybären, einem Koalabären und einem Ara. Nach meinem Urteil war das gut gewählt. Alle Erdteile und die Weltmeere waren in dem Präsidium vertreten. Unser oberster Boss, der Löwe, eröffnete die Tagung. »Liebe Vertreterinnen und Vertreter unserer tierischen Interessen, ich danke Ihnen, dass Sie der Einladung des Präsidiums so schnell gefolgt sind. Aufgrund der dramatischen Entscheidungen gewisser Zweibeiner, war aber Eile geboten. Es geht um die geplanten Ölbohrungen im Naturschutzgebiet  Arctic National Wildlife Refuge im Packeis von Alaska, nördlich des Polarkreises. Ich weiß, dass wir fast keine Chance haben, das Vorhaben von verrückten Zweibeinernzu stoppen. Das Präsidium des Tierweltgipfels hatte deshalb die Idee über die gesamte Politik, der für dieses Ölbohrvorhabens Verantwortlichen, zu urteilen«. Es handelt sich also um die Politik von George W. Bush und seiner Mannschaft, so die Ergänzung der Eule. Die Politik dieser Herrschaften greift in eine der letzten völlig naturbelassenen Regionen der Vereinigten Staaten ein. Es wird nicht revidierbare Schäden geben, so die Klage unisono von Grizzly, Eisbär, Karibu-Rentier, Wolf und 150 Vogelarten. Der Methusalem des Präsidiums, der Elefant, wollte die Wogen etwas glätten und erinnerte an die Aussage von Mister President. Danach werden die Bohrungen dank modernster Technik fast keine Folgen für Flora und Fauna haben. Die betroffenen Bewohner des Arctic Refuge reagierten mehr als wütend. »Methusalem wie kannst Du einem Mann glauben, der den Irak mit Krieg überzogen hat, weil es dort ganz schreckliche geheime - aber unauffindbare - Kampfmittel gab? Wie kannst Du einem  Mann glauben, der seit 3 Jahren Menschen ohne Recht auf eine Gerichtsverhandlung auf Guantanamo Bay wie Tiere in Käfigen gefangen hält? Wie kannst Du einem Mann glauben, der sich vom Kyoto-Abkommen verabschiedet hat, obwohl Amerika der größte Treibhausgasverursacher weltweit ist? Die Diskussion der tierischen Abgeordneten war sehr ernsthaft und nach allen Seiten offen. Die anschließende Abstimmung auf dem Weltgipfel der Tiere war einstimmig gegen die von George W. Bush durchgedrückten Ölbohrungen in einem der letzten Paradiese dieser Erde. Eine Frage hat dieser tierische Weltgipfel für mich allerdings nicht beantwortet. Ist der Familienclan Bush an den Firmen beteiligt, die im Packeis nach Öl bohren?,

das überlegt sich Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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