Hallo und guten Tag
Die Gabe des Zuhörens geht immer mehr verloren

Mein Kumpel Struppi hat sich heute morgen mit dem Rottweiler vom anderen Ende der Straße angelegt. Es gab richtig Ärger zwischen den beiden Hundeherren. Und warum? Struppi, dieser Casanova, interessierte sich für Frau Rottweiler. Herr Rottweiler warnte den Frechdachs unmissverständlich. Doch mein Freund scherte sich nicht darum und so kam was kommen musste. Das Kräftemessen ging klar für Herrn Rottweiler aus; es war so eine Art Kampf David gegen Goliath. Struppi war anschließend ziemlich zerzaust. Mit hängenden Ohren trudelte er bei mir ein und leckte sich sein Fell. »Der Kerl war einfach eine Nummer zu groß für mich«, meinte er nur. »Du hättest seine deutliche Warnung eben respektieren müssen«, gab ich ihm zur Antwort. Er hat schließlich mehrfach und überlaut geknurrt »Pfoten weg von meiner Angebeteten. Du aber hattest Deine Ohren auf Durchzug gestellt und nur noch Augen für Frau Rottweiler. Zuhören, lieber Freund, ist auch eine Kunst.« Beobachte ich die Zweibeiner, so gewinne ich immer öfter den Eindruck, dass den Menschen die Gabe des Zuhörens immer mehr verloren geht. Dabei könnte so viel Streit und Ärger durch genaues Zuhören vermieden werden. Nehmen Sie nur einmal die ärgerliche Geschichte mit dem unterschiedlichen Fahrpreis von Schlatt nach Singen. Auf eine entsprechende Frage gab es keine passende Antwort. Allerdings würde ich - an Stelle der Fahrerin - auch mit den Zähnen fletschen, wenn der Fahrgast das Ticket mit einem 100 Euro Schein begleichen möchte und der hoffnungsvolle Sohnemann mit einem Einkaufswagen aus dem Supermarkt in den Bus einsteigen möchte, als ihm dies nicht erlaubt wurde, wurde er ausfällig und beleidigend. Das war die andere Seite der Medaille und mir in dieser Form nicht bekannt. Auch Fahrgäste sind Gäste und haben sich auch als solche zu benehmen. Viel Ärger und Streit könnte vermieden werden, wenn die Zweibeiner einander zuhören würden. Liebe WOCHENBLATT -Leserinnen und - Le-ser, gut zuhören heißt, - habe ich meinen Chef richtig verstanden - sein Gegenüber zu respektieren. Hätte Struppi gut zugehört und die Warnung von Herrn Rottweiler respektiert, wäre er nicht so zerzaust worden. Respekt bedeutet Achtung, Hochachtung, Ehrerbietung, kommt vom lateinischen respektus (so steht es zumindest im Fremdwörterbuch meines Leithundes) und heißt »das Zurückblicken, Rücksicht«. Höre ich auf das Wort meines Alpharüden, dann respektiere ich ihn als meinen Chef. Respektiert ein Zweibeiner einen anderen Menschen, dann nimmt er ihn wichtig. An diesem Punkt beißt sich - sozusagen - die Katze in den Schwanz. Für meineallerbeste Leibköchin ist ihre Freundin Marlene ganz wichtig. Oft und gern unterhalten sich die beiden. Marlene hat ja einen Modetick. Immer auf dem aktuellsten Stand was modische Neuheiten anbelangt und ständig neue Kleider. Ihre Schuheinkäufe sind Legende. Ich glaube mit Marlenes Schuhen könnte man locker 25 bis 30 Hunde ausstatten. Alles mal vier Pfoten gerechnet, dann wissen Sie, liebe WOCHENBLATT -Leserinnen und - Leser wie Marlenes Schuhschrank aussieht. Meine Chefin akzeptiert und toleriert diesen Modespleen ihrer Freundin; braucht sie im Ernstfall Marlene, dann ist die auch für die allerbeste Ehefrau da. Habe ich das alles richtig begriffen, müssen die Zweibeiner einander gut zuhören. Dann respektieren sie einen anderen Menschen und nehmen ihn wichtig. Wird ein Mensch wichtig genommen, dann werden auch Ecken und Kanten toleriert. Mehr Toleranz und Rücksichtnahme unter den Zweibeinern

wünscht sich der bunte Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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