Probleme laufen zunehmend aus dem Ruder
Schulsozialarbeit wird auf Elternwunsch aufgestockt

Die Leiterin des Kinder- und Jugendförderteams der Gemeinde Rielasingen-Worblingen, Jenny Frankenhauser, bei ihrem Bericht zur Schulsozialarbeit im Gemeinderat. | Foto: Oliver Fiedler
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Rielasingen-Worblingen. Im zweiten Anlauf hat eine Initiative der Elternbeiräte für die Schulen in Rielasingen-Worblingen zumindest einen Teilerfolg erreicht. Nachdem ein erster Antrag im letzten Sommer noch abgelehnt wurde, stimmte der Gemeinderat nun für eine Erhöhung der Stellen für die Schulsozialarbeit zu. Die Eltern hatten vor der Sitzung die Gemeinderäte eingeladen, um ihnen die Dringlichkeit der Lage deutlich zu machen. Am liebsten hätten die Eltern gar eine Vollzeitstelle für jede Schule gehabt, der Gemeinderat genehmigte jetzt mehrheitlich die Erweiterung der Schulsozialarbeit um eine unbefristete Stelle mit 50 bis 70 Prozent, was Kosten von 30.000 bis 40.000 Euro auslösen würde. Zudem wolle man eine Stelle mit 50 Prozent, die schon im Plan der 195 Stellenprozente enthalten ist, auch unbefristet nochmals ausschreiben, da diese bislang nicht besetzt werden konnte. Die Gemeinde hat also ohnehin schon Lücken, an der Hardbergschule in Worblingen und der Hebelschule in Arlen gibt es schon seit Jahren keine Schulsozialarbeit.

Immer mehr Konfliktpotenzial

Der Bedarf an mehr Schulsozialarbeit ist auch für Jenny Frankenhauser als Leiterin des Kinder- und Jugendförderteams in der Gemeinde unbestritten. Die Intensität der Fälle, zu denen Kinder und Jugendliche die Schulsozialarbeit einschalten, nehme rasant zu. Cybermobbing, psychische Erkranken (nicht nur als Nachspiel der Corona-Lockdowns), sexuelle Übergriffe, Schulangst und auffälliges Sozialverhalten sind bereits in den Grundschulen Themen, bei denen es "Frühwarnsysteme" benötige. Sie sieht die aktuell 241 SchülerInnen an der Hebel- und der Hardbergschule als klar unterversorgt an, weil der hohe Beratungsbedarf auch anhaltend sei.

Hermann Wieland, von den Freien Wählern (FW) der beim Treffen mit den Elternbeiräten mit dabei war, sagte: "Die Situation ist einfach nicht schön und nicht erfreulich." Die Schulen in Singen hätten seinen Nachforschungen nach 0,25 Stellen auf 100 Schüler. Es sei natürlich traurig, dass sich das so entwickelt habe. Lothar Reckziegel(FW) zeigte sich erschreckt, was da alles ablaufe. "Mein Wunsch wäre, dass auch die Lehrerschaft sich auch in diesen Dingen weiterbildet", machte er sich in seinem Statement stark. Auch Reinhard Zedler(SPD) sprach mit: "Wir wollen die Schulsozialarbeit und akzeptieren sie auch." Ins selbe Horn stieß Nadja Hennes(SPD), die meinte, es gut sei, dass die Eltern den Antrag nun nochmals gestellt hätten, nachdem er im letzten Jahr abgelehnt worden war. Sie fragte nach, ob denn die Schulen das nochmals um ein Jahr verlängerte Landesprogramm "Rückenwind" nutzen sollen, mit dem zum Beispiel Projekttage gefördert werden konnten. Dies wurde aber von den Schulvertretern, mit Ausnahme der Ten Brink-Gesamtschule, verneint. 

Jana Akyildiz (Grüne) beklagte, dass man heute trotz gestiegener Ansprüche mit weniger Personal dastehe. Alle drei Ortsteile sollten die gleichen Voraussetzungen haben, ist ihr Standpunkt. Dem Land sollte auch klargemacht werden, dass es da ein großes Problem gebe, zumal die Zuschüsse hier sinken.
Volkmar Brielmann (CDU) wies auf die Dringlichkeit einer guten Kooperation hin: "Jetzt geht’s einfach nicht mehr anders. Früher gab es Eltern und Lehrer, jetzt haben wir drei Punkte im Spiel und die sollten nicht gegeneinander arbeiten." Seiner Ansicht nach werde es schwierig überhaupt jemanden zu finden und man brauche ja vor allem gute Leute.
Reinhard Zedler wollte die Szenarien trotzdem nicht so negativ stehen lassen: "Unsere Schulen sind keine Räuberhöhlen!" Es gebe auch viele SchülerInnen, die keine Probleme hätten, die der Schulsozialarbeit bedürften.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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