75 Jahre Grundgesetz
Demokratie-Bündnis feiert mit Gesang und mahnenden Worten
Rielasingen-Worblingen. Es war sicher nicht die größte Geburtstagsfeier aller Zeiten. Andererseits wird kaum ein Geburtstag an so vielen verschiedenen Orten und Tagen zelebriert, wie dieser: Das Grundgesetz feiert 2024 das 75-jährige Bestehen und dies nahm das Bündnis Demokratie stärken zum Anlass für eine kleine Feierlichkeit.
Diese musste aufgrund des Wetters vom Rathauspark in die Räumlichkeiten der gegenüberliegenden Johannesgemeinde verlegt werden. So blieben die Gäste - darunter Mitglieder des Gemeinderats und des Jugendrats - trocken, während sie auf die deutsche Verfassung anstießen, einige Artikel vorlasen und miteinander ins Gespräch kamen.
"Fundament unserer Demokratie"
Es erfülle ihn mit "einer gewissen Demut", die Begrüßungsworte zu diesem Anlass zu sprechen, sagte Steffen de Sombre, Gemeinderat und Mitbegründer des Bündnisses. Es habe fundamentale Bedeutung für das Zusammenleben und sei eine "grandiose Erfolgsgeschichte". Das Grundgesetz sei ein wichtiges Mittel, um zwei Ebenen auseinanderzuhalten: einerseits die politischen Sachfragen, bei denen Diskussion legitim sind, andererseits solche Themen, die nicht zur Diskussion stehen.
"Man kann sich über Energiepolitik streiten", meinte de Sombre. Nicht aber über Meinungsfreiheit. Über den Standort einer neuen Moschee dürfe diskutiert werden, nicht aber über Religionsfreiheit. Auch über Rundfunkgebühren dürfe debattiert werden, aber nicht über die Pressefreiheit.
Bürgermeister Ralf Baumert konnte nicht anwesend sein, lies aber durch Gemeinderat Reinhard Zedler Grußworte überbringen: "Das Grundgesetz ist das Fundament unserer Demokratie, welche unsere Freiheit, Gerechtigkeit und Würde sichert." Es stehe für die Werte und Prinzipien, die Deutschland zusammenhalten. Das Grundgesetz sei in einer Zeit großer politischer Unsicherheit von Vertretern verschiedener politischer Richtungen erarbeitet worden. Es habe dabei geholfen, die Herausforderungen der vergangenen 75 Jahre zu meistern. "Lasst uns gemeinsam diesen Meilenstein unserer Geschichte würdigen und uns daran erinnern, dass es unsere Verantwortung ist, diese Werte zu schützen und zu bewahren."
Mahnende Worte gab es von Jutta Gold zum Abschluss des offiziellen Teils. "Über den diesjährigen Feierlichkeiten liegt ein Schatten", sagte sie. Erstarkender Rechtspopulismus, gesellschaftliche Polarisierung, Desinformationskampagnen und außerpolitischen Krisen. "Es steht weniger die Erfolgsgeschichte der zweiten deutschen Demokratie im Mittelpunkt, als die leidigen Diskussionen um Fragen des Parteiverbots und die Inszenierung von Grundrechten."
Deshalb demonstrieren wöchentlich in Deutschland Menschen, die bereit dazu seien, die liberale Demokratie gegen ihre Verächter zu verteidigen. Die Demokratie brauche diese aktive Unterstützung und das Grundgesetz stelle hierfür alle Voraussetzungen zur Verfügung. "Mit Leben erfüllen, müssen wir es selbst."
Natürlich durfte auch ein Ständchen nicht fehlen. Doch statt dem klassischen Geburtstagslied stimmte Reinhard Zedler in die Nationalhymne ein, die die Gäste dann auch textsicher mitsangen.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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