Ein sinnvolles Jahr
Wie eine (un)gewollte Pause das Leben verändern kann
„Hier lernst du was für´s Leben“ – Ein wohl bekannter Spruch, den viele, gerade junge Menschen, von Eltern, Arbeitsgebern oder Lehrern zu hören bekommen. Ein Spruch, der oftmals mit einem Augenrollen hingenommen wird, da sein Wahrheitsgehalt in Frage gestellt wird. Was aber wäre, wenn es tatsächlich so ist?
Nach der Schule ist vor der Ausbildung oder vor dem Studium. Manche junge Menschen haben einen festen Plan für ihr Leben, ein konkretes Ziel, das sie erreichen möchten – allerdings können sie, aus welchen Gründen auch immer, ihren Plan nicht gleich in die Tat umsetzen. Manch andere dagegen wissen gar nicht, welche Möglichkeiten ihnen offen stehen, was ihnen gefallen oder sie reizen könnte – sie benötigen noch Unterstützung oder Zeit für ihre Entscheidungsfindung. Beide Gruppen haben eines gemeinsam: Sie haben ein halbes oder ganzes Jahr zur Verfügung. Was also tun in diesem Überbrückungsjahr?
Einige junge Menschen verbringen diese Zeit im Ausland, lernen eine Sprache besser oder neu. Doch nicht jeder hat die Möglichkeiten oder Voraussetzungen dazu. Was also tun? Am besten etwas, bei dem man „etwas lernt für´s Leben“. Und da kommt ein Freiwilliges soziales Jahr genau richtig.
So ziemlich alle sozialen oder städtischen Einrichtungen im Landkreis bieten ein FSJ in den unterschiedlichsten Bereichen an. Dazu gehören unter anderem Pflegeheime, Kindergärten, in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, in Beratungsstellen oder Sozialstationen. Alles Orte, an denen kleine, große, junge und alte Menschen Unterstützung benötigen.
„Warum soll ich mich um andere kümmern?“, stellen sich so manch junge Leute die Frage. Die Antworten darauf sind vielfältig. Praktisch gesehen: Junge Menschen erfahren so, ob eine Arbeit im sozialen Bereich der Weg für ihre eigene Zukunft sein kann. Für eine Ausbildung zum/zur Heilerziehungspfleger*in ist diese Form des Vorpraktikums sogar notwendig. Und natürlich wird ein FSJ bei allen anderen späteren Arbeitgebern, unabhängig von der Branche, gern gesehen.
Menschlich gesehen gibt es allerdings so viel mehr: Es ist eine Erfahrung fürs Leben. Jeder FSJler lernt, was es heißt, Verantwortung für sich und andere Menschen zu übernehmen. Es erfordert Mut, auf Menschen, die auf einen angewiesen sind, zuzugehen und sich auf sie einzulassen, Neues zu lernen und offen für neue Erfahrungen zu sein. Die jungen Menschen wachsen an und mit ihren Aufgaben. Dafür ist keine bestimmte Qualifikation notwendig, nur der Wunsch, anderen Menschen zu helfen, selbst zu wachsen und das eigene Weltbild stärken. Und das jeden Tag aufs Neue.
Was ist das FSJ?
Das FSJ (Abkürzung für Freiwilliges Soziales Jahr) ist ein Freiwilligendienst in sozialen Bereichen. Er wird in Deutschland für Jugendliche und junge Erwachsene angeboten, die die Vollzeitschulpflicht bereits erfüllt haben. Es soll als Orientierungshilfe und Einstieg in das Berufsleben dienen. Jeder FSJler erhält eine Vergütung für die gesamte Dauer seines Einsatzes. In der Regel beginnt das klassische FSJ im September oder Oktober, dauert 12 bzw. 11 Monate und ist auf 18 Monate ausweitbar. Das flexible FSJ kann jeweils zum ersten eines Monats begonnen wurden, dauert 6 Monate und ist aber ebenfalls auf weitere Monate ausweitbar.
Autor:Kathrin Reihs aus Singen |
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