Blick in die Zukunft
Zuversicht und viel Humor beim Frühjahrsempfang der Wirtschaftskammern
Landkreis Konstanz. Um die Zukunft ging es beim Frühjahrsempfang der Wirtschaftskammern, zu dem die IHK Hochrhein-Bodensee und die Handwerkskammern Konstanz in das Bodenseeforum geladen hatten. "Das Handwerk wird gebraucht", sagte Handwerkskammer-Präsident Werner Rottler. IHK-Präsident Thomas Conrady machte angesichts der Herausforderungen Mut: "Wir wissen ganz gut, was zu tun ist und wie das geht. Verzweifeln ist nicht das Gen das Unternehmertum treibt."
Um die Zukunft ging es auch beim diesjährigen Gastredner, dem Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte. Dabei ging es weniger um die Wirtschaft direkt, sondern um das Wahlverhalten der Deutschen, das die Zukunft bestimmt und das er mit einer gehörigen Portion Humor zu erklären versuchte. "Der Bundeskanzler würde sagen, die Zukunft wird sehr, sehr, sehr gut." Andere Politiker versprechen dagegen nichts mehr, halten dann aber Wort.
Die heutige Politik sei für ihn ein Feuerlöscher. Sie sei in der Position, auf Unvorhersehbares reagieren zu müssen. Daraus ergebe sich dann, dass die Grünen die letzten Reste fossiler Energieträger in der Welt zusammensuchen, die SPD Panzer in die Ukraine schickt und es bei den Liberalen statt Schulden eben ein Sondervermögen gibt. "Planbarkeit ist eine gefährliche Illusion geworden", sagte Korte. Auch Nichtwissen bedeute Macht, was aber voraussetzt, dass man sich in der Krise schlau macht.
Deutsche wollen die "verlässliche Langeweile"
Die politische Mitte werde bunter und die Extreme kleiner, meinte Karl-Rudolf Korte. Deutschland habe hier eine Sonderstellung inne. Im Gegensatz zum Rest der Welt, etwa den USA, wo Biden gegen Trump steht, oder Frankreich mit Macron gegen Le Pen. In Deutschland werde aber nicht der "charismatische Überflieger" gewählt. "Das ist verlässliche Langeweile." Olaf Scholz habe seiner Ansicht nach Erfolg gehabt, weil er das "merkelichste Sicherheitsgefühl" vermittelt habe.
Zudem lieben die Wähler Eindeutigkeiten, auch wenn sie dann uneindeutig wählen, was sich in nicht immer leichten Regierungsbildungen zeige. "Manchmal muss man auf Staatengründungen in Afrika warten, bis man wieder Flaggen für Koalitionen findet." Der Deutsche sei zudem politisch-kulturell gerne auf der sicheren Seite, was sich in der Coronazeit gezeigt habe.
Während die Briten als abenteuerfreudige Seefahrernation alles Flüssige gespritzt hätten, hätten die Deutschen erstmal Impfzentren gebaut, die dann zwar gültige Feuerbestimmungen gehabt haben, aber keinen Impfstoff. "Wir können impfpriorisieren, aber nicht improvisieren", meinte der Politikwissenschaftler.
Der Ampelkoalition in Berlin konnte Korte durchaus viel Positives abgewinnen. Es sei gut, dass die Unstimmigkeiten zutage treten und gelöst werden. Im Gegensatz dazu sei die "Große Koalition" ein "Stillhalteabkommen über ein Minenfeld". Neu sei auch, dass der Bundeskanzler in der Koalition in der Minderheit ist. Die Ampelkoalition relativiere damit die Kanzlerdemokratie.
Die Zukunft muss gestaltet werden
Wie am Ende die Zukunft aussehen wird, liege in den Händen der Menschen, betonte Karl-Rudolf Korte. "Zukunft entsteht nicht einfach in einer Demokratie. Sie beginnt mit uns." Dazu gehöre auch die mediale Bildung, damit es nicht gleich zu Wutausbrüchen kommt, wenn in den "asozialen Medien" von der Arabisierung an Schulen gesprochen wird, weil dort die arabischen Zahlen vor den römischen gelehrt werden.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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