1980er Jahre nach Christus I
Platz für neue Arbeitsplätze

Die 80er Jahre sind das Jahrzehnt des Gewerbegebiets der Nebenzentren. Es musste immer um die Frage gehen, welche Chancen dem meist im Ort beengt angesiedelten Handwerksbetrieb Perspektiven für einer weiteren Entwicklung gegeben werden können. Außerdem mischte die neue Autobahn die Karten neu: Es kamen plötzlich die Gemeinden an den Ausfahren in eine neue Standortgunst. Steisslingen und Hilzingen sind dafür Paradebeispiele:

Beide konnten plötzlich Gewerbefläche unmittelbar an der Autobahnausfahrt anbieten, bei denen kein Ort mehr durchfahren werden musste. In beiden Gemeinden haben sich wahrhaft "blühende Landschaften" entwickelt. Die bisher von Auspendlern geprägte Bilanz hat sich deutlich wandeln können. Auch Engen konnte mit einem seiner drei Gewerbegebiete direkt an der Autobahn von der Verkehrsgunst profitieren, doch die weitere Entwicklung focussiert sich inzwischen auf das Gewerbegebiet in Welschingen. Radolfzell zog gleich mit drei Gewerbegebieten ab Mitte der 80er Jahre nach, dadurch ist über die Arbeitsstätten mit einem Mix von der Lebensmittelindustrie bis zum kleinen Handwerker die Kernstadt inzwischen mit dem Ortsteil Böhringen fast zusammengewachsen, die Brache Kaserne konnte als Arbeitsplatz wiederbelebt werden. Stockach konnte wohl als letze Stadt Ende der 80er Jahre den großen Cpoup landen und schaffte, was heute keiner mehr für möglich hält: Die Ansiedlung einer kompletten Fabrik mit dem Unternehmen ETO, heute größter Arbeitgeber in der Stadt. Aber hier auf den ehemaligen Kiesabbauflächen im "Hardt" gibt es noch viele freie Flächen, während im "Dorfgewerbegebiet" Hindelwangen eine sehr rege Entwicklung stattfindet.

Info:
Singen war stets das Zentrum der Arbeit in dieser Region gewesen. Zu den Großbetrieben gesellte sich bis in die 80er Jahre manches Mittelständische Unternehmen in dem großzügig ausgelegten Industrie- und Gewerbegebiet im Südosten Stadt. Auch Konstanz wuchs mit dem Gewerbe in Richtung Westen, das ebenfalls seit Anfang der 60er Jahre. Doch in den 80er Jahren wurde immer mehr deutlich, dass die Struktur der Großbetriebe abzubröckeln begann. Viele Gemeinde waren in der Zeit des aufblühenden Deutschland zu Schlafgemeinden geworden, die zwar Wohnraum, aber keine Arbeitsplätze bieten konnten. Das Bewußtsein musste nach zwei Ölkrisen kommen: Ein ganzes Umland hängt immer stärker am Tropf der anfälligeren Zentren.

In Gottmadingen musste das Gewerbegebiet, das Ende der 80er Jahre erschlossen wurde, auch eine große Strukturkrise auffangen, nachdem KHD sein Lebenslicht ausblies und "üser Fabrik" auf einmal nicht mehr eines der Arbeitsplatzzentren für eine ganze Region war. Parallel wurde dazu seit 1991 eine neue Idee mit dem Industriepark umgesetzt, der gerade Existenzgründern durch flexibles Flächenangebot ideale Chancen bietet. Die erste Pläne sahen freilich viel größer aus. Rund 500 Arbeitsplätze konnten hier inzwischen geschaffen werden. Orte ohne Gewerbegebiet kann man sich heute kaum noch vorstellen, sogar Orts- oder kleine Stadtteile wie Watterdingen oder Hausen an der Aach können auf Eigenentwicklung vor Ort setzen. Nicht immer kam das Angebot an: Gailingen erschloß seinen "Vorderen Rheinauer", nach fünf Jahren habe sich gerade mal zwei kleine Unternehmen angesiedelt.

Und auch in Mühlhausen-Ehingen boomte es nicht, obwohl auch das Gewerbegebiet "Kai" praktisch direkt an einer Autobahnausfahrt liegt. Das liegt auch an lokalen Strukturen. Und manche Gemeinden werden in den 90er Jahren wegen der endlichen Flächen auch zu neuen Partnern: Das erste interkommunale Gewerbegebiet im Kreis konnte zwischen Volkertshausen und Aach vor drei Jahren fertiggestellt werden. Als Beitrag zur Stärkung des lokalen Wirtschaftsstandorts.

Sabine Strantz

Autor:

Redaktion aus Singen

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