Großer Andrang beim Bürgerfest im und am Milchwerk
"Wir wollen zusammen Radolfzell zukunftsfähig machen"
Radolfzell. Das war sogar richtig gutes Wettertiming gewesen. Pünktlich zum nachgeholten Bürgerfest zur Amtsübernahme von OB Simon Gröger in Radolfzell am Freitagnachmittag zeigte sich nach einer herbstlichen Woche doch die Sonne am Himmel. Und das waren ideale Voraussetzungen für das große Mitmachprogramm für Groß und Klein rund ums Milchwerk, das tatsächlich richtig ausgiebig genutzt wurde.
Im Milchwerk sorgte die Ausstellung »100 Radolfzeller« der Fotofreunde »Blende 20« für ganz viele Zuschauertrauben und auch positive Gespräche, die Stadt bot ein Klimaquiz im Foyer an und natürlich war die Schlange an Schminkstand für die Kinder am längsten, den der Elternbeirat der Kitas hier eingerichtet hatte. Allerdings war dort auch ein Anlaufpunkt für Sorgen: »Viele Eltern wendeten sich mit ihren Sorgen bezüglich fehlenden Krippe- und Kindergartenplätzen in Radolfzell und den Ortsteilen an uns. Auch, dass einige Stellen als SozialarbeiterInnen an Schulen derzeit unbesetzt blieben, war ein Thema, welches die Eltern traurig macht«, so die Bilanz von Ivanka Vogt vom GEB Kita Radolfzell in ihrer Nachschau.
Viel Interesse an der Rede
Viele Besucher drängten dann in die Halle, um die Rede von OB Simon Gröger mit Rückblick auf ein erstes Jahr und seine weiteren Schritte mitzuerleben. »Wir alle wollen zusammen Radolfzell zukunftsfähig machen«, schloss er seine frei gesprochene Ansprache, die doch recht viel Szenenapplaus bekam.
In seiner Rede ging Gröger auch schon auf erste Kritik des Gemeinderats ein, der zum Beispiel den Fortschritt beim Klimaschutzprogramm bemängelte wie auch ein Innenstadtkonzept, das nach dessen Ansicht noch weiter greifen müsste. »Der Gemeinderat wächst immer mehr als Team zusammen«, hob Gröger eine der positiven Erfahrungen dieser ersten zehn Monate hervor, und auch dass es in den Ortschaftsräten ein gutes Miteinander für Radolfzell gebe. »Wir müssen beim Klimaschutz schneller und besser werden«, machte Gröger in seiner Rede deutlich. Immerhin habe man schon Anfang des Jahres den Haken unter das Thema Streuhau gemacht, damit dieses Gebiet dauerhaft vor Eingriffen geschützt sei. Auf dem Weg zur Klimaneutralität müsse man freilich noch viele Schritte gemeinsam gehen und das Ziel immer vor Augen halten.
Von der Aktionsgemeinschaft Radolfzell habe es schon bei den ersten Treffen den Wunsch nach einem neuen Innenstadtkonzept gegeben unter der Prämisse, dass man jetzt nicht Planungen brauche, die dann fünf Jahre bis zur Umsetzung benötigten, sondern konkrete Schritte so schnell wie möglich. Man habe mit ersten Workshops hier begonnen und durch einen Antrag der CDU seien auch schon 120.000 Euro in den städtischen Haushalt zur Umsetzung für dieses Jahr eingestellt. Themen wie mehr Sauberkeit, mehr Sitzgelegenheiten, aber auch ein »digitaler Gutschein« für den Einzelhandel seien derzeit schon in der Arbeit.
»Wir sind eine Stadt, deshalb soll jeder Ortsteil auch individuell gestärkt werden«, so Gröger weiter. Deshalb habe er mit dem Team aus dem Rathaus die Vorberatungen für den Haushalt und die mittelfristige Finanzplanung in den Ortschaftsräten auch begleitet und die Wünsche seien auch in der Klausursitzung des Gemeinderats am Wochenende zuvor thematisiert worden.
Mehr Wirtschaftskraft erreichen
»Wir haben natürlich ein Korsett, was unseren Haushalt betrifft« so Gröger weiter. Radolfzell liege in Sachen Gewerbesteuer unter dem Landesschnitt, weshalb mit dem neuen Wirtschaftsförderer der Stadt nun die Stärkung der wirtschaftlichen Strukturen aus der Basis des schon vertretenen Mittelstands angegangen werden solle. Bei der Ansiedlung neuer Unternehmen gehe es freilich nicht nur um Flächen, sondern auch darum, wie man einen attraktiven Wohn- und Arbeitsort generieren könne. Zwei Sachen würden hier immer wieder genannt: die Verfügbarkeit von qualitativen Betreuungsangeboten für Kinder wie die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum. »Deswegen wird es Anfang nächsten Jahres einen großen Wohngipfel geben, wo wir uns abstimmen können, welchen Weg wir gehen. Die Wohnungspolitik in Radolfzell muss auf jeden Fall sozialer werden«, bekräftigte Gröger.
Das Thema Kinderbetreuung sei gerade ein ganz heißes Thema. »Wir haben hier wirklich einen massiven Mangel an Fachkräften. Mein Ziel ist es, dass wir die Fachkräfte, die hier einen so tollen Job für die Stadt machen, halten können und eine bessere Personalbindung erreichen.« Der entscheidende Punkt sei für ihn, warum viele Erzieherinnen ihren Job aufgeben würden, um sich anders zu orientieren, stellte Gröger fest. Und dem müsse nicht nur auf den Grund gegangen, sondern auch mit anderem Handeln begegnet werden.
Froh sei er, dass es nun auch mit der Digitalisierung der Schulen vorangehe, und man Schritt um Schritt weitere Erfolge verzeichnen könne. Auch das Spielplatzprogramm habe man sehr ergebnisorientiert angegangen, den Anfang mache schon der Spielplatz an der Praxedisstraße, als Ergebnis einer Beteiligungsaktion.
OB Simon Gröger selbst hatte mit seiner Frau Anita und seinen beiden Kindern nach seiner Begrüßung und einer Kinderfragerunde selbst eine kleine Tour über das Fest angetreten und ein Stück weit war da schon nochmal die Stimmung spürbar, die den Wahlabend damals am 24. Oktober letzten Jahres ausgezeichnet hatte. »Ich möchte mich an dieser Stelle auch ganz herzlich bedanken, wie herzlich ich hier in der Stadt aufgenommen wurde, auch vom Rathausteam«, machte er zu Beginn seiner Rede deutlich und bekam schon mal dafür viel Applaus. Simon Gröger verneigte sich auch angesichts, des enormen Engagements der Ehrenamtlichen in der Stadt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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