Viele Interessierte beim ehemaligen Gemeindehaus
Spannende Rettung eines historischen Gebäudes

Besonders die Rückseite des Gebäudes machte augenscheinlich, vor welchen Herausforderungen die neuen Besitzer das alten Gemeinde- und Schulhauses in Güttingen stehen. Im Bild Historiker und Gemeinderat Christof Stadler bei seiner Führung. | Foto: Fiedler
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  • Besonders die Rückseite des Gebäudes machte augenscheinlich, vor welchen Herausforderungen die neuen Besitzer das alten Gemeinde- und Schulhauses in Güttingen stehen. Im Bild Historiker und Gemeinderat Christof Stadler bei seiner Führung.
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Radolfzell-Güttingen. Spannende Geschichten zu erfahren gibt es jedes Jahr beim Tag des offenen Denkmals in Radolfzell. Nachdem dort letztes Jahr die "vergessene" Kaplanei direkt neben dem Radolfzeller Rathaus in den Mittelpunkt gerückt wurde, bei der tatsächlich Bewegung in Richtung eines Erhalts entstand, rückte Historiker Christof Stadler in diesem Jahr am 8. September das ehemalige Schul- und Gemeindehaus in Güttingen mit zwei Führungen in den Fokus. Der enorme Andrang bei dem Gebäude im Jägerpfad, der dann eine Unterteilung der Führungen in mehrere Gruppen nötig machte, zeigte das starke Interesse nicht nur der Güttinger selbst an einem der ältesten im Ort noch erhaltenen Gebäude aus.

Der Begriff "erhalten" ist Auslegungssache. Wie Ortsvorsteher Martin Aichem erläuterte, stand das Gebäude die letzten 30 Jahre leer, da dem Besitzer kein Konzept für das unter Denkmalschutzgebäude einfallen wollte. Durch eine glückliche Fügung fand freilich dann ein Verkauf statt an eine Familie aus dem Linzgau, die nun mit ihren beiden Söhnen dieses Gebäude sozusagen zum Modellprojekt machen wolle. Das gehe es um Pläne, in dem auch für Güttingen historisch bedeutsamen Gebäude, zwischen 1755 bis etwa 1917 war es Gemeinde und Schulhaus gewesen, die Untersuchungen des verbauten Holzes kommen laut Christoph Stadler aus einer Zeit im 1683, zwei Ferienwohnungen zu schaffen. Involviert ist hierbei auch das Denkmalamt, das derzeit eine Sicherung des aus diesem Grund eingerüsteten Gebäudes durchführt und die Baugeschichte, die sich in vielen Schichten auftut, dokumentiert, wie in den durch Christof Stadler und die auf Baudenkmäler spezialisierte Architekten Corinna Wagner aus Überlingen bei den Führungen aufgezeigt wurde.

Die weit über hundert Interessierten, die hier am Sonntagvormittag in mehreren Gruppen durchgeführt wurden, konnten eine besondere Zeitreise erleben. Die Geschichte des Gebäudes, die in den Archiven der Herrschaft von Bodman, der zu Güttingen zeitweise gehörte, ganz gut dokumentiert ist, bedeutet auch viel Ortsgeschichte. So konnten das ehemalige für heutige Verhältnisse winzige Schulzimmer des Dorfs erlebt werden, in dem der Unterricht in zwei Schichten durchgeführt wurde. "Für die älteren Schüler am Morgen, weil sie an Nachmittag auf dem Feld mit arbeiten mussten", wusste Martin Aichem.

Christoph Stadler stellte die kleine Amtsstube vor, in der einst wohl der Bürgermeister residierte, bis eben 1816/17 mit damals reichlich vorhandenem Sturmholz das neue Rat- und Schulhaus gebaut wurde. Viele Schichten von zum Teil freigelegten Tapeten zeigen die wechselhafte Geschichte des Gebäudes auf. Sogar Täfelmalerei wurde entdeckt, die natürlich die Denkmalschützer besonders interessiert. Der Rundgang zur Rückseite, in die erst später hinzugefügte Scheune als Ökonomieteilen, zwischenzeitlich schon abgerissenen Schweinestallungen oder auch unters Dach machten deutlich, vor welchen Herausforderungen die neuen Besitzer stehen, um dem Gebäude neues Leben einhauchen zu können. Die neue Situation mit dem Eigentümerwechsel wird auf jeden Fall als "Glücksfall" gewertet. Das derzeit aufgestellte Gerüst dient erst mal der Sicherung des Gebäudes. Bis hier eine Sanierung beginnt, wird wohl noch ein ganzes Weilchen vergehen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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