Großes Werk in der Zeller Kultur
Romulus - der letzte Kaiser am Ende eines Reichs

Als der Kaiser zu Bett gehen will, soll sein Ende wegen seines Nichttuns besiegelt werden, doch da kommen auch schon die Germanen in die Stadt. | Foto: Fiedler
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  • Als der Kaiser zu Bett gehen will, soll sein Ende wegen seines Nichttuns besiegelt werden, doch da kommen auch schon die Germanen in die Stadt.
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Radolfzell. Nein, dieser Romulus war nicht der, welcher einst das große Rom begründete. Er war sinnbildlich der "letzte Kaiser" des römischen Riesenreichs, der sich auch vorgenommen hatte, nichts wirklich zu tun in seiner Amtszeit. Um damit das Ende des Reichs zu besiegeln, während die Germanen schon vor den Toren Roms standen und eigentlich Wehrhaftigkeit angesagt gewesen wäre. Diese "Komödie" von Friedrich Dürrenmatt aus dem Jahr 1949, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben, die zugleich eine Parabel auf vieles ist, was sich da gerade in unserer aktuellen Welt zuträgt, hat die Theatergruppe der "Zeller Kultur" unter der Regie von Waltraud Rasch auf die Bühne gebracht und erntete viel Applaus für ihre Premiere am Donnerstagabend.

Ein Romulus als Bestatter statt Begründer

Friedrich Dürrenmatt hat in seinem Stück den "Romulus!" zum Mahnmal erklärt. Normal denkt man ja an den Gründer Roms, der einst vom Wolf gestillt wurde. Doch hier wird er zum Totengräber des einstigen Riesenreichs, der diesen Niedergang von Anfang an geplant hatte, wie sich immer deutlicher herausstellt.
Am Anfang denkt man vielleicht noch an einen Trottel, wie Romulus (Thomas Weber) da zum Morgenmahl an seinen Eiern sitzt und sich vom Kammerdiener (Sebastian Braun) erzählen lässt, welches der nach seinen Vorgängern auf dem Cäsarenthron benannten Hühner ihm nun dieses Ei gelegt habe. Gleich darauf sinniert er, welches heute Abend dann auf den Tisch kommen solle. Der Bote (Andreas Nitschke), völlig außer Atem und ohne Schlaf seit über 100 Stunden, kündigt nach dem Durchdringen der bürokratischen Barrieren vor dem Palast, schon die Eroberung vieler Gebiete durch die Germanen an, die nun gen Rom ziehen.

Das kann diesen Romulus nicht aus der Ruhe bringen, er zupft ein goldenes Lorbeerblatt aus seinem Kranz, weil der Staat schon pleite ist. Seine Frau Julia (Annegret Kell-Eichhorn) will mit der Tochter (Vera Augustin) und dem aus der Gefangenschaft zurückgekehrten gewünschten Schwiegersohn (Astrid Kempter) gen Sizilien fliehen, um damit das Reich zu retten. Auch der Bruder, der Kaiser von Ostrom (Ileana Förster) schlägt auf, um vor dem drohenden Ende zu warnen, doch dieser Romulus bleibt beim Nichtstun. In einer Nacht werden die Messer schon gewetzt gegen diesen Herrscher des Niedergangs in seiner Villa in Kampanien. Doch der Ruf der eindringenden Germanen vereitelt den Königsmord.

Wer hat die Hosen an?

Romulus gesteht, dass es sein Plan gewesen sei, von Anfang an. Seine Frau habe er nur geheiratet, um an die Macht zu kommen und diesen Niedergang in die Tat umsetzen zu können. Deshalb schlägt er auch das Angebot eines Hosenfabrikanten aus, sich sponsern zu lassen - denn die Hose sei auch die Zukunft.

Eine spannende Reise für das Publikum, das Dürrenmatt immer an der Nase herumführt, falsche Fährten legt und der im zynischen Sinn hier kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine Parodie in die Welt gesetzt hatte. Denn er war der Meinung, dass man die ganzen Absurditäten dieser Welt, mit Vertreibungen, Unterdrückung, Terror und Gewalt, nur noch als Komödie oder bestens Tragikomödie darstellen könne. Das war seine Sicht schon 1949 in der ersten Fassung des Stücks, das bis 1980 freilich mehrmals überarbeitet wurde.

Am Schluss kommt dann Odoaker, der Fürst der Germanen (wieder Andreas Nitschke) in die Stube von Romulus, der nun bereits ganz alleine ist. Odoaker hat die Hosen übrigens schon an. Das Gespräch ist ein erleichtertes, der Kaiser meint, mit diesem Niedergang die Schreckensherrschaft des römischen Reichs zu beenden. Das Gespräch geht um Hühner....

Das Stück wird an diesem Wochenende noch am 19., 20. und 21. April, sowie am 3., 4. und 5. Mai. Mehr unter Zeller Kultur

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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