Große Aktion der Diakonie im Kreis
"Rassismus kommt uns nicht in die Tüte" und: "Wir sind jetzt hier"
Radolfzell/ Kreis Konstanz.Bäckermeister Eric Stadelhofer war extra aus Singen‘s Südstadt angereist, um am Mittwochvormittag im Radolfzeller Haus der Diakonie das gemeinsame Kooperationsprojekt "Rassismus kommt uns nicht in die Tüte" mit dem Caritasverband Singen-Hegau e.V. und dem Diakonischen Werk im evangelischen Kirchenbezirk Konstanz im Rahmen eines Pressegespräches vorzustellen: Nicht allein in der "Vulkanbäckerei Stadelhofer" in Singen, sondern auch in den Radolfzeller Bäckereien "Engelhardt" in der Wilhelm-Moriell-Strasse und beim "Biobackstüble Zuck und Kaun" in der Obertorstrasse wird es an bestimmten Tagen während der "Internationalen Wochen gegen Rassismus" vom 11. März bis 24. März 2024 Aktions-Brötchentüten mit Aufdrucken wie "Hier steckt Vielfalt drin!" geben - übrigens "alle in St. Pirmin vorbereitet", wie Brotsommelier Stadelhofer unterstrich.
"Toll, dass die Kooperation zustande gekommen ist", freute sich Christian Grams, Geschäftsführer des Diakonieverbandes. Aber es sind noch weitere hiesige Projekte in die bundesweiten Aktionswochen eingebettet, worauf Sozialarbeiterin Ekaterina Schaz von der kirchlich-diakonischen Fachberatung Flucht des Diakonieverbandes hinwies: So werden in Radolfzell und Singen sowohl entsprechende Plakate zum Thema "Menschenrechte für Alle" beispielsweise in öffentlichen Einrichtungen, Vereinen, Schulen, Kirchen, Ladengeschäften, Cafés, Banken und Sparkassen platziert als auch Werbematerialien zum Thema ausgelegt. Alle Aktivitäten werden im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" unterstützt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Miglena Abrasheva von der "Werkstatt Integration" des Caritasverbandes Singen-Hegau e.V. kündigte die Vorführung des Films "Wir sind jetzt hier" am Donnerstag, 14. März, um 18.30 Uhr im "Treffpunkt Horizont" in Singen an, wozu Caritas zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Diakonischen Werk Konstanz herzlich einladen - der Eintritt ist frei.
Im Film geht es um sieben junge Männer nach deren Flucht aus den Heimatländern. "Sie erzählen in die Kamera vom Ankommen in Deutschland - von lustigen und beglückenden Momenten und Momenten tiefster Verzweiflung, von ihren Ängsten und wie sie mit ihnen umgegangen sind, vom Rassismus und von der Liebe", wie es im Filmtext lautet. Im Anschluss an den Film wartet ein Novum auf die Kinobesucher:innen: Online werden der Filmemacher Niklas von Wurmb-Seibel und Protagonist Hussein al Ibrahim zum Gespräch mit dem Publikum zugeschaltet. Ekatarina Schaz hat den Film bereits gesehen, welcher die mittlerweile studierte Sozialarbeiterin überdeutlich an ihr eigenes Ankommen vor 19 Jahren aus Belarus erinnert.
Brigitte Ossege-Eggert, Caritas-Fachbereichsleiterin Soziale Dienste, weiß durchaus von schwierigen Erfahrungen mancher zugewanderter Klienten zu berichten: "Bei Alltagsproblemen, bei der Wohnungssuche, beim Finden eines Arbeitsplatzes, wenn kein Deutsch klingender Name genannt wird, wenn gefragt wird, aus welchem Land man kommt - es wird schnell 'schubladisiert', selbst wenn Klienten hier geboren und aufgewachsen sind."
Christian Grams kennt zwischenzeitlich Rückmeldungen von hiesigen Beschäftigten nach deren Rückreise aus dem Heimatland, wonach begehrte Fachkräfte dort selbst mittlerweile lieber doch nicht nach Deutschland kommen möchten, "wegen Rassismus". Dieser habe immer eine Funktion, so Brigitte Ossege-Eggert: "Die eigene Gruppe wird herausgehoben, sei besser als die andere - wir wollen darauf aufmerksam machen, wohin das führt."
Ekaterina Schaz hofft diesbezüglich auf Aufklärung, auch mittels Broschüren, und freute sich über die Bereitschaft vieler einheimischer Unterstützer zur Teilnahme an den Aktionswochen: "Kein Problem" sei die durchgängige Antwort. Miglena Abrasheva hob die mittlerweile langjährige ökumenische Zusammenarbeit über das Ende der Aktionswochen hinaus hervor und zeigte sich glücklich über das Mitwirken von Eric Stadelhofer und Kollegen bei den Aktionswochen 2024. Auch die Wohlfahrtsverbände sind seit bald zehn Jahren "in der Integrationsarbeit engagiert", so Ossege-Eggers - wofür auch die Kirchen Mittel zur Verfügung stellen, wie die Anwesenden betonten, um aufklärende, begleitende und helfende Arbeit auch für Menschen aus anderen Ländern zu leisten.
Autor:Bernhard Grunewald aus Singen |
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