Leserbrief von Ingo Bucher-Beholz aus Gaienhofen
Pseudogrüner Windkraft-Lobbyismus

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Gaienhofen. Zum derzeit vieldiskutierten Thurgauer Richtplan Windenergie wird uns geschrieben:
»Wir alle tragen am Bodensee die Verantwortung für den Erhalt einer einzigartigen Natur-, Kultur- und Erholungslandschaft, die zugleich als wesentlicher europäischer Korridor für Zugvögel und als Winterquartier und Brutgebiet für zigtausenden Wasservögel eine ganz besondere ökologische Qualität und Bedeutung hat.
Die Debatte über Windkraftanlagen am Bodensee muss dieser speziellen Verantwortung gerecht werden und berücksichtigen, dass es sich selbst bei den Höhenlagen rund um den See um drittklassige Schwachwindstandorte handelt, die nur einen temporär begrenzten Jahresertrag von etwa 10 Prozent der installierten Leistung der Windräder ermöglichen, im Gegensatz zu Starkwindstandorten mit 30 Prozent und konstant nutzbaren Offshorestandorten mit über 50 Prozent der installierten Leistung.
Solange im Süden Deutschlands und im Rest der Republik die Potentiale für Windkraftanlagen in deutschlich besseren Windlagen und weniger sensiblen Landschaften nicht komplett genutzt worden sind - und davon sind wir derzeit weit entfernt - gibt es keine vernünftigen Argumente für einen Ausbau der Windkraft in seenahen Lagen.
Es ist absoluter Unsinn, den Kritikern eines hoch subventionierten Windkraftausbaus am Bodensee Ignoranz und Desinteresse gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels vorzuwerfen, nur weil sie die Thematik ganzheitlicher und differenzierte betrachten als manche pseudogrünen Befürworter. Das Gegenteil ist richtig: Die ideologische Fixierung auf drittklassige Schwachwindstandorte am Bodensee provoziert ohne Not eine ablehnende Haltung gegenüber der Windkraft generell und verzögert damit die Realisierung der für eine Energiewende wirklich relevanten Windkraftanlagen an ertragreichen und weniger sensiblen Standorten in der Region und weit darüber hinaus.
Die enge persönliche und ökonomische Verflechtung von einigen Mandatsträgern im Landkreis mit dem am forcierten Windkraftausbau maßgeblich interessierten Unternehmen der Region führt zu einer unguten lobbyistischen Interessenskollision der beteiligten politischen Kräfte und erklärt mache Überreaktion von dieser Seite im politischen Diskurs und in der Presse. Hier wäre es geboten, persönliche Befangenheiten zu erkennen und zu benennen und im Einzelfall bewusst Konsequenzen zu ziehen, um eine differenzierte, sachliche und ausgewogene Diskussion in den Gremien und der breiten Öffentlichkeit zu ermöglichen.
Ingo Bucher-Beholz, Gaienhofen

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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