Globaler Klimastreik in Radolfzell
"Nicht jeder Klimaschutz ist ein Verzicht!"

Gut 500 Menschen fanden sich von Fridays for Future Konstanz, Singen und Radolfzell in der Ratoldusstadt zum globalen Klimastreik zusammen. | Foto: Philipp Findling
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Radolfzell. In Zeiten wie diesen ist es fast schon normal, wenn Fridays for Future (FFF) zu einem globalen Klimastreik aufruft. So auch am Freitagnachmittag, als sich die Gruppen aus Konstanz, Singen und Radolfzell in der Ratoldusstadt zu einem gemeinsamen Streik trafen und wie viele andere auch den ÖPNV-Streik unterstützen.

Insgesamt 500 Menschen machten sich auf den Weg auf den Radolfzeller Marktplatz, um ihren Unmut in Sachen Klimaschutz zu bekunden. „Das ist mit Abstand der größte Streik, den Radolfzell je gesehen hat“, verkündete Kiki Köffle von FFF Konstanz. Mit dem hiesigen Streik möchte man vor allem der Regierung zeigen, dass man die aktuelle Arbeitsverweigerung in Sachen Klimaschutz nicht hinnehmen werde. „Wir werden unbequem bleiben, wenn es weiterhin nicht vorangeht“, stellte sie vor dem Demo-Marsch durch die Zeller Altstadt klar. „Die Diskussionen über die angebliche Kriminalität von Aktivisten ist ein einziger ‚Whataboutism‘ als Flucht vor dem eigentlichen Problem.“ Aufgrund des ÖPNV-Streiks am selben Tag solidarisiere man sich mit dieser Berufsgruppe und fordere daher unter anderem einen 15-Minuten-Takt für den Seehas für eine bessere Anbindung des Umlands sowie einen mehrgleisigen Ausbau der Schienenstrecke. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing kam bei ihr aufgrund seiner Pläne, neue Autobahnen bauen zu wollen, nicht gut weg: „Niemand wird sich in 30 Jahren über eine Autobahn freuen, während die Bahn weiter vor sich hinrottet.“ Des Weiteren kritisierte sie auch stark die fehlenden Fortschritte in der Region, allen voran in Radolfzell und Konstanz: „Es kann nicht sein, dass sich trotz Klimanotstand die CO₂-Bilanz in den letzten Jahren kaum verbessert hat und statt dem Ziel von 20 Prozent Emissionsminderung, nur vier Prozent bis 2021 erreicht wurden.“

Um Punkt 16 Uhr machte man sich dann auf zur Demonstration, deren Weg über die Schützenstraße bis zum seemax über die Hadwig- und Fürstenbergstraße wieder auf den Marktplatz führte. Bei den klassischen Rufen während des Marsches wurde der Bundesverkehrsminister stark kritisiert und frei nach Bruder Jakob mit „Volker Wissing, Volker Wissing, schläfst du noch?“ ordentlich auf die Schippe genommen. Auch ein Schild, welches „Lieber Wirsing statt Wissing 2035“ zierte, zeigte, wie unbeliebt sich er sich derzeit bei FFF macht. Eileen Blum, seit 2020 bei FFF und beruflich als Pflegekraft aktiv, machte in ihrer spontanen Rede auf dem Marktplatz nach dem Marsch ihren Unmut ebenfalls deutlich:  „Warum ist es kriminell, zu demonstrieren, um seine Lebensgrundlage zu erhalten?“, fragte Blum die Teilnehmenden. „Es ist nicht so, dass jeder Klimaschutz ein Verzicht ist“, merkte sie lautstark an. Auf Nachfrage des WOCHENBLATTs erläuterte sie wie folgt, was sie zum Aktivismus mit Fridays for Future motiviert: „Die Klimakatastrophe ist eine riesige humanitäre Katastrophe. Es stehen tausende Leben auf dem Spiel und aktuell ist die Politik nachgewiesenermaßen auf keinem guten Pfad, das zu verhindern. Deshalb sehe ich es als meine Pflicht an, meine Stimme gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen heutiger und zukünftiger Generationen zu erheben. Ich sehe es als meine Pflicht, diese massive Menschenrechtsverletzung nicht einfach stumm hinzunehmen.“

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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