Interview mit Arnold Kannenberg zur Erweiterung des »seemaxx«
»Jetzt müssen wir erweitern, um die Qualität der Marken zu erhalten«

Arnold Kannenberg, Geschäftsführder der »Hesta« | Foto: Arnold Kannenberg, Geschäftsführder der »Hesta«, die das »seemaxx« betreibt, sprach mit dem WOCHENBLATT über die Erweiterung des Outlet Centers. swb-Bild: gü
  • Arnold Kannenberg, Geschäftsführder der »Hesta«
  • Foto: Arnold Kannenberg, Geschäftsführder der »Hesta«, die das »seemaxx« betreibt, sprach mit dem WOCHENBLATT über die Erweiterung des Outlet Centers. swb-Bild: gü
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Radolfzell (gü). Das »seemaxx« in Radolfzell hat dieser Tage gleich doppelten Grund zu feiern. Nicht nur, dass das Outlet Center 2016 seinen zehnten Geburtstag feiert, nach 1,5-jähriger Erweiterungsbauarbeiten öffnet das Shoppingcenter am 13. Oktober wieder seine Türen für Shoppingfreunde und Schnäppchenliebhaber. Das »seemaxx Outlet Center Radolfzell« wird mit einem Schlag doppelt so groß. Das wird gefeiert: vom 13. bis 22. Oktober. Mit vielen Aktionen, Rabatten und Gewinnen für Groß und Klein.
Im Vorfeld der Feierlichkeiten sprach das WOCHENBLATT mit, Arnold Kannenberg, Geschäftsführer der »Hesta«, die das Outlet Center betreibt, über die Erweiterung des »seemaxx«.

WOCHENBLATT: Welchen Stellenwert sprechen Sie der »seemaxx«-Erweiterung für die Einkaufsstadt Radolfzell zu?
Arnold Kannenberg: »In der heutigen Entwicklung, die Handelsstädte zu bewältigen haben, gibt es ein großes Schlagwort: Frequenz. Wir in Radolfzell haben die Situation, dass wir eine wunderschöne Einkaufsstadt sind, eine wunderschöne Altstadt haben, aber wir nicht diese Handelsmagneten haben und auch nicht haben werden, weil ein Handelsmagnet immer mit einer Großfläche verbunden ist. Und wir wollen nicht unsere schöne Altstadt durch einen solchen Handelsmagneten umbauen lassen. Demnach müssen wir mit den Flächen auskommen, die wir zur Verfügung haben. Für das »seemaxx« bedeutet dies: Wir haben im Jahr 700.000 Menschen, die uns besuchen. Und durch unser gemeinschaftliches, städtebauliches Konzept - von der Altstadt bis zum »seemaxx« in der Mitte mit der Altstadt - ist es gewährleistet, dass »seemaxx«-Kunden auch die Innenstadt und den See besuchen werden. Man läuft durch unsere Innenstadt zum See, dass heißt, das das »seemaxx« auch den anderen Einzelhändler Frequenz bringt. Ich bin der Überzeugung, dass unsere Händler in der Innenstadt vom »seemaxx« profitiert haben und sie werden es auch durch die Erweiterung wieder tun.«

WOCHENBLATT: Warum wurde das »seemaxx« erweitert?
Arnold Kannenberg: »Die wirtschaftliche Situation war hier mitentscheidend. Bei einem Outlet Center hat man einfach Fixkosten: Marketing, Facility-Management, Reinigungskosten, Security. Diese Kosten steigen permanent. Die Gesamtenergie steigt dazu. Ich hatte große Befürchtungen, dass diese Nebenkosten irgendwann zu hoch werden und das »seemaxx« unwirtschaftlich wird.
Der zweite große Punkt: Ein Outlet ist nur so gut, wie die Marken, die sich darin finden. Diese Marken bleiben nur, wenn der Umsatz stimmt. Stimmt er nicht mehr, wechseln sie den Standort. Bei 4.500 Quadratmetern Verkaufsfläche in der heutigen Handelswelt halte ich den langfristigen Verbleib von Top-Marken für sehr, sehr kritisch. Das war für uns der Ansatz zu sagen: Jetzt müssen wir erweitern, um die Qualität der Marken zu erhalten.«

WOCHENBLATT: Sind weitere Erweiterungen geplant? Wäre dies überhaupt möglich?
Arnold Kannenberg: »Wenn man erweitert, muss man automatisch mehr Frequenz an den Standort bringen. Da gibt es in Radolfzell Grenzen, denn alle großen Outlets sind nahe an Großstädten, wo Millionen Menschen im Einzugsgebiet leben. Wir haben hier in der Region keine solche Großstadt. Wir haben hier ländliche Strukturen, allerdings mit einem Riesenpotential aus dem Tourismus raus. Die Erweiterungsmöglichkeiten sind begrenzt. Ich glaube mit unserer Erweiterung auf 8.500 Quadratmeter Verkaufsfläche ist es jetzt unsere Aufgabe, diese zu organisieren und in eine wirtschaftliche, gute Position zu bringen.
Dennoch sollte man niemals Nein sagen, das bringt unser Buisness mit sich. Man wird im Handel stets gezwungen, sich zu verändern. Handel ist und bleibt Wandel.«

WOCHENBLATT: Wie werden die Stadt und die Region Ihrer Meinung nach von der Erweiterung profitieren?
Arnold Kannenberg: »Bei uns denken viele Städte nur an sich und ziehen einen Kreis um sich. Ich spreche viel lieber von der »Großstadt Bodanrück«: Das sind Konstanz, Radolfzell und Singen. Je besser diese Einheiten sich untereinander abstimmen, je besser sie gemeinschaftliche Ziele suchen, desto besser geht es ihnen allen. Das trifft auch auf den Handel zu. Man muss versuchen verschiedene Handelsschwerpunkte in der Region zu etablieren und dann können alle Beteiligten wunderbar mit- und nebeneinander leben.
Am Beispiel des »Lagos« in Konstant lässt sich das am besten verdeutlichen: Es hieß immer, wenn das »Lago« kommt, bricht die ganze Konstanzer Innenstadt zusammen. Ist dort etwas zusammen gebrochen? Nein, ich denke nicht! Jeder muss seinen Job gut machen. Wir haben keine Monopolgesellschaft, wir müssen attraktiv und mit neuen Konzepten am gemeinsamen Erfolg weiterarbeiten.«

WOCHENBLATT: Was ändert sich für die Kunden?
Arnold Kannenberg: »Wir haben Befragungen gemacht bei unseren Kunden, um festzustellen, was unsere Kunden wollen: Sie haben am meisten am alten »seemaxx« bemängelt, dass die Vielfalt und die Alternativen zu bestimmten Marken fehlen. Mit der Erweiterung ist es uns gelungen, jetzt im Angebot breiter aufgestellt zu sein. Wir haben jetzt zu jeder Marke, die bisher bei uns im »seemaxx« ist, eine oder zwei Alternativmarken, die aber ungefähr im gleichen Preislevel zu finden sind. Wir haben jetzt nicht das ganz hohe Preissegment besetzt, bei uns muss es bezahlbar sein.«

WOCHENBLATT: Kritische Stimmen gab es aus Konstanz und Stockach. Können Sie diese Bedenken in Bezug auf einen möglichen Kaufkraftabzug entkräften?
Arnold Kannenberg: »Jeder andere Standort, sei es das »Lago in Konstanz oder das geplante »ECE« in Singen, kann das »seemaxx« als Alternative sehen. Je attraktiver die Region ist, desto mehr profitieren alle davon. Die Region muss sich in der Summe stärker aufstellen, um im Regionenkampf mit Überlingen, Friedrichshafen stärker wahrgenommen zu werden. Dabei hilft ein neues »K99«, eine neue Bora, dazu würde aber auch ein neues Strandbad helfen sowie ein attraktiverer Seezugang, und dabei hilft auch ein größeres, schöneres, mit mehr Auswahl versehenes »seemaxx«. Je besser wir hier in der Region zusammenarbeiten, desto stärken werden wir im Wettbewerb. Starre Stadtgrenzen helfen hier nicht.«

Das Interview führte Matthias Güntert.

- Matthias Güntert

Autor:

Redaktion aus Singen

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