Krankenhaus Radolfzell:
Ende des Monats schließen die Klinik-Türen
Radolfzell. Am 30. Juni gehen endgültig die Lichter aus im Hegau-Bodensee-Klinikum Radolfzell. Dann endet der stationäre und ambulante Klinikbetrieb eines Krankenhauses, das auf eine lange Geschichte zurückblicken kann und das nun das Schicksal zahlreicher kleinerer Häuser im Land teilt, die von Schließungen betroffen sind.
Wie die Abwicklung, der zeitliche Ablauf und der Umzug in die Kliniken Konstanz und Singen sowie in das Medizinische Versorgungszentrum Engen verlaufen werden und was dies für die Mitarbeitenden bedeutet, schilderten am Montagvormittag Verantwortliche des Gesundheitsverbundes für den Landkreis Konstanz (GLKN), leitende Ärzte und Betriebsratsvertreter im Rahmen eines Mediengesprächs in Radolfzell.
Rede und Antwort stehen
„Wir wollten uns nicht still und leise davon machen, sondern Rede und Antwort stehen, wie es nun weitergeht“, kündigte Landrat Zeno Danner als Aufsichtsratsvorsitzender des GLKN an und betonte, dass die medizinische Versorgung im Landkreis Konstanz trotz des großen Umbruchs auch nach der Schließung des Radolfzeller Krankenhauses gewährleistet bleibe.
Die Schließung sei aufgrund des Strukturgutachtens angesichts Sanierungsstau und dem Fachkräftemangel notwendig geworden, der Entschluss dazu habe der Aussichtsrat einstimmig Anfang Februar gefällt, erklärte Danner. Durch die Schließung des Radolfzeller Hauses spare der Verbund rund 4,5 Millionen Euro im Jahr, ergänzte GLKN-Geschäftsführer Bernd Sieber.
Bis Ende des Monats wird die Geriatrie unter Chefarzt Dr. Achim Growin nach Konstanz ziehen, die Innere Medizin mit Diabetologie, Fußzentrum und Überwachungsstation wird nach Singen verlagert und die Ambulanten Operationen nach Engen und durch einen OP-Raum in Singen ergänzt. Mögliche Kapazitätsengpässe werde es nicht geben, da in Konstanz ungenutzte Flächen zur Verfügung stehen, in Singen durch die Eröffnung des neuen Kreissaals neuer Platz entsteht und Engen bisher nicht ausgelastet sei. „Wir werden etwas zusammenrücken, aber mittel- und langfristig brauchen wir eine Neubaulösung“, fasste GLKN-Geschäftsführer Bernd Sieber zusammen.
Kartons packen
Der zeitliche Ablauf sieht nun vor, dass ab 12. Juni für Patienten in der geriatrischen Abteilung ein Aufnahmestopp besteht und ab 19. Juni ebenso für den elektiven Bereich der Inneren Medizin. Ab 23. Juni beendet der Bereich ambulantes Operieren seinen Betrieb, dann beginnt der eigentliche Umzug und die Räume werden sukzessive ausgeräumt und verlagert, erklärte Rebecca Sellmann, kaufmännische Direktorin des Hegau-Bodensee-Klinikums. Ein Umzugsunternehmen wird in zwei Wochen den Umzug abwickeln, informierte Sellmann weiter, dafür wurden 450 Kartons für die Verpackung von Ausstattung und medizinischem Material angeschafft. Am 30. Juni wird dann der Betrieb eingestellt und um Punkt 12 Uhr das Krankenhaus Radolfzell von der Leitstelle abgemeldet, aber die Notarztversorgung bleibe über die DRK-Leitstelle weiter erhalten. Auch die Praxen können weiterhin im Radolfzeller Krankenhaus bleiben. Ab 3. Juli startet dann der Patientenbetrieb an den Standorten Konstanz und Singen.
Logistischer Kraftakt
Nach diesem logistischen Kraftakt stehen für das Radolfzeller Haus noch Aufräumarbeiten, Archivierung und Abrechnungen an, erläuterte Rebecca Sellmann. Ausstattung und Material, das nicht mehr benötigt werde, soll über Kooperationspartner wie die Caritas oder die Ukrainehilfe neuer Nutzung zugeführt werden. Über die weitere Verwendung des Klinikgebäudes in bester Lage auf der Mettnau wollte Landrat Danner noch keine Angaben machen.
Viel Zeit investiert
Für die Mitarbeitenden im Hegau-Bodensee-Klinikum Radolfzell war die angekündigte Schließung ein herber Schlag, den sie aber schon seit längerem befürchtet hatten, erläuterte Sigmar Hägele als örtlicher Betriebsratsvorsitzender die Stimmung in der Belegschaft. Wehmut überwiege, aber es komme auch etwas Vorfreude auf neue Arbeitsplätze auf. Denn 90 Prozent der über 200 Mitarbeitenden in Radolfzell bleiben dem GLKN erhalten, was angesichts des großen Fachkräftemangels besonders wichtig sei. Frühe Informationen, zahlreiche Gespräche und eine großzügige Ausgestaltung des Sozialplanes mit einem Ausgleich für zusätzliche Kilometer und Fahrtzeit zum neuen Arbeitsplatz über drei Jahre sowie der Übernahme von Urlaubs- und Arbeitszeitguthaben sowie Fortbildungen machten den Wechsel von Radolfzell für die Mitarbeitenden verträglicher. „Es wurde viel Zeit investiert, um gemeinsam diesen neuen Weg zu gehen“, betonte Geschäftsführer Sieber.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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