Ein Rundgang durch Radolfzell zeigt, wo es noch neuralgische Punkte für Menschen mit körperlichen Einschränkungen gibt.
Die »kleinen« Hindernisse mit anderen Augen betrachtet

Barrierefreiheit Konstanzer Straße | Foto: Mit dem Meterstab kontrollierte Jutta Pagel-Steidl (li.) die Randsteinhöhen in der Konstanzer Straße. Uwe Negraßus (re.) und Jürgen Keck (2. v.r.) folgen ihren Ausführungen. Sobald der Feinbelag aufgetragen ist, soll Barrierefreiheit gewährleistet sein. s
  • Barrierefreiheit Konstanzer Straße
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Radolfzell. Den meisten Menschen fällt es wahrscheinlich nicht einmal auf, doch der Weg durch die Stadt kann mitunter zu einem regelrechten Hindernisparcours werden. Das wurde deutlich bei einem Stadtrundgang, zu dem der Landtagsabgeordnete und Stadtrat Jürgen Keck eingeladen hatte. Als Experten waren unter anderem Jutta Pagel-Steidl, die Geschäftsführerin des Landesverbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, Gunilla Fehr, Stellvertretende Behindertenbeauftragte der Stadt Radolfzell, Oswald Ammonn, Behindertenbeauftragter des Landkreises Konstanz, sowie die Behindertenbeauftragten der Stadt Singen, Helga Schwall und Klaus Wolf dabei.

Schnell zeigte sich, dass es viele Barrieren gibt, die für Menschen ohne körperliche Einschränkungen gar nicht ersichtlich sind. Beispielsweise in Bezug auf die Blinden-Leitstreifen an den Bushaltestellen in der Konstanzer Straße. Hier bemängelte Jutta-Pagel-Steidl vor allem den zu geringen Kontrast zur Pflasterung. Der Kontrast müsste stärker sein, damit die »Taktilen Bodenindikatoren«, so der Fachbegriff, von Menschen Mit eingeschränktem Sehvermögen besser zu sehen sind, erklärt die Fachfrau. »Die Planer machen sich häufig noch zu wenig Gedanken über die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung«, klagt sie. Ein weiterer Kritikpunkt: An manchen der neuen Bushaltestellen in der Konstanzer Straße fehlen die Leitstreifen Komplett. Hier konnte Uwe Negraßus vom Fachbereich Tiefbau Entwarnung geben. Die Taktilen Bodenindikatoren werden hier noch eingebaut. Diese waren letztes Jahr schlicht und einfach komplett vergriffen, weil zur Zeit viele Kommunen ihre Bushaltestellen behindertengerecht umbauen, erklärt Negraßus. »Es war uns aber wichtig, über den Winter zumindest eine geschlossene Pflasterdecke herzustellen, damit es keine Stolperfallen gibt. Sobald die Elemente wieder erhältlich sind, werden diese aber eingebaut«, verspricht er.

Weiter ging es mit dem Rundgang in der Innenstadt. Hier erhielt das Kopfsteinpflaster schlechte Noten. Insbesondere die Zwischenräume zwischen den Steinen müssten besser ausgefugt werden, um gut mit dem Rollstuhl berollbar zu sein, erklärt Klaus Wolf für ihn ist die frisch sanierte Singener Hegau Straße ein gutes Beispiel. Durch die verwendeten großformatigen Steine gibt es wenige Fugen.
Doch auch hier kann Uwe Negraßus eine gute Kompromisslösung präsentieren, mit der sich auch die Expertenrunde zufrieden Zeigt.

In der Löwengasse, vor dem »Büfee« wurde das Kopfsteinpflaster vor einiger Zeit saniert. »Dabei haben wir eine spezielle Fugenmasse aus Epoxidharz verwendet. Damit lassen sich die Zwischenräume besser ausfugen und es entsteht eine ebenere Fläche«, erklärt Negraßus. In dieser Technik sollen auch dieses Jahr weitere Pflasterflächen in der Innenstadt saniert werden. Der Gemeinderat habe dafür 100.000 Euro im Haushalt bereitgestellt, so Negraßus.

Für Jürgen Keck fällt das Fazit über den Rundgang und die anschließende Diskussionsrunde im Rathaus insgesamt Positiv aus. »Es war wichtig aufzuzeigen, wo es in der Stadt noch neuralgische Punkte für Menschen mit Behinderung gibt«, so Keck im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. So gebe es beispielsweise auch im Rathaus selbst noch Handlungsbedarf, sei es im Blick auf die Behindertentoiletten oder die Handläufe im Eingangsbereich. Für die kommende Legislaturperiode wünscht sich der Stadtrat eine noch engere Zusammenarbeit mit dem Behindertenrat, um solche Probleme frühzeitig zu erkennen.

Ein Interessanter Punkt habe sich laut Keck noch nach dem offiziellen Rundgang ergeben, als die Bahnhofsunterführung begutachtet wurde. Hier wäre es nicht damit getan, einfach nur Aufzüge einzubauen, falls die Seetorquerung doch nicht komme. Dazu reichen die Maße der bestehenden Unterführung nicht aus um die erforderliche Barrierefreiheit zu gewährleisten, so Keck gegenüber dem WOCHENBLATT.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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