Trockenheit, Hitze und der Borkenkäfer bringen die Natur aus dem Gleichgewicht
Der Wald im Kreis kämpft ums Überleben
Radolfzell. Wir brauchen vor allem ab September „Regen, Regen, Regen“ machte der Leiter des Kreisforstamts, Bernhard Hake, am Freitag im Rahmen einer Medienkonferenz mit einer Experten- und Multiplikatorenrunde zum Zustand des Waldes im Landkreis deutlich. Denn nach dem Dürresommer von 2018, dem ein zwar feuchterer aber immer noch bislang zu trockener Sommer folgte sind viele Bereich der Wälder im Landkreis in Not. Die heißen Sommer, verstärkt durch viel zu milde Winter habe die Borkenkäfer-Populationen explodieren lassen.
Schon seit 2016 seien hier alarmierende Schübe zu verzeichnen gewesen. „Am Hochrhein bei uns wie im Kreis Waldshut ist die Situation bei den Fichten so dramatisch, so dass wir damit rechnen können das einige Bereiche schon bald fichtenfrei seien“, so Hake in seiner Präsentation. Auch die Buche verabschiede sich zudem inzwischen auch massiv aus unserem Wäldern weil die Bäume die Trockenheit, die auch die unteren Waldböden betrifft, nicht verkrafte. „Es gehen schon Notabwürfe in den Wäldern los, was das Laub betrifft“ ist seine Beobachtung. Im Lorettowald in Konstanz habe man bereits einen Hektar Wald aus Sicherheitsgründen sperren müssen, die ab September gefällt werden müssen. Der Buchen-Borkenkäfer sei bisher recht selten, aber er werde auf dem Bodanrück vermehrt festgestellt.
Und selbst die Weißtanne, die eigentlich mit ihrer Pfahlwurzel besser mit Trockenperioden umgehen könne, sei zunehmend betroffen, weil auch von einer Spezies des Borkenkäfers heimgesucht werden. Vor allem der Raum Tengen sei hier extrem betroffen, wo schon ganze Waldbereiche inzwischen kahl seien. „In Tengen gab es große geschlossene Tannenbestände, auf die wir unsere Hoffnungen gesetzt haben, sie existieren eigentlich schon nicht mehr.“
„Wir sind auf dem besten Weg, mit dem Landkreis Konstanz in die Rote Zone“ abzumarschieren, und das in Dimensionen, die man sich bisher nicht vorstellen konnte“, machte Hake den Ernst der Lage deutlich, die die Waldfachleute noch eine ganze Weile extrem fordern werde. Dieses Jahr sei die vierfache Menge an Borkenkäfern nach dem zweiten Schwärmflug im Juni unterwegs gewesen und man müsse mit einer dritten Generation rechnen so dass damit zu rechnen sei, dass diese auch den ganzen Winter weiter machen. Kälte helfe nicht viel nur Feuchtigkeit, die das Wachstum von Pilzen fördere, die den Borkenkäfern zusetzen können.
„Wir werden die riesigen Mengen an Schadholz auch nicht mehr aufgearbeitet bekommen“, so Hake. Wir konzentrieren und inzwischen darauf, dass wir noch lebende Bäume herausnehmen, weil wir damit auch die Borkenkäfer durch eine Entrindung aus dem Wald gebracht werden könnten.
Als weitere Verschärfung kommt für den Kreisforstmeister das Eschensterben dazu, das durch einen Pilz, der zum einen die Kronen der Bäume befällt, und auch die Wurzeln ausgelöst wird, so dass der Baum auch von Innen abstirbt. „Es sollen in betroffenen Wäldern jetzt Infotafeln aufgestellt werden, um das den Besuchern zu erläutern, die oft mit Unverständnis auf die Maßnahmen des Forstamts reagieren“, kündigte Bernhard Hake an. Um die Auswirkungen besser in den Griff zu bekommen hat die Forstwirtschaft eine eigene App für Tablets entwickelt über die die Forstunternehmer über den Status des Waldes zu informiert werden. Sie können dann selbstständig tätig werden.
„Bei der Dynamik, die sich gegenwärtig im Wald abspielt, sind wir inzwischen immer hintendran. Die Käfergefahr ist erst für das Holz gebannt, wenn es im Sägewerk verarbeitet ist, aber die Unternehmen können die Mengen gar nicht mehr so schnell verarbeiten. Gefälltes Holz aus dem Stadtwald Radolfzell wird derzeit im Kieswerk Meichle und Mohr bei Steißlingen gelagert, um es wenigstens aus dem Wald heraus zu bekommen. Verschärfend komme weiter hinzu dass auch Hackholz für Hackschnitzel als mögliche Verwendung durch die milden Winter auch relativ wenig nachgefragt würden. In besonders betroffenen gebieten würde man inzwischen mit Insektiziden spritzen.
„Das Landschaftsbild verändert sich rasch und es wird für den Laien immer mehr sichtbar. Für manche ein Verlust von Heimat. Große Ideelle und materiellen Verlusten und ist eine Herausforderung für Gesellschaft, Politik und Forstwirtschaft. „ In den forstwirtschaftlichen Versuchsanstalten blicke mit in eine Zukunft mit veränderten Waldbeständen. Douglasien, Baumhasel oder eine Zeder aus mediterranen Bereichen könnten ein Wald der Zukunft werden. Auch auf Eichen gelte er verstärkt zu setzen, ober bei den Weißtannen auf genetische Auffrischungen mit Sorten, die zum Beispiel auf dem Balkan Trockenphasen besser wegstecken könnten, ist ein vorsichtige Blick in die Zukunft, da die aktuellen Notaktionen bei einen allein im letzten Jahr 4.000 LKW Ladungen holz zwangsweise eingeschlagen werden mussten, sorgen für dramatisch sinkende Erlöse.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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