Größte Bedenken allerdings zur Wirtschaftlichkeit und zur Sichtbarkeit
Bodenseestiftung sieht Thurgauer Windkraftpläne als "möglich" an
Radolfzell. In einer Stellungnahme zum kantonalen Thurgauer Richtplan, Kapitel Windenergie, legt die Bodensee-Stiftung Wert auf die Einhaltung hoher Standards beim Natur- und Artenschutz. Die Bodenseeregion müsse freilich durch den Bau von Windparks einen Beitrag zur Energiewende leisten und gleichzeitig der überragenden Bedeutung des Bodensees als Brut-, Rast- und Zugvogelgebiet Rechnung tragen, spricht der Präsident der Stiftung, Jörg Dürr-Pucher den Konflikt für seine Organisation aus.
Die Weltklimakonferenz in Polen vor wenigen Monaten habe drastisch gezeigt, dass die bisherige Ausbaugeschwindigkeit bei Erneuerbaren Energien in der Schweiz und Deutschland bei weitem nicht ausreichend sei. Wichtig erscheint der Bodensee-Stiftung deshalb auch die enge Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg.
Die niedrigen Windgeschwindigkeiten, die im Thurgauer Richtplan kommuniziert werden, hält die Bodensee-Stiftung für problematisch. Windgeschwindigkeiten unter 5 Meter / Sekunde auf 100 Meter Nabenhöhe seien uch für moderne Schwachwindanlagen zu wenig. Wenn ein Windrad im Schnitt weniger als sechs Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produziere, i wärde aus ihrer Sicht der Eingriff in Natur und Landschaft in der Abwägung nicht zu rechtfertigen. Positiv sieht die Bodensee-Stiftung dagegen die Bündelung der Windenergieanlagen in Parks zwischen drei und sieben Stück. So könnten die Eingriffe in den Naturhaushalt an wenigen Standorten konzentriert werden.
Angesichts von fast 100.000 Menschen in Deutschland und in der Schweiz, die die geplanten Windparks aus ihrem Wohnumfeld sehen können, sei die Sichtbarkeit der Windenergieanlagen in der Landschaft und damit der Schutz des Landschaftsbildes ein besonders schwerwiegender Belang, der bislang nicht ausreichend gewürdigt werde. Das spiele auch für den Tourismus am Bodensee eine wichtige Rolle.
Die Bodensee-Stiftung spricht sich daher auch auf deutscher Seite des größten deutschen Sees für behutsame Windkraftplanung aus. Seit vielen Jahren setzt sich die Bodensee-Stiftung im Landkreis Konstanz für den Bau von rund zehn modernen Windkraftanlagen in drei bis vier Windparks ein. Dieser Anteil sei bescheiden, wenn man davon ausgehe, dass bis zum Jahr 2040 in Baden-Württemberg zwischen 1500 und 2000 Windräder mit einer Leistung von zwei bis fünf Megawatt gebaut werden könnten.
Grundsätzlich begrüßt die Bodensee-Stiftung die Ausweisung von Vorrangflächen für Windparks im Thurgau. Aufgrund der Informationen, die man bislang von den Schweizer Partnerorganisationen bekommen habe, gebe es keine Fakten, die für eine generelle Ablehnung der Standorte sprechen. Die Bodensee-Stiftung sieht allerdings besser und weniger gut geeignete Standorte. Sie fordert im Laufe des Verfahrens eine genauere Untersuchung von Fledermäusen, windkraftsensiblen Vogelarten und Vogelzug.
Nur wenn die Bodenseeregion, als eine der reichsten und am weitesten entwickelten Regionen der Erde ihre Hausaufgaben im Klimaschutz mache, besteht überhaupt eine Chance, die sich deutlich abzeichnenden Auswirkungen des Klimawandels in Europa und weltweit noch einigermaßen abfedern zu können. Deshalb fordert die Bodensee-Stiftung Kommunalpolitiker aus dem Landkreis Konstanz auf, wenige Wochen nach der Weltklimakonferenz in Polen und wenige Tage nach den Empfehlungen der Kohlekommission mehr zu Papier zu bringen, als nur eine durchsichtige und plumpe Ablehnung der Windkraftpläne im Thurgau. »Wir brauchen in der internationalen Bodenseeregion endlich eine übergreifende Strategie für eine zukunftsfähige Mobilität, Strom- und Wärmeversorgung«, so Jörg Dürr-Pucher.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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