Gutes Jahr für die Schifffahrt auf dem Rhein
Aus dem Tal heraus, aber noch lange nicht auf dem Berg
Schaffhausen/ Konstanz. Für die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh), die die Strecke von Schaffhausen nach Kreuzlingen über den Hochrhein und den Untersee bedient und die ein besonderes touristisches Flaggschiff für die Region darstellt, war 2023 ein richtig gutes Jahr gewesen, für das am Mittwoch Geschäftsführer Remo Rey und Verwaltungsratspräsident Sönke Bandixen die Bilanz auf der "Munot" vorstellten. Mit 331.000 Beförderten Fahrgästen habe man wieder das "Vor-Corona"-Niveau erreicht und in der Bilanz immerhin wieder eine "Schwarze Null" mit einem Gewinn am Schluss von 15.000 Franken unter dem Strich. Aber der Weg in die Zukunft, die auch hier unter dem Titel "Dekarbonisierung" heißt, sei es noch ein ziemlich langer Weg voller Ungewissheiten, sagten die beiden.
Die letzten Jahre waren für die URh von negativen Ergebnissen geprägt gewesen nach dem man sich 2016 eigentlich mit einer Restrukturierung und Neuausrichtung für die Zukunft fit gemacht zu haben schien. Zuerst die Beschränkungen durch die Lockdowns, dann jetzt die starken Preissteigerungen für Material und Treibstoffe und in 2022 ein Jahr, in dem die meiste Zeit wegen des niedrigen Wasserstands nicht durchgefahren werden konnte und ein Minus von über 600.000 Franken eingefahren wurde.
Aber 2023 zeige auf, das man sich gut aufgestellt habe: die 331.000 Beförderten Passagiere liegen nur noch um 2 Prozent unter dem Rekordjahr von 2019, damit habe man einen Ertrag von 5,06 Millionen Franken erreicht gegenüber 4,3 Millionen in 2022, freilich stieg der Aufwand von 4,1 Millionen Franken auf nun 4,45 Millionen Franken. Aber man habe ein deutliches Plus bei den Tagestickets erreicht. 16 Prozent Plus bei den Fahrgästen, ein Sprung von 25 Prozent bei der Fahrradbeförderung und auch ein Plus von 20 Prozent mit dem neuen Pächter der Bordgastronomie - die zudem an einen "Zero-Waste" Konzept erfreulich arbeite, zeigen für die beiden den Weg in die nähere Zukunft auf, der weiter beschritten werden soll. Was die Fahrräder betrifft, so sind freilich auf den Schiffen, die nie dafür gebaut wurden, schon Grenzen gesetzt und mit einer Preiserhöhung bei den Tickets im letzten Jahr fange man sich doch gerade auf der Deutschen Seite des Untersees bei Tagestouristen, die nicht von Vergünstigungen der Gäste- oder Bodenseecard profitieren können, doch Diskussionen ein, für die man sich warm anziehen müsse, sagte Sönke Bandixen. Wegweisend ist für das wiederum eine Spezialallianz mit den Höri-Gemeinden Öhningen und Gaienhofen, über die Kombifahrten mit dem Schiff und dem Rheinfall-Express subventioniert werden.
Und insgesamt verändere sich der Saisonverlauf immer mehr, sagte Remo Rey. Der Oktober sei mit 22.000 Fahrgästen und dem "Hebst-Hopping" der beste aller Zeiten gewesen und auch der September extrem stark. Wenn es im Sommer zu heiß sei, dann ging die Leute lieber ins, statt aufs Wasser, was verständlich sei. Erstmals wurde mit dem Top-Caterer Ahlan Habibi by Moses ein gastronomischen Winterangebot lanciert werden können, das bestens hier an der Schiffslände ankam. Zudem sei das Konzept zu verändert worden, dass man hier flexibel auf die Unterschiedlichen Fahrzeiten der Passagiere gerade auf dem Untersee reagieren könne, was auch einen Teil des Umsatzplus dort ausmachte.
Umweltlabels als Vorreiter
Die eigene Werft, die als wichtiger Standortvorteil in der Personalbindung gesehen wird, produziert ihrem Strom inzwischen auf dem Dach selbst, für die Wintermonate wolle man zudem nun auf Rheinwärme mit Wärmepumpen setzen um da komplett Energieautark zu werden. Auch durch den Einsatz von Biodiesel, der aber nicht bei allen Schiffen verwendet werden kann, habe man doch den CO2-Ausstoß in den letzten Jahren um 25 Prozent gesenkt. Zudem habe man als erstes Schweizer Tourismus-Unternehmen das "Good Travel Seal" im Level 2 als "Green Destination" erreicht. Das MS Schaffhausen wurde dieses Jahr in der Schale aufgefrischt und kupfern lackiert, weil das offensichtlich gegen die immer gefürchtetere Quagga-Muschel hilft.
Aber was eine Dekarbonisierung betrifft, so sei der Weg noch lang und voller Ungewissheiten, denn was auf dem See geht, funktioniert auf einer Stromfahrt zwischen Schaffhausen und Stein am Rhein eben nicht, so dass hier Forschungsprojekte in gang gesetzt werden. Vielleicht gebe es sogar mal Wasserstoff-Antrieb, wurde laut nachgedacht, aber dafür benötige man dann auch die entsprechende Infrastruktur, die es halt noch nicht gebe.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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