Politprominenz in Moos
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zu Besuch auf der Höri
Moos/Landkreis Konstanz. Besuch aus dem fernen Berlin gab es am Wochenende in der Bodenseeregion: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir war auf Einladung der Grünen-Landtagsabgeordneten Nese Erikli im Landkreis Konstanz unterwegs, um mit lokalen Landwirten ins Gespräch zu kommen. Neben Besuchen auf der Reichenau und der Mainau, gehörte auch ein Besuch in Moos zum Programm.
Gastgeberin Diana Maier-Ketterer vom Hof Duventäster-Maier ging es dabei primär um ein Thema: die Bürokratie. In der Landwirtschaft müsse sie bei der Arbeit flexibel sein und auf das Wetter achten, sagte sie. Vorgaben bei den Arbeits- und Pausenzeiten und die Zeiterfassung würden das schwieriger machen. "Das sind die Spagate zwischen Bürokratie und Gesetze und der praktischen Umsetzung." Anschaulich verdeutlichte sie ihren Punkt mit einem Stapel Dokumente, der sich in zwei Wochen, in denen sie gesundheitsbedingt ausgefallen war, angehäuft hatte. Seniorchefin Regina Duventäster-Maier wollte dann auch vom Minister wissen, wie er die Einteilung zwischen Büro- und praktischer Arbeit einschätze. Seine Schätzung von 40 Prozent Büro lag dann weit daneben. Tatsächlich seien es laut Duventäster-Maier mittlerweile 80 Prozent Büro und nur noch 20 Prozent Praktik.
Auch das Thema Mindestlohn wurde angesprochen - nicht zum ersten Mal, wie Bundesminister Özdemir und Abgeordnete Erikli einräumten. Für die Landwirtin passen die höheren Lohnkosten nicht mit dem überein, was sie für ihre Produkte verlangen könne, damit die Kunden "in der jetzigen Zeit" mitspielen. "Die Energie, die wir brauchen, ist auch nicht billiger geworden."
Für mehr Planungssicherheit für kleinere Betriebe plädierte Stefan Leichenauer, Vorsitzender des BLHV-Kreisverbands Konstanz (Badischer landwirtschaftlicher Hauptverband). Das sei notwendig, damit diese überlebensfähig bleiben. "Wir in Südbaden leben im Paradies", sagte er. Und in Baden-Württemberg steche Bio. Allerdings könne man nicht auf dem Weltmarkt mitspielen, da die Mengen nicht geliefert werden könnten. Das Biodiversitätsstärkungsgesetz sprach Bürgermeister Patrick Krauss an. Landwirte, die Flächen in Schutzgebieten von der Gemeinde gepachtet haben, hätten Existenzängste, sagte er.
Cem Özdemir seinerseits hörte die Anliegen der Gastgeber an und zeigte Interesse an der Arbeit auf dem Gemüsehof, dessen Einsatz von Nützlingen zur Schädlingsbekämpfung und den Hintergründen der Höri-Bülle. Er machte aber auch deutlich, dass nicht jedes Problem einfach zu lösen ist. Die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg seien Krisen, die sich die Politik nicht ausgesucht habe. Bezüglich der steigenden Preise erklärte er: "Ich hoffe, dass sich der Markt wieder beruhigt, wenn der Krieg zu Ende geht." Zudem meinte er, dass das "Ländle" im Bereich Landwirtschaft durchaus Vorbildcharakter hat - auch auf europäischer Ebene. "Man muss das Rad nicht neu erfinden. Es gibt eine super Blaupause auf dem Länd."
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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