Dramatischer Abend in der Schänle-Hölle
HSG Konstanz nach 34:33 gegen Pfullingen in der direkten Aufstiegsrunde
Konstanz. Die HSG Konstanz hat sich mit einem dramatischen 34:33 (14:17)-Heimsieg gegen den VfL Pfullingen vor der Rekordkulisse in der gesamten Aufstiegsrunde von mehr als 1700 frenetischen Fans den Gruppensieg gesichert und spielt damit am 21. Mai in Wilhelmshaven und am 28. Mai in der Schänzle-Hölle um den direkten Wiederaufstieg in die 2. Handball-Bundesliga.
Die Schänzle-Hölle glich von Anfang einem Tollhaus. In den letzten zehn Minuten peitschte die gelb-blaue Wand die HSG Konstanz komplett im Stehen und unermüdlich nach vorne. Kraft und Energie, die zu einem zweiten bemerkenswerten Comeback der HSG führte. In der ersten Halbzeit lag sie bereits mit sechs Toren zurück, eine Viertelstunde vor Schluss mit fünf Toren. Die furiose Aufholjagd gipfelte schließlich in einem Kempa-Trick, aufgelegt von Tim Bornhauser auf Aron Czako, der die Tribüne deutlich spürbar vibrieren ließ. 34:33! Acht Sekunden blieben Pfullingen noch nach der Auszeit. Kurz darauf jubelte Pfullingen, wähnte sich in den Finalspielen und aufgrund der absurden Regelung der mehr erzielten Auswärtstore in nur einem Spiel sogar auf Rang eins. Sekunden später tobten die Konstanzer durch die Halle und feierten den Sieg und Rang 1. Das Tor der starken Gäste kam Sekundenbruchteile zu spät. Nach wilden Diskussionen kündigte der VfL an, Einspruch gegen diese Entscheidung einlegen zu wollen. „Wir können die Emotionen von Pfullinger Seite natürlich verstehen bei so einem knappen Ausscheiden“, sagt HSG-Geschäftsführer André Melchert. „Das Kampfgericht war sich zu 100 Prozent sicher und hat dies auch in der Besprechung noch einmal verdeutlicht. Auch aus unserer Sicht war das Spiel vor dem letzten Treffer bereits beendet. Deswegen war dies die einzig richtige Entscheidung.“
Riesengroß war die Freude bei Jörg Lützelberger nach dem feststehenden Erfolg. „Wir freuen uns sehr“, strahlte der 36-Jährige. „Das Unentschieden wäre einmal mehr ein Hasenfuß in diesem komischen Modus gewesen. Dass wir heute null Auswärtstore werfen, Pfullingen in nur einem Spiel mehr Auswärtstore erzielt und damit den direkten Vergleich gewonnen hätte, wäre ein weiteres Mal bitter für uns gewesen“ Gleichzeitig fühlte er mit seinem Gegenüber Daniel Brack mit und meinte: „Wir haben gesehen, was für eine brutal starke Mannschaft und ein tolles Team Pfullingen ist. Mit ihren Leistungen in der Saison und der Aufstiegsrunde hätten sie eine Endspielteilnahme verdient. Kompliment an die Mannschaft und den Verein.“ Ebenfalls sehr positiv äußerte er sich über sein Team. Diesem waren zwar ungewöhnlich viele technische Fehler unterlaufen und eine große Nervosität anzumerken. Die Einstellung, der Kampfgeist und der Wille waren jedoch kaum zu toppen. Als nach elf Minuten plötzlich gar nichts mehr zusammenlaufen wollte und sich ein Ballverlust, an den nächsten reihte, ergriffen die Württemberger die Gunst der Stunde. Die Vorlagen nutzen sie zum 12:6 eiskalt aus. Mit Konsequenz, voller Wucht und hoher Effektivität spielten sich die Gäste, immer wieder angetrieben von Niklas Roth und Lukas Fischer, durch die offensive Konstanzer Abwehrformation. Zwischen den Pfosten hatten sie im Ex-Konstanzer Simon Tölke zudem einen ganz starken Rückhalt.
Konstanz hingegen flatterten nicht nur immer wieder die Nerven, auch das nötige Spielglück bei Aluminiumtreffern und Abprallern sprach für den Ex-Erstligisten. Bemerkenswert war jedoch die Leidenschaft der Gelb-Blauen. Peter Schramm verkürzte für sein verbissen um jeden Zentimeter kämpfendes Team auf 12:14. Konstanz schien zurück – bis zur nächsten Schwächephase nach dem hart errungenen 20:20-Ausgleich. Dreieinhalb Minuten später brachte Christian Jabot seine Farben erneut in Front: 20:24 – wieder eine riesengroße Hypothek für die HSG Konstanz. Mit dem eigenen Hexenkessel im Rücken startete Konstanz die nächste Aufholjagd. Mit einer defensiveren 6:0-Deckung und einem glänzend reagierenden Leon Grabenstein im Tor kämpfte sich die HSG Tor um Tor zurück. Hätte sie nach dem 33:31 nicht wieder den Pfosten getroffen, wäre es wohl nicht zum großen Drama in den letzten Sekunden gekommen. So fand ein denkwürdiges Spiel ein unfassbares Ende. Ein „Mega-Erlebnis“ war es so für Lützelberger: „Für mich. Für die Spieler, für die Fans, für die kleinen Kids in der Halle. Große Euphorie. Spektakuläres Handballspiel. Ich habe den Jungs gesagt: Das ist die Mannschaft, in der ich als Spieler gerne gespielt hätte. Es gibt keine Fragzeeichen, keine Schuldzuweisungen, wenn etwas nicht klappt. Alle geben Gas und immer ihr Bestes und wir suchen im Spiel nach der richtigen Lösung. Das ist uns spät, aber es ist uns gelungen.“
Finale am 21. und 28. Mai gegen Wilhelmshaven
Damit steht die HSG Konstanz in den Finalspielen, in denen in Hin- und Rückspiel die beiden Aufsteiger zwischen Potsdam und Pforzheim sowie Wilhelmshaven und der HSG ermittelt werden. Die beiden Sieger steigen auf. Konstanz muss zunächst am 21. Mai um 19.30 Uhr in Wilhelmshaven antreten und bestreitet dann das alles entscheidende Spiel am 28. Mai um 20 Uhr in der Schänzle-Hölle gegen den WHV. Tickets gibt es bald unter www.hsgkonstanz.de/tickets.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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