Fünf Jahre in der ersten Mannschaft
Fynn Beckmann hört auf im Sommer mit Handball

Fynn Bechmann, hier beim Spiel gegen Heilbronn. | Foto: Michael Elser
  • Fynn Bechmann, hier beim Spiel gegen Heilbronn.
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Konstanz. Das fünfte erfolgreiche Jahr verbringt Fynn Beckmann aktuell bei und mit Drittliga-Spitzenreiter HSG Konstanz. Am Saisonende wird der Linkshänder die Handball-Schuhe an den berühmten Nagel hängen und nach Beendigung seines Studiums mit dem Berufseinstieg einen neuen Lebensabschnitt beginnen.

Nach Handballkarriere der Berufseinstieg

Immer wieder glitt am Samstag der Blick des 28-Jährigen hinauf auf die mit 1450 Fans vollbesetzten Ränge in der Schänzle-Hölle. Reckte er die Fäuste gen gelb-blaue Wand, suchte die Interaktion mit den begeistert mitgehenden Fans. Wie so viele HSG-Spieler. Für Fynn Beckmann sind diese Momente aber noch einmal besonderer. „Ich habe das bewusst immer wieder aufgesaugt“, sagt er. Ab Sommer wird er solche Augenblicke des Glücks, des Adrenalins und der Gänsehaut nicht mehr vom Spielfeld aus erleben. „Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, erklärt er. Doch mit dem Abschluss seines Studiums in Literatur-Kunst-Medien an der mit der HSG kooperierenden Exzellenzuniversität Konstanz – Partnerhochschule des Spitzensports – und dem bevorstehenden Berufseinstieg im Bereich Sportmarketing verschieben sich die Prioritäten – auch, wenn der Entschluss an Tagen wie diesen doch etwas wehtut und viel Wehmut mitschwingt. Auf „viele positive Erlebnisse“ blickt der gebürtige Stuttgarter, der 2019 vom HBW Balingen-Weilstetten an den Bodensee gekommen war, „mit viel Dankbarkeit“. Als Spieler und Mensch sei er gereift, an tollen Erlebnissen, aber auch bitteren Niederlagen. „Am Samstag“, so Beckmann, „haben wir alle wieder gesehen, was diesen Verein ausmacht. Mit dieser Halle, diesen Fans, dieser Atmosphäre. Jeder Gegner freut sich auf die Spiele in der Schänzle-Hölle. Das ist einzigartig, selbst für die 2. Bundesliga.“

Heimat ist und bleibt Konstanz

Auch in Zukunft wird der Rückraumspieler nicht ohne sie auskommen müssen – und wollen. Sein Lebensmittelpunkt bleibt Konstanz, hier hat er nach eigener Aussage „seine Heimat gefunden.“ Allerdings beginnt nun ein neues Kapitel, wird die Sehnsucht angesichts häufiger werdender Wehwehchen und neuen beruflichen Herausforderungen nach einer Pause, nach einem längeren Urlaub und mehr Zeit für das Privatleben größer. „Der Leistungssport hat Spuren hinterlassen“, lacht der Mann, der noch vor einem Dreivierteljahr bei der Mannschaftvorstellung gescherzt hatte, der Rollator für ihn, als „Opa des Teams“, stehe schon bereit. Beim letzten Saisonspiel wird dieser sicher noch nicht benötigt werden, das eine oder andere Taschentuch hingegen ganz bestimmt.

„Sehr professionelle Einstellung“

„Fynn hat eine sehr professionelle Einstellung“, lobt André Melchert und bedauert gleichzeitig den Verlust einer Konstante seiner jungen Mannschaft. Der Geschäftsführer der HSG weiß: „Er hat viel für den Verein und das Team getan. Fynn hat lange mit sich gerungen, wir können aber verstehen, dass er sich nun in einen neuen Lebensabschnitt begeben möchte.“ Nicht, ohne sich so zu verabschieden, wie es einem ehrgeizigen Sportler vorschwebt: Das Maximale herausholen, bis zum Schluss ein hohes Pensum gehen. Der 1,93 Meter große Mann mit den wilden Locken wird sich und seine Mitspieler in jedem Training und Spiel pushen. Auch diese Momente genießt er ganz bewusst, denn „ich habe hier echte Freundschaften gefunden. Ich bin allen meinen Trainern und Mitspielern extrem dankbar, dass sie mich auf meinem Weg begleitet haben.“

„Bei der HSG tut sich Einiges – und ich bin überzeugt: Da geht noch mehr“

Wie schon Niklas Ingenpaß verriet, wird auch Beckmann noch seinen Enkelkindern vom Erlebnis Aufstieg in die 2.Bundesliga gegen Wilhelmshaven erzählen. Wenngleich das einmalig bleiben dürfte, der erneute direkte Wiederaufstieg in die stärkste zweite Liga der Welt ist jetzt der große Antrieb für die letzten Monate als aktiver Leistungssportler. „Wir müssen weiter den Fokus haben und die Spannung hochhalten“, fordert er. „Dann können wir mit diesem großen Plus daheim und auswärts durch unsere Fans weit kommen.“ Bei diesen möchte der Linkshänder sich für den bindungslosen Support in eigener und fremder Halle bedanken und hebt den familiären Umgang bei der HSG hervor. „Es ist beeindruckend“, sagt er, „wie viele engagierte, herzliche Menschen sich mit der HSG verbunden fühlen und sich für sie einsetzen. Diese Begeisterung ist der Wahnsinn. Danke für das in mich gesetzte Vertrauen.“ Die Vision der HSG, die Melchert ihm damals vorgestellt hatte, zog ihn nach Konstanz. Fünf Jahre später sieht Beckmann große Entwicklungsschritte bei der HSG und bedauert: „Schade, dass ich den fertigen Hallenanbau nicht mehr als Aktiver mitbekomme. Da tut sich Einiges – und ich bin überzeugt: Da geht noch mehr. Die HSG ist auf dem richtigen Weg.“ Der „Opa des Teams“ wird sich bald zurückziehen, viele große Talente in der HSG-Jugend streben auf der anderen Seite nach oben und geben Anlass zu Optimismus.

Autor:

Andreas Joas aus Konstanz

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