Ein dringender Apell für Weihnachten von den Ärzten des Klinikverbunds
Wir wollen kein zweites Thanksgiving bei uns
Kreis Konstanz. Es herrscht weiter große Anspannung angesichts weiter hoher Zahlen postiv auf das Coronavirus getesteter Personen im Landkreis. Wie Dr. Hannes Winterer vom Gesundheitsamt des Landkreises beim Treffen des Krisenstabs am Dienstag sagte, sind es derzeit vor allem 10 Pflegeheime in Landkreis die von Infektionen betroffen sind, was aber nicht immer gleich Ausbruch bedeutet. Zudem seien mit Stand Dienstag 20 Schulen und 9 Kitas im Landkreis durch Infektionsfälle und verschiedene Quarantäneversionen beeinträchtigt. „Unsere Nachverfolgung der Fälle funktioniert weiter gut, derzeit sind bei über 50 Prozent der Fälle die Wege nachvollziehbar, was aber gerade beim Infektionsgeschehen in den Pflegeinrichtungen einfacher ist“, so Landrat Zeno Danner. Die Kehrseite, die betagten Menschen, die sich vom Personal, von Besuchern, zum kleinen Teil bei Aufenthalten außerhalb des Heims oder in einem Fall bei einer Reinigungskraft infiziert hatten, versterben oft rasch. 58 Todesfälle sind inzwischen zu beklagen, elf mehr als noch vor einer Woche, wie am Nachmittag informiert wurde.
"Weihnachten muss dieses Jahr ganz anders werden"
Dramatisch geht derzeit die Zahl der Patienten in den Kliniken hin und her. Am Dienstag stieg sie um 13 neue Patienten innerhalb einer Woche, dazu kamen noch zehn Verdachtsfälle, die erst geklärt werden müssten. „Wir haben am Wochenende eine Anfrage aus einer anderen Klinik zur Übernahme eines Patienten gehabt, bei der wir an eine andere Klinik verweisen mussten“, so Prof Frank Hinder vom Hegau-Bodensee-Klinikum. Man komme doch langsam an Grenzen, aber inzwischen würden auch Patienten bereits wieder verschiebbare Operationen absagen, so Prof. Marcus Schuchmann vom Konstanzer Klinikum.
Die Mahnung der beiden und des Landrats ist unüberhörbar: Wir sollten uns im Klaren sein, dass Weihnachten dieses Jahr anders sein wird und dass wir auch dann möglichs wenig Kontakt zu anderem Menschen haben sollten. Prof. Hinder sieht die Nachwirkungen von „Thanksgiving“ in den USA, wo sich auch in Coronazeiten die Familien meist zum Truthahnessen am 26. November fast so trafen als gäbe die Pandemie nicht. Und die dafür gern auch quer durchs Lang flogen. Das führe das mit dramatischen Steigerungen bei den Infektionszahlen wie auch den Todesfällen vor, was uns hier blühe, wenn man hier Weihnachten feiere wie sonst auch, so Hinder.
Denn: „Das würden wir nicht bewältigen können“, warnen die beiden Mediziner. Landrat Zeno Danner deutete an, dass man durchaus über verschärfte Maßnahmen nachdenke weil sich keine Entspannung der Lage entwickle. Der Inzidenzwert für den Landkreis stieg nach einem kurzen Abschnitt unter 100 nun am Dienstag wieder auf 114 an. „Zwar wurde die neue Marke von der Politik nun bei 200 gesetzt, wir erachten aber immer noch die 50 als Grenzwert für einschneidende Maßnahmen", so Danner.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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